ak 630 | 19.09.2017
Über die Schließung der Fluchtrouten im zentralen Mittelmeer und den Ausbau der »Festung Europa« in Afrika
Britta Rabe
Die Zahl der Geflüchteten, die von Libyen aus den Weg über das Mittelmeer nach Italien nehmen, ist seit August 2016 innerhalb eines Jahres um mehr als die Hälfte gesunken. Dafür sind mehrere Faktoren verantwortlich: Der wichtigste Startpunkt der Route, die libysche Hafenstadt Sabrata, wird derzeit von bewaffneten Einheiten kontrolliert, die die Menschen von ihrer Flucht abhalten und sie in Auffanglager bringen. Italien zahlte fünf Millionen Dollar an lokale Milizen, um die Abfahrten vom Küstenstreifen rund um die Stadt az-Zawiya im Nordwesten Libyens für einen einzigen Monat zu verhindern. Die Regierung in Rom streitet dies jedoch ab – offiziell unterstützt Italien libysche Kommunen lediglich beim wirtschaftlichen Aufbau. Eine eigenmächtige »libysche Küstenwache«, die selbst im Schleppergeschäft aktiv ist und von der EU ausgebildet wurde, zeigt vor der Küste verstärkte Präsenz. Libyen wird inzwischen von zwei italienischen Schiffen unterstützt, die bis in nationale Gewässer hinein agieren. Da Italien rechtlich dazu verpflichtet ist, Gerettete nicht an Staaten auszuliefern, wo schwere Menschenrechtsverletzungen begangen werden, lässt es dies nun einfach durch Libyen selbst erledigen.