16. April 2017 · Kommentare deaktiviert für „Deutsches Rettungsschiff in Seenot“ · Kategorien: Italien, Libyen, Mittelmeer · Tags: , ,

Spiegel Online | 16.04.2017

Die private Hilfsorganisation Jugend Rettet hilft verunglückten Flüchtlingen im Mittelmeer. Nun ist ihr eigenes Schiff in Seenot geraten: „Wir sind manövrierunfähig, weil so viele Personen an Bord sind.“

Das Rettungsschiff einer privaten deutschen Hilfsorganisation ist auf dem Mittelmeer in Seenot geraten. „Wir sind komplett manövrierunfähig, weil so viele Personen an Bord sind“, sagte Pauline Schmidt, Sprecherin der Organisation Jugend Rettet. „Zusätzlich zieht schlechtes Wetter auf, und circa 400 Personen, die meisten Frauen und Kinder, befinden sich ohne Rettungswesten auf Booten in der Nähe.“

Die „Iuventa“ habe offiziell das Notsignal „Mayday“ an die zentrale Seenotrettungsleitstelle MRCC für das Mittelmeer in Rom gesendet. „Wenn keine Hilfe kommt, werden wir Leute verlieren“, sagte Kai Kaltegärtner, Kapitän des Schiffes.

Kritik am Einsatz der Helfer

Die privaten Retter sehen sich mit einer aus ihrer Sicht beispiellosen Situation auf dem Mittelmeer konfrontiert. Seit Freitag seien mehrere Tausend Flüchtlinge und Migranten etwa 20 Meilen vor der libyschen Küste von seeuntüchtigen Holz- und Schlauchbooten gerettet worden, hatte Jugend Rettet am Samstag berichtet.

Seit den Morgenstunden seien noch mal mindestens tausend Menschen auf See ausgemacht worden, berichtete Kaltegärtner. Es seien auch Menschen ertrunken.

Die europäische Grenzschutzagentur Frontex hatte kürzlich den Einsatz der Rettungsschiffe privater Organisationen vor der libyschen Küsten kritisiert, weil dadurch Menschen zur Flucht über das Mittelmeer ermuntert werden könnten.

Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) wurden in diesem Jahr bereits mehr als 27.000 aus Libyen kommende Bootsflüchtlinge gerettet und nach Italien gebracht. 666 Menschen starben seit Jahresbeginn bei der Überfahrt oder werden seitdem vermisst.

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t-online | 16.04.2017

Deutsches Schiff geriet in Seenot: „Ohne Hilfe, werden wir hunderte Tote haben“

Vor der libyschen Küste haben sich am Osterwochenende dramatische Szenen zugetragen: Tausende Flüchtlinge mussten von behelfsmäßigen Schiffen vor dem Ertrinken gerettet werden. Ein deutsches Schiff geriet in Seenot.

In der Nacht zum Sonntag nahm die deutsche Organisation „Jugend Rettet“ nach eigenen Angaben 400 Menschen an Bord, weitere 400 befänden sich ohne Rettungswesten auf ihren Booten im Mittelmeer, teilte die Organisation mit. „Jugend Rettet“ setzte wegen der akuten Überlastung ihres Schiffs „Iuventa“ einen Notruf ab. „Mehrere hundert Menschen befinden sich in akuter Lebensgefahr“, erklärte die Organisation mit Sitz in Teltow bei Berlin.

„Bald hunderte Tote“

Keines der Rettungsschiffe in der unmittelbaren Umgebung der „Iuventa“ könne weitere Menschen aufnehmen.“Wenn nicht schnellstmöglich Hilfe kommt, werden wir hier bald hunderte Tote haben“, zitierte die Organisation den Kapitän der „Iuventa“. Die Sicherheit der an Bord genommenen Flüchtlinge habe bei schlechter werdendem Wetter „nicht weiter gewährleistet“ werden können.

Die „Iuventa“ übergab am Samstag die bis dahin aufgenommenen Flüchtlinge an das Bundeswehr-Versorgungsschiff „Rhein“. Laut dem Einsatzführungskommando der Bundeswehr brachte dieses Schiff 1181 in Seenot geratene Flüchtlinge nach Italien. Unter den 1181 Flüchtlingen waren den Angaben zufolge 428 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren.

666 Menschen sterben

Seit Freitag wurden vor der libyschen Küste mehrere tausend Flüchtlinge auf behelfsmäßigen Schiffen gesichtet. Mindestens 3000 Menschen wurden laut „Jugend Rettet“ allein am Samstag von Schiffen der italienischen Küstenwache und von Hilfsorganisationen aufgenommen. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) wurden in diesem Jahr bereits mehr als 27.000 aus Libyen kommende Bootsflüchtlinge gerettet und nach Italien gebracht. 666 Menschen starben seit Jahresbeginn bei der Überfahrt oder werden seitdem vermisst.

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Zeit Online | 16.04.2017

Deutsche Flüchtlingshelfer in Seenot

Am Wochenende wurden mehrere Tausend Flüchtlinge auf dem Mittelmeer gerettet. Die Hilfsorganisation „Jugend Rettet“ ist dabei in Seenot geraten und wartet auf Hilfe.

Das Schiff der deutschen Hilfsorganisation „Jugend Rettet“ ist vor der Küste Libyens in Seenot geraten. Die Iuventa sei mit 400 aus dem Mittelmeer geretteten Flüchtlingen komplett überfüllt und brauche dringend Hilfe, teilte die Organisation auf Facebook mit. Man sei „komplett navigationsunfähig“ und „nicht mehr in der Lage, die Situation alleine zu stemmen!“

Es befänden sich noch schätzungsweise 400 Menschen auf Schlauchbooten in unmittelbarer Nähe des Schiffs. Viele von ihnen seien Frauen, Schwangere und Kinder ohne Rettungswesten. Ein Unwetter drohe, die ohnehin schon angespannte Situation weiter zu verschärfen. Die Hilfsorganisation habe bereits ein Notsignal an die zentrale Seenotrettungsleitstelle MRCC in Rom gesendet.

Die Seenotrettungsstelle hatte bereits am Vormittag die Bundeswehr zu einer Rettungsaktion etwa 60 Kilometer nordwestlich von Tripolis vor die libysche Küste geschickt. Dort nahm das Schiff zunächst 124 Flüchtlinge auf, anschließend bei weiteren Einsätzen Hunderte weitere Hilfesuchende, die auf zivilen Schiffen, Schlauchbooten und einem Holzboot unterwegs waren. Ob es sich hierbei um die gemeldeten Flüchtlinge von der Iuventa handelt, konnte zunächst nicht festgestellt werden.

Insgesamt brachte die Marine am Samstag im Zuge der EU-Operation Sophia 1.181 Menschen in Sicherheit. In den vergangenen Tagen retteten Schiffe der italienischen Küstenwache sowie private Hilfsorganisationen weitere Tausend Menschen aus zum Teil völlig überfüllten Booten.

Nach der Grünen-Bundesvorsitzenden Simone Peter ist das Mittelmeer zum Massengrab geworden. „Die unterlassene Hilfeleistung durch die EU-Mitgliedsstaaten bei der Seenotrettung auf dem Mittelmeer macht in den vergangenen Stunden erneut das politische Versagen deutlich“, sagte sie. Zivile Einsatzkräfte seien „durch den Dauereinsatz“ auf hoher See am Rande ihrer Leistungsfähigkeit. „Frontex und die EU müssen umgehend Soforthilfe leisten, um weitere Tote zu verhindern.“

Libyen gilt als eines der Hauptdurchgangsländer für Menschen, die auf der Flucht vor Armut, Hunger und Krieg nach Europa wollen. Die europäische Grenzschutzagentur Frontex teilte im Februar mit, je mehr Retter die internationale Gemeinschaft in die Gewässer vor Libyen sende, desto voller packten Schmuggler die nicht seetüchtigen Boote, weil sie davon ausgehen könnten, dass die Insassen vor der Küste von Frontex-Schiffen gerettet werden

Transparenzhinweis: Jugend Rettet wurde vom Publikum des Z2X-Festivals im September 2016 ausgezeichnet. ZEIT ONLINE hat das Festival organisiert.

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BBC | 16.04.2017

Migrant boats: Thousands saved off Libyan coast over Easter

Thousands of migrants have been saved from the sea near Libya during one of the busiest weekends of the year for rescue workers.

More than 2,000 people were rescued on Friday and 3,000 on Saturday in dozens of separate rescues, the Italian Coast Guard said.

But at least 20 drowned as aid workers struggled to rescue more than 1,500 migrants in one ongoing operation.

An eight-year-old boy was among the dead, rescue workers said.

The Migrant Offshore Aid Station (Moas) said its rescue started in the early hours of Saturday and had continued non-stop into Sunday afternoon.

The group said it had rescued at least 453 people, but more than 1,000 remained in danger.

A Reuters photographer on board the Phoenix, a ship run by Moas, counted at least 20 bodies during the rescue.

Chris Catrambone, one of the founders of Moas, said it had requested „urgent assistance“ on Saturday morning.

„Our crew says they’ve never seen anything like it,“ the organisation tweeted.

Italian NGO Sea Eye and the German group Jugend Rettet were also aiding the rescue attempt.

Doctors without Borders (MSF) said its rescue boats Prudence and Aquarius had rescued about 1,000 people during Friday’s operations, during which one migrant is believed to have died.

The improving Spring weather may have factored into the sudden surge of ocean crossings.

The Libyan coastline remains a hotspot for such rescues, as unscrupulous smugglers crowd wooden boats or inflatable dinghies with hundreds of desperate migrants.

At least 97 migrants died the previous Thursday, when their boat sank. Just 23 men were rescued, clinging to a flotation device. In late February, the bodies of 87 people washed ashore in a Libyan city.

Although the Mediterranean migrant crisis has subsided from its 2015 peak, the Libyan trafficking situation prompted EU leaders to agree a plan of action.

 

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