Welt | 03.04.2017
Die Organisation Sea Watch rettet Flüchtlinge auf hoher See. So hilft sie den Schleppern, sagen Kritiker. Vorstandsmitglied Frank Dörner weist das zurück. Dieser „Unsinn“ diene einem bestimmten Ziel.
Von Flora Wisdorff
Die Welt: Herr Dörner, die „Sea Watch 2“ war im vergangenen Jahr an der Rettung von etwa 20.000 Menschen beteiligt. Seit ein paar Wochen ist sie wieder auf dem Mittelmeer zwischen Italien und Libyen im Einsatz. Wie ist die Lage?
Frank Dörner: Wir mussten unser Schiff im Winter auf der Werft wieder fit machen. Jetzt geht es wieder los, der Frühling ist da, es legen wieder mehr Boote von Libyen ab.
Die Welt: Die deutsche Regierung erwartet, dass in diesem Jahr 400.000 Flüchtlinge aus Afrika über die zentrale Mittelmeerroute versuchen werden, nach Europa zu gelangen. Mehr als doppelt so viele wie im letzten Jahr. Was bedeutet das für Ihren Einsatz vor Ort?
Dörner: Die Totenzahlen werden leider weiter steigen. Schon in den ersten Märztagen war die Rettungszentrale in Rom überlastet, viele Rettungsboote kamen gleich an die Grenze ihrer Organisations- und Koordinationsfähigkeiten. Zahlreiche zivile Seenotrettungsdienste sind unterwegs, aber viele der staatlichen und militärischen Akteure haben sich zurückgezogen. Wir werden alleingelassen. Es wird billigend in Kauf genommen, dass es in diesem Sommer noch mehr Tote geben wird. Dieses Jahr wird kein gutes Jahr.
Weiterlesen »