taz | 23.04.2017
Noch können die Papierlosen auf eine Legalisierung ihres Aufenthalts hoffen – sofern Le Pen nicht an die Macht kommt. Sicher sind sie jedoch auch jetzt nicht.
Christian Jakob
MARSEILLE taz | Am Dienstag durchsucht die Antiterroreinheit UCLAT eine Wohnung im siebten Stock des Hauses 58, Rue de Crimée in Marseille, nur wenige Schritte hinter dem Bahnhof St. Charles. Sie finden drei Kilogramm Sprengstoff, eine Uzi Maschinenpistole, zwei halbautomatische Pistolen, eine selbst gebaute Granate und eine Fahne des IS. In der Wohnung leben die Franzosen Clément Baur, 24, geboren in Ermont nahe Paris und Mahiedine Merabet, 30, geboren in Croix, einem Vorort von Lille. „Die Verbindung zwischen Einwanderung und Terrorismus ist evident“, twittert Marion Maréchal-Le Pen, Mitglied der Nationalversammlung und Nichte der Präsidentschaftskandidatin Marine Le Pen.
Einen halben Kilometer weiter südlich, auf der Haupteinkaufsstraße von Marseille, steht zu dieser Zeit Ikram Aslouni. Um sie herum laufen Touristen, die zu den sandfarbenen Hallen des alten Hafens schlendern, Bettler, Straßenkehrer, in der Hand trägt sie Einkaufstaschen des Textildiscounters Primark. „Der Front National vermischt alles: Islam, Terrorismus und Einwanderung“, sagt Aslouni. Sie trägt aufgeklebte hellrosa Fingernägel, die Sonnenbrille in den Haaren, blondierte Strähnen. „Sarkozy hat auch so geredet, aber er meinte es nicht wirklich ernst“, sagt Aslouni.