10. März 2016 · Kommentare deaktiviert für „Verzweiflung und Wut in Griechenland wachsen“ · Kategorien: Balkanroute, Griechenland, Mazedonien

Quelle: ARD Tagesschau

Für Flüchtlinge ist derzeit in Griechenland Endstation – nach Mazedonien ginge es nur mit gültigem Visum. In ihrer Verzweiflung demonstrierten heute in Athen Migranten für eine Öffnung der Grenze. Auf EU-Ebene gab es Lob und Tadel für die faktische Schließung der Balkanroute.

Nach der faktischen Abriegelung der Balkanroute haben in Athen Hunderte Flüchtlinge lautstark für die Wiederöffnung demonstriert. Sie riefen „Macht die Grenze auf“ und „Wir sind auch Menschen“, berichtete das griechische Fernsehen. Die Mehrzahl der Demonstranten sollen Afghanen gewesen sein, die im Gegensatz zu Syrern seit Wochen gar nicht mehr über die Grenze nach Mazedonien gelassen werden.

Dort sammeln sich trotz der Abriegelung der Grenze für Flüchtlinge immer mehr Menschen. Nach Informationen der Nachrichtenagentur AP kampieren allein bei Idomeni etwa 14.000 Menschen. Die Agentur beruft sich auf Hilfsorganisationen. Heftiger Regen machte die Not der in Zelten oder unter freiem Himmel schlafenden Menschen noch schlimmer. Dennoch kamen heute Dutzende weitere Männer, Frauen und Kinder an. Idomeni war monatelang die Hauptdurchgangsstation der Flüchtlinge zur westlichen Balkanroute in Richtung Mitteleuropa. Inzwischen lässt Mazedonien nur noch Menschen mit gültigen Reisepässen und Visa passieren. Zuvor hatten bereits Slowenien, Kroatien und Serbien diese Regelungen erlassen.

36.000 Flüchtlinge in Griechenland – Tendenz steigend

Nach Schätzungen des griechischen Krisenstabs halten sich etwa 36.000 Flüchtlinge im Land auf. Die Zahl ändere sich stündlich, da immer mehr Menschen aus der Türkei ankämen, teilte das Gremium in Athen mit. Laut Krisenstab warten im Aufnahmelager von Idomeni ungefähr 8550 Migranten aus – also deutlich weniger als von den Hilfsorganisationen geschätzt. Zugleich befänden sich etwa 7300 Migranten auf den Inseln der Ostägäis sowie ungefähr 9400 in verschiedenen Lagern im Raum Athen.

Die griechische Regierung sieht erste Hinweise, dass die NATO-Patrouillen in der Ägäis die Zahl der ankommenden Flüchtlinge verringern. Vizeverteidigungsminister Dimitris Vitsas sagte, der Einsatz erhöhe den Druck auf Schlepper. „Gestern hatten wir rund 700 Menschen“, sagte Vitsas dem staatlichen Radiosender – in der Zeit davor waren es lange durchschnittlich 2000 Menschen täglich gewesen.

Bis zum 7. März haben in diesem Jahr mehr als 132.000 Menschen aus der Türkei auf die griechischen Inseln übergesetzt. Dies teilte das UN-Flüchtlingshilfswerk mit. 38 Prozent davon waren demnach Kinder, 22 Prozent Frauen und 40 Prozent Männer.

Eine „gemeinsame Strategie“ …

Auf EU-Ebene hat die Schließung der Balkanroute unterschiedliche Reaktionen ausgelöst. Ratspräsident Donald Tusk begrüßte die Entscheidungen der Balkanstaaten. „Bei den irregulären Migrationsströmen entlang der Westbalkanroute ist das Ende erreicht“, erklärte Tusk auf Twitter. Er danke den Ländern des Westbalkan dafür, die gemeinsame Strategie der EU in Teilen umzusetzen, um mit der Flüchtlingskrise umzugehen.

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