Welt | 14.09.2017
Die Schleusung von Migranten nach Europa war ein hochlukratives Business. Es machte skrupellose Männer zu reichen Provinzfürsten. Auch in der Stadt Zuwara. Nun aber ändert sich die Lage plötzlich.
Von Beat Stauffer, Zuwara
Zuwara wirkt auf den ersten Blick wie eine vom Bürgerkrieg verschonte Provinzstadt Libyens. Entlang der erstaunlich gepflegten Hauptstraße gibt es zahlreiche Lebensmittelgeschäfte, Bäckereien, Handyshops, Cafés sowie eine Apotheke. Einzig die geschlossenen Banken lassen erahnen, dass sich das Land in einer schweren Krise befindet.
Die Frauen sind verschleiert; die rund 45.000 Bewohner von Zuwara bekennen sich zu der kleinen Glaubensgemeinschaft der Ibaditen, die als strenggläubig, sparsam und fleißig gelten. Dunkelhäutige Migranten gehören zum Straßenbild. Die Hafenstadt nahe der tunesischen Grenze im Nordwesten Libyens ist eine der wichtigsten Drehscheiben der illegalen Emigration in dem Land. Zumindest war sie das bis vor wenigen Wochen.