Zeit Online | 04.06.2018
Rom (dpa) – Bei dem Bootsunglück im Mittelmeer vor der tunesischen Küste könnten am Wochenende mehr als 110 Menschen ums Leben gekommen sein. Neben 48 geborgenen Leichen gebe es „vielleicht mehr als 64 Vermisste“, twitterte ein Sprecher der Internationalen Organisation für Migration. Das IOM-Büro in Tunesien erhöhte am Abend die Zahl der ins Krankenhaus gebrachten Toten auf 60. Mehr als 70 Migranten hätten das Unglück nahe der Inselgruppe Kerkenna überlebt. Die Opfer sind offenbar hauptsächlich Tunesier
:::::
taz | 05.06.2018
Gekentertes Fischerboot bei Tunesien: Das Grab vor der Küste
Vor den Kerkenna-Inseln starben zahlreiche Menschen bei einem Bootsunglück. Das Archipel wird zunehmend zum Startpunkt für die Flucht nach Europa.
Mirco Keilberth
Mindestens 48 Migranten sind am vergangenen Samstag gestorben, nachdem ein Fischerboot vor den tunesischen Kerkenna-Inseln gekentert ist. Ein Aufklärungsflugzeug und ein Patrouillenboot der tunesischen Armee retteten Dutzende Überlebende, die im Wasser trieben. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) überlebten 70 Migranten.
IOM-Sprecher Flavio di Giacomo glaubt, dass die Opferzahlen wie bei vielen anderen Unglücken nur grobe Schätzungen sind. Auf dem Kurznachrichtendienst Twitter vermutete di Giacomo am Montag es seien „vielleicht mehr als 64 Vermisste“. Es ist das seit einem Jahr schwerste Unglück im südlichen Mittelmeerraum, seit im Februar vor der libyschen Küste mindestens 90 Menschen ertranken.
Ein Überlebender sagte dem Radiosender Mosaique FM aus Tunis, dass die mehr als 180 Insassen innerhalb weniger Minuten über Bord gingen, nachdem das 9 Meter lange, überladene Holzboot voll Wasser lief. Der angeblich von den Kerkenna-Inseln stammende Kapitän flüchtete, ohne ein Notsignal abgegeben oder andere Schiffe zu Hilfe geholt zu haben.
Zur Herkunft der Passagiere gibt es unterschiedliche Angaben: Zeugen sagten der taz, die Opfer kämen mehrheitlich aus Westafrika. Das tunesische Verteidigungsministerium gab allerdings an, dass es sich hauptsächlich um Tunesier handele. Im vergangenen Jahr haben nach Angaben der tunesischen Regierung 5.700 Tunesier versucht, über den Seeweg nach Italien zu gelangen – auch wenn sie in der EU so gut wie keine Chance auf eine offizielle Aufenthaltsberechtigung haben.
Jonathan Akufo aus Ghana ist einer von denen, die das Unglück überlebt haben. Er wird im Krankenhaus der Hafenstadt Sfax behandelt. „Wir hielten uns 9 Stunden an Holzplanken über Wasser fest, aber nicht alle haben so lange durch gehalten“, sagte er der taz.
Schmuggler weichen auf Tunesien aus
Eigentlich starten wesentlich weniger Migranten auf Booten Richtung Italien als vom chaotischen Nachbarland Libyen. Während die tunesische Marine seit Jahren regelmäßig Fischerboote kontrolliert, kreuzen libysche Patrouillen erst seit diesem Jahr verstärkt vor Sabratha, Zuwara oder Khoms.
Doch seit die Häfen und Strände im benachbarten Libyen von Milizen und der neu aufgebauten Marine schärfer kontrolliert werden, starten von den Kerkenna-Inseln wöchentlich Fischerboote mit Migranten in Richtung Sizilien. Vor allem die katastrophalen Zustände in den Lagern für aufgegriffene Migranten an der libyschen Küste und Entführungen veranlassen viele Schmuggler dazu, wieder nach Tunesien auszuweichen.
Auch das harte Durchgreifen der algerischen Sicherheitskräfte gegen Migranten hat dazu geführt, dass wie 2011 Hunderte Migranten im Niemandsland zwischen Tunesien und Libyen südlich des Grenzübergangs Ras Jadir auf einen Platz in einem tunesischen Fischerboot warten. Die informelle Ökonomie, der Schmuggel über die Grenzen zu Algerien und Libyen, hat nach Meinung von Experten längst den Tourismus als wichtigste Devisenquelle abgelöst. Tunesien leidet unter einer schweren Wirtschaftskrise, die gerade den Süden besonders trifft.
Die EU-Länder sorgen für 70 bis 80 Prozent des tunesischen Außenhandels. Geht es nach Brüssel, werden die Grenzen nach Europa zwar für in Tunesien produzierte Oliven und Textilien durchlässiger, nicht aber für Arbeitsmigranten und Flüchtlinge. Italien trainiert und finanziert tunesische Polizeipatrouillen. Dafür nimmt Tunesien wiederum Staatsbürger zurück, nicht aber Migranten aus Drittstaaten. Pläne für Aufnahmelager von Migranten bei Ras Jadir sind jedenfalls wieder vom Tisch, die Behörden fürchten, diese könnten zu Brutstätten für Radikalisierung werden und Touristen fernhalten.
Auf den Kerkenna-Inseln gab es im vergangenen Jahr soziale Unruhen, viele Fischer auf dem rund 40 Kilometer langen Archipel können von ihrem Beruf nicht mehr leben. Die steigenden Wassertemperaturen sorgen dafür, dass sie immer weiter aufs Meer hinausfahren müssten.
„Bereits 30 Kilometer vor der Insel nehmen uns die italienischen Industrieschiffe den Fang vor der Nase weg, ich habe rund 60 Prozent weniger Einkommen als vor 10 Jahren“, klagt ein Fischer, der anonym bleiben will. In seinem Beruf ist meist kaum mehr als 400 Euro im Monat zu verdienen. „Zwei Fahrten pro Jahr mit Migranten nach Italien bringen mir mehr Einkommen als der Fischfang in den restlichen Monaten.“
:::::
mosaiquefm | 04.06.2018
Drame de Kerkennah: 32 cadavres de victimes identifiés
Le nombre de cadavres identifiés et remis à leurs familles a atteint 32. Durant la journée, 8 cadavres dont la majorité est originaire d’El Hamma à Gabès. Ils ont été remis à leurs familles, trois originaires de Béni Khedache à Médenine, un de Tataouine et un autre d’Ennadhour à Zaghouan.
Aucun cadavre des victimes tunisiennes n’est resté à la morgue du CHU Habib Bourguiba à Sfax à l’exception de deux en plus de 14 cadavres d’africains.
Par contre, aucun cadavre n’a été repêché aujourd’hui à cause des mauvaises conditions météo et la visibilité très réduite pour les sauveteurs.
Les opérations de recherche doivent reprendre mardi matin au lieu du naufrage au large de Kerkennah.
:::::
mosaiquefm | 05.06.2018
Drame de Kerkennah : l’enquête confiée aux inspecteurs du MI
Suite à sa visite effectuée au gouvernorat de Sfax pour superviser le conseil régional de la sécurité dans la région qui a eu pour objet, le naufrage d’un bateau transportant des migrants clandestins, au large des côtes de Kerkennah le ministre de l’intérieur, Lotfi Brahem a ordonné l’inspecteur central et les inspecteurs des directions générales de la garde nationale et de la sécurité nationale de se rendre à Kerkennah pour enquêter, sur place, sur ce drame ayant causé la mort de dizaines de personnes, et déterminer les responsabilités.
:::::
TAP | 04.06.2018
Tunisia voices great surprise at Italian new Interior Minister’s comments on migration
Italian ambassador in Tunis Raimondo De Cardona was summoned on Monday at the Ministry of Foreign Affairs where he was conveyed Tunisia’s great surprise at the comments by Italian new Minister of Interior Matteo Salvini.
During a local campaign stop in Sicily on Sunday, Salvini said Tunisia was a free and democratic country that isn’t experiencing „wars, epidemics, famines or pestilence.“ And yet, he continued, Tunisia „isn’t exporting gentlemen, it seems more often they’re exporting convicts.“
In a statement, the ministry stressed that these statements do not reflect the level of co-operation between the two countries in the field of migration.
The Italian interior minister’s remark shows a lack of knowledge of the various co-ordination mechanisms established between the Tunisian and Italian services in charge of the fight against irregular migration, said the same source.
The department reaffirms, in its statement, Tunisia’s concern to work with the Italian new government to strengthen the relations of friendship and strategic co-operation between the two countries.
Following the release of the statement, the Italian ambassador contacted the department to convey the clarifications of the Italian minister who instructed him to clarify that his comments were taken out of context.
He affirmed his commitment to develop co-operation with Tunisia in areas under his competence.