20. März 2017 · Kommentare deaktiviert für „US-Grenzmauer soll zwischen fünfeinhalb und gut neun Metern hoch werden“ · Kategorien: Marokko, Spanien, Ungarn, USA · Tags: ,

Telepolis | 20.03.2017

Unter den etwa 700 Firmen, die sich für den Bau interessieren, ist auch das Unternehmen Magal, das in Israel eine elektronische Untertunnelungssicherung entwickelte

Peter Mühlbauer

Die US-Regierung hat am Wochenende bekannt gegeben, welche Anforderungen die von Donald Trump versprochene neue Befestigung an der Grenze zu Mexiko erfüllen muss: Eine Höhe zwischen umgerechnet fünfeinhalb und gut neun Metern soll zusammen mit der Oberflächengestaltung verhindern, dass Personen die Mauer übersteigen, bevor sie entdeckt werden. Oberflächengestaltung und Material sollen zudem dafür sorgen, dass sie das auch mit Hilfe von Kletterhaken nicht können. Unterirdisch soll die Befestigung bis in eine Tiefe von 1,8 Meter den Bau von Tunneln unmöglich machen.

Konkrete Vorgaben macht die Bekanntmachung allerdings nur insofern, als sie verlangt, dass zumindest ein Teil des Bauwerks aus Zement bestehen muss. Außerdem muss es Penetrationsversuchen mit Werkzeugen wie Spitzhacken, Meißeln, Vorschlaghämmern und Schneidbrennern mindestens 30 Minuten lang standhalten. Die Bauunternehmer sollen dabei auf Teile zurückgreifen, die in den USA gefertigt werden – außer, diese wären unverhältnismäßig viel teurer als importiertes Material. Farblich und anderweitig ästhetisch ansprechend und an die Landschaft angepasst muss die Mauer nur auf der US-Seite sein.

An Mitteln für das Bauwerk wurden im US-Haushalt für dieses und nächstes Jahr bislang 4,3 Milliarden Dollar bereitgestellt. Präsident Trump sieht diese Mittel als Vorschuss an, den er sich von Mexiko durch Zölle oder Steuern auf Auslandsüberweisungen zurückholen möchte.

Die etwa 700 Firmen, die sich für Aufträge zum Bau dieser Mauer interessieren, können jetzt bis zum 29. März Vorschläge einreichen. Anschließend will die United States Customs and Border Protection (CBP) mehrere Unternehmen auswählen, die dann jeweils einen etwa 10 Meter langen Prototypen errichten sollen, um die Tauglichkeit ihrer Pläne unter Beweis zu stellen.

In der Vergangenheit zeigte unter anderem die israelische Firma Magal Security Systems großes Interesse an dem Auftrag, für den sie eine Partnerschaft mit einer US-Firma eingehen will. Magal errichtete die Befestigungen zwischen Israel, dem Gazastreifen und der West Bank. Ihre „Smart Fences“ sind nicht nur mit Überwachungskameras, sondern auch mit Bewegungsmeldern, Satellitenanschlüssen und Erdsensoren ausgestattet (vgl. Hightech-Mauer am Gazastreifen).

Ein hoher Kilometerpreis und ein potenzieller Markt in Europa

Diese Erdsensoren sollen registrieren, wenn versucht wird, eine Grenzbefestigung zu untertunneln. In der Vergangenheit nutzten Araber solche Tunnel nicht nur zur Einfuhr von Gütern, die Israel in dem von der Terrororganisation Hamas beherrschten Gebiet nicht erlaubt, sondern auch dazu, um Attentäter nach Israel zu schleusen und den israelischen Soldaten Gilad Shalit zu entführen. Außerdem entdeckten israelische Sicherheitskräfte große Mengen Sprengstoff, die offenbar dazu vorgesehen waren, das Bauwerk unterirdisch zu sprengen.

Auf den Kilometer umgerechnet kosten die Magal-Befestigungen sehr viel mehr als die 4,3 Milliarden Dollar, die Trump ausgeben will: Alleine für die Verstärkung der relativ kurzen Grenzmauer zu Gaza genehmigte die israelische Regierung im September umgerechnet gut 500 Millionen Dollar, mit denen unter anderem unterirdische Betonmauern errichtet werden sollen. Die Grenze zwischen Israel und Gaza ist etwa 60 Kilometer lang, die zwischen Mexiko und den USA 3.200. Die längeren israelischen Sicherungsanlagen im Westjordanland sind zwar billiger, aber deutlich weniger aufwendig gestaltet. Sie bestehen zu 95 Prozent aus videoüberwachten Zäunen und nur in der Nähe größerer Siedlungen aus Beton.

Saar Koursh, der CEO von Magal, meinte gegenüber Bloomberg, dass das Grenzbefestigungsgeschäft seinen aktuellen Boom unter anderem dem islamistischen Terror verdankt: „Die Welt“, so Koursh, „ändert sich – und Grenzen kommen wieder, und zwar ganz gewaltig.“ Außer in den USA sieht er für seine Firma auch in Europa neue Märkte:

Die aktuell sechs Meter hohen, 24 Kilometer langen und zu drei Viertel von Brüssel bezahlten Grenzzäune, die diesen Wirtschaftsraum an den spanischen Exklaven Ceuta und Melilla sichern sollen, werden immer wieder von Migranten gewaltsam gestürmt: Am 17. Februar 2017 verschafften sich 498 Personen auf diese Weise Zugang, wobei sie 11 spanische und 10 marokkanische Polizisten verletzten, am 20. Februar gelang etwa 300 die illegale Einreise.

An der östlichen Migrationsroute hat Ungarn 2015 einen 175 Kilometer langen und knapp 100 Millionen Euro teuren Zaun an der Grenze zu Serbien errichtet. Er besteht zum großen Teil nur aus Maschen- und Stacheldraht. Ein Betonfundament ließ man teilweise bewusst weg, um Tieren das Durchqueren zu erlauben. Für den zwischen zehn und hundert Meter breiten Sicherheitsstreifen zahlte die ungarische Regierung den Eigentümern etwa 50 Cent pro Quadratmeter. Wer nicht verkaufen wollte, wurde enteignet und entschädigt. Ein entsprechendes Vorgehen wird auch an der Grenze zwischen Mexiko und den USA erwartet, wo der Boden eher trocken und karg und die Grundstückspreise entsprechend niedrig sind.

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