Quelle: Hanauer Bote
Das Bote-Sommergespräch mit Hagen Kopp, Mitinitiator des Projekts „Alarm Phone“, das Flüchtlinge in Seenot unterstützt
Hanau. Das Bild des kleinen Aylan ging um die Welt: Ein kleiner kurdischer Junge, tot am Strand von Bodrum. Der Dreijährige war ertrunken, wie seine Mutter und sein Bruder, als die Familie, die aus Syrien geflüchtet war, von der Türkei aus per Boot versuchte, die griechischen Inseln zu erreichen. Nun kann man durchaus darüber diskutieren, ob es Fotos von toten Kindern in den Medien braucht, um die Gesellschaft für die unglaubliche Not von Flüchtlingen zu sensibilisieren, die Politik zum Handeln zu bewegen. Wenig Diskussionsbedarf gibt es indes hinsichtlich der Tatsache, dass diese Not existiert. Und dass sie so groß ist, dass immer wieder Menschen wie Aylans Eltern alles riskieren, um ihr zu entfliehen. Mit nichts außer ein bisschen Hoffnung. Und immer wieder müssen sie diese Hoffnung mit dem Leben bezahlen. Es ist eben dieser Umstand, der dafür sorgt, dass ich zum ersten Mal ein bisschen Bauchweh habe vor einem Tretboot-Interview-Termin. Denn mit Hagen Kopp möchte ich über die Schicksale von Menschen sprechen, die über das Mittelmeer vor Krieg und Elend fliehen. Beim Blick auf die Schlauchboote, die der Bootsverleih anbietet, komme ich deshalb nicht umhin, eine gewisse Beklemmung zu empfinden, denn während wir hier zu unserem Vergnügen über Main und Kinzig schippern, wagen sich immer wieder Menschen in genau solche, zumeist hoffnungslos überfüllten Boote, und das Mittelmeer, in dem wir fröhlich im Urlaub planschen, ist für tausende von ihnen zum Grab geworden. Dass so viele Flüchtlinge wie möglich sicher das Festland erreichen, das ist das Ziel, das sich Hagen Kopp gemeinsam mit seinen Mitstreitern gesetzt hat, als er vor einem Jahr das „Alarm Phone“ ins Leben rief, eine Notrufnummer für Flüchtlinge in Seenot. Ein wertvolles Engagement, in dem die Aktivisten aber ein Stück weit immer auch mit den Grenzen ihrer Möglichkeiten konfrontiert sind. Ein Gespräch über die Hilfe aus der Ferne, die unsinnige Idee der Schlepperbekämpfung und das Gefühl, mit Menschen in Todesangst zu sprechen.
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