Quelle: Spiegel Online
Ein Interview von Heike Klovert
Slowenien ist in der Flüchtlingskrise überfordert, am heftigsten trifft es Brezice: Tausende kommen dort täglich über die Grenze. Bürgermeister Ivan Molan ist frustriert – und fordert die deutsche Regierung auf, die Menschen direkt abzuholen.
Ivan Molan, 52, wirkt nicht wie jemand, der gern die Kontrolle verliert. Der hünenhafte Bürgermeister der slowenischen Gemeinde Brezice steht an einer Dorfstraße, als sei er dort verwurzelt, die Füße hüftbreit nebeneinander, die Arme hinter dem Rücken verschränkt. Im Garten hinter ihm kollert ein Truthahn. Die Grenze zu Kroatien ist nur ein paar Hundert Meter entfernt.
Es ist diese Grenze, die dem Bürgermeister den größten Ausnahmezustand seiner zehnjährigen Amtszeit beschert hat – und den größten Kontrollverlust. Im Flüchtlingslager in Brezice ging es in den vergangenen Tagen chaotisch zu. Es fehlte zeitweise an Wasser und Essen. Flüchtlinge waren so wütend und verzweifelt, dass sie die Zelte anzündeten, in denen sie untergebracht waren.