15. April 2017 · Kommentare deaktiviert für „Mittelmeer: Mehr als 2.000 Flüchtlinge gerettet“ · Kategorien: Italien, Libyen, Mittelmeer · Tags: , ,

Deutschlandfunk | 15.04.2017

Die italienische Küstenwache und private Hilfsorganisationen haben gestern mehr als 2.000 Flüchtlinge von Booten im Mittelmeer gerettet.

Wie die Küstenwache mitteilte, wollten die Menschen von Libyen aus auf 16 Schlauchbooten und drei Holzschiffen nach Italien gelangen. Ein Flüchtling wurde den Angaben zufolge tot geborgen. Mehr als die Hälfte der Menschen kam mit Schiffen der Organisation Ärzte ohne Grenzen an Land. Diese widersprach dem Vorwurf der europäischen Grenzschutzagentur Frontex, mit ihren Rettungseinsätzen ermuntere sie Migranten zur Flucht.

Nach Angaben der Vereinten Nationen machten sich in den ersten drei Monaten dieses Jahres bereits mehr als 24.000 Menschen von Libyen aus nach Italien auf. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es etwa 6.000 weniger. Nach Einschätzung internationaler Organisationen warten in Libyen derzeit fast eine Million Migranten auf eine Möglichkeit, in die EU zu gelangen. Die meisten von ihnen stammten aus Ländern südlich der Sahara.

DW | 15.04.2017

Mehr als 2000 Bootsflüchtlinge im Mittelmeer gerettet

Sie wollten in 19 Schlauchbooten und Holzschiffen von Libyen aus nach Italien gelangen. Bei dem Rettungseinsatz privater Hilfsorganisationen und der italienischen Küstenwache spielten sich dramatische Szenen ab.

Insgesamt 2074 Menschen seien durch pausenlose Einsätze rund 30 Kilometer von der libyschen Küste entfernt in Sicherheit gebracht worden, teilte die italienische Küstenwache mit. Von einem der Boote habe ein junger Flüchtling nur noch tot geborgen werden können. Die Küstenwache beschrieb die Rettungseinsätze als „sehr schwierig“.

Auf Bildern des Reuters-Fotografen Darrin Zammit Lupi ist zu sehen, wie einige Flüchtlinge bei den Rettungsaktionen aus den Booten ins Wasser fielen und verzweifelt zu schwimmen versuchten. „In den 19 Jahren, in denen ich schon über Flucht berichte, habe ich noch nie so etwas miterlebt“, sagte Lupi. Er war an Bord der Phoenix, einem Schiff der Hilfsorganisation Migrant Offshore Aid Station (MOAS), die an der Rettungsaktion beteiligt war.

Friedhof Mittelmeer

Mehr als die Hälfte der Geretteten – 1145 Menschen – wurde von zwei Rettungsbooten der Organisation Ärzte ohne Grenzen aufgenommen. Drei weitere Schiffe von Hilfsorganisationen sowie die Küstenwache nahmen ebenfalls Flüchtlinge auf. „Das Meer bleibt weiterhin ein Friedhof“, schrieb Ärzte ohne Grenzen auf Twitter.

Die europäische Grenzschutzagentur Frontex hatte kürzlich den Einsatz der Rettungsschiffe privater Organisationen vor der libyschen Küste kritisiert, weil dadurch Menschen zur Flucht über das Mittelmeer ermuntert werden könnten. Diese Schiffe brächten Flüchtlinge „wie Taxis“ nach Europa, kritisierte Frontex.

Ärzte ohne Grenzen wies diese Kritik klar zurück. In einer Twitter-Botschaft hieß es: „Wie viele Flüchtlinge wären heute losgefahren, wenn es uns hier nicht gäbe, Frontex? Wahrscheinlich genauso viele. Wie viele wären gestorben? Viel mehr.“

Vor allem Flüchtlinge aus Afrika, aber auch aus dem Nahen Osten, treten von Libyen aus die gefährliche Überfahrt über das Mittelmeer ins rund 300 Kilometer entfernte Italien an. Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR fuhren in den ersten drei Monaten dieses Jahres bereits mehr als 24.000 Menschen von Libyen nach Italien. Im Vorjahreszeitraum waren es demnach lediglich 18.000. Mehr als 650 Menschen sind laut der Internationalen Organisation für Migration in diesem Jahr bei der Überfahrt ertrunken – oder sie gelten als vermisst.

Immer wieder kommt es zu Vorfällen

Erst am Donnerstag hatte es Berichte über ein gesunkenes Boot vor der libyschen Küste gegeben. Ein Sprecher der Küstenwache sagte, dass 97 Menschen vermisst würden und „wahrscheinlich tot“ seien. 23 Menschen konnten aus dem Meer gerettet werden.

Nach Einschätzung internationaler Organisationen befinden sich derzeit zwischen 800.000 und einer Million Menschen in Libyen, die in die EU gelangen wollen. Die meisten von ihnen stammen aus afrikanischen Ländern südlich der Sahara.

rk/wa (rtr, afp, dpa)

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