Zu der Schiffskatastrophe 50 Seemeilen vor der libyschen Küste und 100 Seemeilen vor Lampedusa am vergangenen Montag, bei der vermutlich ca. 200 Bootsflüchtlinge ertrunken sind, sind beunruhigende Fragen zu stellen. Nach ersten Recherchen von Professor Fulvio Vassallo Paleologo ergibt sich Folgendes: Die Angaben des italienischen Militärs sind zum Teil widersprüchlich und ungenau. Sie lassen aber darauf schließen, dass sich die italienische Marine (Operation Mare Nostrum) zum ersten Mal seit Oktober 2013 bewusst aus dem Gebiet vor der libyschen Küste zurückgezogen hatte, wo sie im Laufe der vergangenen 7 Monaten die meisten der ca. 30.000 Bootsflüchtlinge an Bord genommen hatte. Zum ersten Mal hatte sie sich, so liess das italienische Militär verlauten, in Richtung Lampedusa zurückgezogen und das libysche Militär aufgefordert, Rettungsaktionen einzuleiten. (Bei den „Rettungsaktionen“ der libyschen Küstenwache haben die libyschen Küstenwachenmilitärs in den vergangenen Monaten mehrfach auf Flüchtlingsschiffe geschossen und dabei Flüchtlinge getötet und verletzt.) Da die libysche Küstenwache bei dem sich anbahnenden Schiffsunglück nicht eingriff, hat Italien Frachtschiffe in der Nähe des Unglücksorts zu ziemlich erfolgreichen Rettungsaktionen aufgefordert. –
Unstimmig sind Angaben des italienischen Militärs zum Hergang des Schiffsunglücks: Es werden Fotos veröffentlicht, die ein langsam sinkendes Schiff zeigen, die Rede ist aber von dem schnellen Kentern des Flüchtlingsschiffs. Möglicherweise gab es ganz in der Nähe ein zweites Schiffsunglück, so dass die Details noch nicht eindeutig zugeordnet werden können. Aufschluss werden die geretteten Flüchtlinge bringen.