zuerst erschienen: Jungle World 41 | 12.10.2017
Text: Valeria Hänsel (Volunteers for Lesvos)
Fotos: Roman Kutzowitz (Sea Watch)
Der „Hotspot“ Moria – Ein europäischer Albtraum
Der Wind pfeift durch das provisorische Zeltlager des Flüchtlingscamps Moria. Menschen stehen in einer Schlange und warten darauf, sich unter einem alten Schlauch mit eiskaltem Wasser zu duschen. Sie leben in schlecht befestigten Zelten inmitten eines Olivenhains, denn das Auffanglager Moria ist hoffnungslos überfüllt. Rund herum befinden sich Abfälle und Fäkalien, Toiletten gibt es kaum. Neben den Zelten ragt ein hoher Zaun mit NATO-Stacheldraht empor, hinter dem Militär stationiert ist und weitere Geflüchtete untergebracht sind. Der Anblick erweckt den Eindruck, als handle es sich um ein Hochsicherheitsgefängnis. Spärliche Wohncontainer stehen dicht gedrängt hinter mehrreihigen Stacheldrahtzäunen. Doch das Lager beherbergt keine Kriminellen sondern Menschen, deren einziges „Vergehen“ der Wunsch nach einem sicheren und besseren Leben ist. Es ist kein Lager, weit weg in Afrika oder Asien, sondern ein europäisches „Hotspot-Camp“ auf der griechischen Insel Lesbos: Ein Ort, an dem tausende Menschen seit anderthalb Jahren in einer völlig unzureichenden Versorgungslage ausharren müssen.