28. August 2015 · Kommentare deaktiviert für Sea-Watch rettet 5 Boote an einem Tag · Kategorien: Alarm Phone, Italien, Libyen, Mittelmeerroute · Tags: , , ,

Quelle: Sea-Watch | [EN] [DT]

Die Besatzung der „Sea-Watch“ – das erste privat finanzierte Schiff zur Flüchtlings-Ersthilfe im Mittelmeer aus Deutschland – hat alleine am heutigen Donnerstag fünf Boote mit über 500 Menschen an Bord aus Seenot gerettet. Sea-Watch fordert dringend weitere Rettungskapazitäten vor Ort zu schaffen, sowie legale Einreisewege für Flüchtende.

Die MS Sea-Watch, welches seit Juni auf dem zentralen Mittelmeer im Einsatz ist und seither auf fünf Einsatzfahrten bereits über 1.500 Menschen aus Seenot retten konnte, hat heute an nur einem Tag über 500 Menschen von fünf Schlauchbooten gerettet. Auf den Booten gab es mehrere, teils schwer verletzte Personen, sowie bereits zwei Tote, als die  “Sea-Watch” den Unglücksort erreichte.

Nach 8,5 Stunden traf die italienische Küstenwache zur Unterstützung ein, die Zusammenarbeit mit der Küstenwache verlief sehr gut. Dass die “Sea-Watch” an der Unglücksstelle jedoch zunächst über mehrere Stunden mit dem extrem komplizierten Rettungseinsatz alleine war, zeigt, dass vor Ort zwingend weitere Rettungskapazitäten geschaffen werden müssen.

Während dem Einsatz wurden alle, nach bereits zwei weiteren Rettungsaktionen verbliebenen  Rettungsmittel (Schwimmwesten und Rettungsinseln) ingesetzt, außerdem wurden die Trinkwasserreserven aufgebraucht. Die “Sea-Watch” musste daher ihren Einsatz vor Ort abbrechen, um auf Lampedusa neue Rettungsmittel aufzunehmen.

Insgesamt hat die “Sea-Watch” bei ihrer fünften Einsatzfahrt über 800 Menschen retten können. “Während sich am letzten Wochenende, als über 4.000 Menschen in Seenot geraten waren, auch viele Schiffe der EU Missionen EUNAVFORMED sowie Triton an der Rettung beteiligten, fühlen wir uns heute, erneut allein gelassen.” sagt Ingo Werth, Kapitän der “Sea-Watch”, der mit seiner Crew bei einem 10-tägigen Einsatz im Juli knapp 600 Menschen rettete.

“Natürlich ist das Einsatzgebiet im Mittelmeer sehr groß und auch die EU-Schiffe können nicht überall sein. Es gibt aber zwei Hauptrouten, auf denen sich fast alle dieser Seenotfälle ereignen. Dass wir dort, gemeinsam mit den Schiffen von “Ärzte ohne Grenzen” und MOAS oftmals die einzigen sind, die suchen, lässt uns ernsthaft daran zweifeln, dass bei der EU der Wille besteht, diese Menschen zu retten.” so Werth. “Die allermeisten Boote kommen aus der Küstenstadt Zuwara oder fahren an Stränden etwas östlich von Tripoli los und steuern dann die Ölplattform El-Bouri an, deren Fackel weit hin ichtbar ist. Meist schaffen es die Boote kaum weiter als zwanzig oder dreißig Meilen. Das wichtigste Suchgebiet lässt sich also ganz klar eingrenzen, dort brauchen wir dringend Unterstützung, denn auch jetzt ist die “Sea-Watch” wieder mal das einzige Hilfsschiff im betreffenden Seegebiet, da auch die anderen Helfer unterwegs sind, um Gerettete anzulanden.”

“Bereits im Juli habe ich immer wieder EU-Schiffe um Unterstützung angefragt und immer wieder die gleiche Antwort bekommen: “Sorry Sir, there are no other ships”. Dass sich daran nichts geändert hat, und die “Sea-Watch” bei einem so komplizierten Einsatz mit vielen Verletzen und sogar Toten, darauf warten muss, bis die Küstenwache – die einen sehr guten Job machen – aus Lampedusa ausläuft, ist ein Skandal.” sagt Werth. “Auch die Bundeswehr eteiligt sich nur an Rettungseinsätzen, wenn sie von der Rettungsleitstelle MRCC dazu beauftragt werden. viele dieser Boote haben aber gar nicht die
Möglichkeit, einen Notruf abzusetzen. Deshalb muss nach diesen Menschen aktiv gesucht werden, sonst kommt die Hilfe oft zu spät.”

Bereits in den frühen Morgenstunden hatten “Sea-Watch”-Mitarbeiterinnen dabei geholfen, die Überlebenden einer Bootstragödie zu versorgen, die von der Küstenwache in Lampedusa angelandet wurden. Das Schlauchboot war zuvor gesunken, ca. 50 Personen hätten nicht überlebt. “Die tragischen Ereignisse des
27.08.15 zeigen, das kurzfristig mehr Rettungskapazitäten bereitgestellt werden müssen,” so Werths Fazit, “gleichzeitig müssen legale Einreisewege geschaffen werden, um so dieses Problem dauerhaft zu lösen.

“Sea-Watch” ist eine private Initiative, die ein Hilfsschiff mit medizinisch geschulter Crew zur Erstversorgung in Seenot geratener Flüchtlingsschiffe ins Mittelmeer entsandt hat. Nach nur einem knappen halben Jahr der Vorbereitung und Planung, leistet die MS Sea-Watch seit dem 20. Juni 2015 Flüchtlingsbooten vor der Küste Libyens Ersthilfe und führt Rettungsmaßnahmen im Rahmen ihrer Möglichkeiten durch. Zudem fordert und forciert sie die Rettung durch die zuständigen Institutionen. Alle Mitarbeiter sind ehrenamtlich tätig.

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