Welt | 15.11.2017
Für die Flucht übers Mittelmeer geben verzweifelte Migranten alles – sie verkaufen ihre Organe für ein paar Tausend Euro. Doch sie werden nur ausgeweidet, ihr Traum platzt. Das System eines perfekten Verbrechens beginnt in Kairo.
Im Kairo jenseits des Nils sind die Straßen sandig und düster. Hochhäuser ragen dicht nebeneinander auf. Sie öffnen nur einen schmalen Spalt für den smoggrauen Himmel. Und das Auto, das abrupt im Staub neben Ibrahim hält, bedeutet Gefahr. Der Flüchtling aus Eritrea ahnt sofort, was die Männer wollen. Er kennt die Geschichten von Leichen, die Tage später wie Müll am Straßenrand auftauchen. Ihrer Organe beraubt, ausgeweidet wie erlegte Tiere.
Heute, ein paar Monate später, humpelt der 57-Jährige durch seine karge Wohnung, die er sich mit drei anderen Männern teilt. Er setzt sich auf das Bett, übereinandergelegte Matten. Das Gehen schmerzt, nicht nur wegen seines Alters.