Der Tagesspioegel | 22.07.2017
Überfüllte Sammellager, Gewalt, Bürokratie, keine Perspektive – nichts ist gut für Flüchtlinge in Griechenland. Die Krise war nie weg. Das Chaos ist gewollt: Es soll abschrecken.
VON MARKUS BERNATH
Irgendwann wird er auch im Boot sitzen, zurück in die Türkei. Die Statistik der Asylbehörde Griechenlands verheißt nichts Gutes für ihn. Nur 3,4 Prozent der Bangladescher kommen durch. Sohel Miah müsste schon ziemlich viel Glück haben, er kann nur hoffen, dass seine Geschichte bei den Asylrichtern in Athen verfängt. „Ich finde, es ist nicht fair“, sagt der 37-jährige Ingenieur.
Miah ist der Sprecher der Flüchtlinge aus Bangladesch im Lager Moria auf der griechischen Insel Lesbos, wo 250 seiner Landsleute leben. Seit einem Jahr sitzt er auf der größten der Flüchtlingsinseln in der Ägäis fest. Zu Hause in Bangladesch hat er Probleme bekommen, so erzählt er. Miahs Vater ist ein Provinzpolitiker mit vielen Feinden; auch der Sohn wird bedroht. Miahs Asylantrag ist im Containerbüro auf Lesbos in erster Instanz abgelehnt worden. Seine Akte liegt jetzt in einem der Berufungskomitees in Athen. Dort wird sie auch noch bleiben.