Quelle: NZZ | 12.01.2017
Die «Schwarze Höhle» in der serbischen Hauptstadt
Die Zahl der Gestrandeten in Serbien steigt stetig. Junge Afghanen und Pakistaner meiden die offiziellen Lager und richten sich im Stadtzentrum selber ein.
von Andreas Ernst, Belgrad
Belgrad ist am schönsten, wenn es schneit. Das Weiss legt sich wie ein weiches Tuch über die Stadt und deckt alles Hässliche und Halbfertige zu. Früh ist die Nacht angebrochen, die Temperaturen liegen tief im Minus. Hinter dem Busbahnhof, neben zerfallenden Lagerhallen, lodern Feuer. Ein scharfer Wind wirbelt die Schneeflocken durcheinander. Männer in wattierten Jacken, manche eine Wolldecke über den Schultern, wärmen sich an den Flammen. Sie sind jung – einige kaum halbwüchsig – und kommen aus Afghanistan, Pakistan und dem Irak. Sie wollen weiter nach Norden. Aber jetzt stecken sie fest im Winter, mitten in der serbischen Hauptstadt.