Die größte Rettungsaktion zu Zeiten der Festung Europa findet derzeit vor der Küste Libyens statt. Das gesamte Wochenende und auch in der Nacht zu Montag werden fortlaufend immer mehr Rettungsschiffe, Kriegsschiffe, Frachtschiffe und Hubschrauber unter Koordination der italienischen SOS-Zentrale zur Rettung von wahrscheinlich mehr als einem Dutzend Flüchtlingsbooten eingesetzt. Über Satellitentelefone und Internet-Tracking lässt sich die riesige Rettungsaktion seit drei Tagen verfolgen. Das Alarm Phone von WatchTheMed und viele andere Kontaktgruppen und -personen sind durch Bootsflüchtlinge und Angehörige eingeschaltet, ein ausführlicher Bericht folgt.

Noch nie hat es in den Massenmedien einen solchen Informations-Blackout zu Rettungsaktionen gegeben.

Die italienische Küstenwache, die institutionell in die italienische SOS-Zentrale eingebunden ist, hat in früheren Zeiten wie die italienische Marine zeitnah und stolz von ihren Rettungseinsätzen auf Twitter und durch Presse-Mitteilungen berichtet, die Massenmedien übernahmen die Meldungen sofort. Die letzte Mitteilung der laufenden Rekord-Rettungsaktionen stammt redaktionell von Sonntagmorgen, sie wurde als Presse-Statement in gleichem Wortlaut am gestrigen frühen Nachmittag verbreitet.

Die umfassende Informations- und Dokumentationspflicht gehört zu jedweder Rettungsaktion. Unterdrückte Nachrichten schaden den zu Rettenden. Einige Bootsflüchtlinge, die am Wochenende Stunden und Tage ohne verläßliche Nachricht über ihre anlaufende Rettung ausharren mussten, sind vor Verzweiflung ins Wasser gesprungen und ertrunken. Ein bewusster Informations-Blackout kann der Verschleierung bei Schiffskatastrophen dienen