29. März 2017 · Kommentare deaktiviert für EU-Pläne in Nordafrika: „Europa baut eine Mauer gegen Flüchtlinge“ · Kategorien: Afrika, Libyen, Sahara · Tags: , ,

Die Welt | 27.03.2017

Pro Asyl kritisiert die Pläne der Europäer, die Mittelmeer-Route bereits in der Sahara zu kappen. Aus Sicht der Menschenrechtsorganisation wird die Maßnahme viele Flüchtlinge treffen.

Die Menschenrechtsorganisation Pro Asyl hat die Pläne der Europäischen Union (EU) für einen strengeren Schutz der südlichen Grenze Libyens kritisiert. „Europa baut im südlichen Libyen eine zweite Mauer auf, damit Flüchtling nicht einmal in die Nähe der Außengrenzen Europas kommen“, sagte Geschäftsführer Günter Burkhardt der „Welt“.

Die Pläne der Europäischen Union richteten sich auch gegen Flüchtlinge, die „aus der Diktatur in Eritrea und vor den Warlords in Somalia fliehen“. Burkhardt sagte: „Die neuen Pläne funktionieren nach dem Motto ,Aus den Augen, aus dem Sinn‘. Je weiter die Flüchtlinge von Europa weg sind, umso weniger regt sich die Öffentlichkeit auf.“

Am Wochenende hatte die „Welt am Sonntag“ berichtet, dass die EU helfen wolle, die Südgrenze Libyens stärker gegen illegale Migranten abzusichern. Beamte des Europäischen Auswärtigen Dienstes und der EU-Kommission prüften, ob und unter welchen Bedingungen eine EU-Polizeimission entsendet werden könne, die libysche Grenzbeamte bei ihrer Arbeit unterstützt. Im Gespräch seien technische Hilfen wie Drohnen, Hubschrauber und Satellitentelefone, aber auch die Unterstützung durch Grenzpolizisten aus Europa.

Mehr als 90 Prozent starten in Libyen

Die Europäische Union reagiert damit auf die hohen Migrationszahlen aus Libyen. Im vergangenen Jahr wurde der Rekordwert von rund 180.000 Migranten registriert, die in Italien ankamen. In den ersten Wochen dieses Jahres sind deutlich mehr Personen gekommen als im Vorjahreszeitraum.

Mehr als 90 Prozent fahren mittlerweile in Libyen los. Aus Ägypten sind es im Vergleich zum Vorjahr weniger geworden. Fast 80 Prozent der Einreisenden haben nach italienischen Angaben keine Chance auf Asyl in Europa. Die italienische Regierung rechnet für 2017 mit etwa 250.000 Migranten, die kommen könnten. Die Regierung in Rom steht vor dem Problem, die hohe Anzahl von Migranten unterzubringen und zu versorgen. Bislang haben sich nur wenige EU-Staaten bereit erklärt, Italien Migranten abzunehmen.

Pläne, wonach die Geretteten von See direkt in Asylzentren in Nordafrika gebracht werden sollten, werden von den Staaten in der Region abgelehnt. In Libyen besteht zudem das Problem, dass in dem Land drei Regierungen und viele Milizen miteinander um die Macht im Land konkurrieren.

Mehr als 1000 Menschen vor dem Ertrinken gerettet

Im Mittelmeer haben Helfer am Wochenende fast 1200 Menschen vor dem Ertrinken gerettet. Ärzte ohne Grenzen und SOS Méditeranée entdeckten die Flüchtlinge nach eigenen Angaben auf seeuntauglichen Holz- und Gummibooten vor der libyschen Küste. Die Rettungsschiffe sollten noch am Montag in europäischen Häfen einlaufen, wie die Organisationen nach den Einsätzen mitteilten.

Unter den Geretteten befand sich laut Ärzte ohne Grenzen ein etwa ein Monate alter Junge, der mit seiner Mutter und Großmutter unterwegs war. Eine junge Frau konnte nur noch tot geborgen werden, berichtete SOS Méditeranée. Das Schiff „Prudence“ rettete am Samstag rund 540 Menschen, die „Aquarius“ in der Nacht zum Sonntag innerhalb von sechs Stunden 645 Menschen. Derzeit sind sieben zivile Rettungsschiffe zwischen Libyen und Italien unterwegs.

Im Mittelmeer kentern immer wieder behelfsmäßige Flüchtlingsboote. Binnen einer Woche wurden mehr als 6000 Menschen aufgegriffen, die mit Schiffen die Überfahrt von Afrika Richtung Europa versuchten. Seit Jahresbeginn gelangten auf diese Weise bereits mehr als 22.000 Menschen nach Italien.

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