Handelsblatt | 07.07.2017
Die Flüchtlingszahlen ebben nicht ab. Im ersten Halbjahr 2017 kamen mehr als 90.000 Asylsuchende nach Deutschland. Die meisten immer noch über einen Weg, der eigentlich versperrt sein sollte – die Balkanroute.
Frank Specht
Deutschland bleibt weiter das Sehnsuchtsland für Flüchtlinge aus den Kriegs- und Armutsregionen dieser Welt. Im ersten Halbjahr registrierten die Behörden knapp 90.400 Asylsuchende, wie das Bundesinnenministerium am Freitag mitteilte. Das sind nur noch etwa halb so viele wie im Vorjahreszeitraum. In der zweiten Hälfte des Jahres 2015 waren noch achtmal so viele Flüchtlinge gekommen.
Aus dem „Flüchtlingsstrom“ des Jahres 2015 ist also mittlerweile ein Bach geworden, aber noch kein Rinnsal, wie man angesichts der Meldungen über die geschlossene Balkan-Route eigentlich vermuten könnte. Schließlich hatten Staaten wie Mazedonien, Serbien, Kroatien, Ungarn und Slowenien, über deren Territorium auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise täglich tausende Flüchtlinge von Griechenland oder der Türkei nach Westen wanderten, bereits im Herbst 2015 strenge Kontrollen eingeführt und im März 2016 die Grenzen für durchreisende Asylsuchende gesperrt.