Quelle: FAZ
In der Türkei sind mehr Flüchtlinge als in allen europäischen Ländern zusammen untergebracht. Lange hat Ankara versucht, Syrer an der Flucht nach Europa zu hindern. Nun demonstriert Erdogan seine Macht – und öffnet alle Tore.
Michael Martens, Athen
Zwei Szenen aus der Türkei dieser Tage: Die erste spielt in einer Moschee in Basmane, einem Stadtteil der türkischen Ägäis-Metropole Izmir, in dem viele Syrer auf dem Weg nach Europa einen Halt einlegen, um mit Schleppern Kontakt aufzunehmen und Einzelheiten ihrer Überfahrt auf eine griechische Ägäis-Insel auszuhandeln. In Basmane, so berichteten türkische Medien unlängst, habe ein Imam syrischen Flüchtlingen den Zugang zu einer Moschee verweigert, nachdem sich Anwohner beschwert hätten. Weil sie kein Geld für ein Hotel hatten oder alle Herbergen in der Umgebung schon belegt waren, hätten die Flüchtlinge sich tagelang auf dem Gelände der Moschee aufgehalten, dort geschlafen, sich gewaschen und gegessen. Das sei den Gläubigen irgendwann zu viel geworden, weil sie nicht mehr in Ruhe beten konnten.