FAZ | 17.10.2017
Kein Land hat mehr Syrer aufgenommen als die Türkei. Weil sie dort keine Sozialhilfe erhalten, haben Migranten in einer Stadt im Südosten der Türkei 1000 neue Betriebe gegründet.
Von Christian Geinitz
Die Großstadt Gaziantep im Südosten der Türkei, eine der ältesten Siedlungen Kleinasiens, rühmt sich vielerlei Rekorde. Das örtliche Museum beherbergt die größte Mosaiksammlung der Welt, die Küche der Region ist preisgekrönt: Seit 2015 steht Gaziantep auf derselben Unesco-Liste internationaler Feinschmecker-Paradiese wie Parma. Wer auf die Kostüme in den Kinofilmen „Harry Potter“, „Herr der Ringe“ oder „Troja“ geachtet hat, kennt die Yemeni-Schuhe aus Gaziantep. Diese handgefertigten Leder-Slipper leiten angeblich überschießende Körperelektrizität in den Erdboden ab.
Seit einiger Zeit erregt der Landstrich aber aus ganz anderen Gründen internationale Aufmerksamkeit. Die Provinz Gaziantep mit der gleichnamigen Hauptstadt grenzt an das kriegsgeplagte Syrien, in der Nachbarprovinz Kilis haben sich die türkischen Truppen für die Militärintervention in Nordsyrien gesammelt. Das Blutvergießen im Nachbarland hat dazu geführt, dass drei Millionen Menschen in die Türkei geflüchtet sind, jeder sechste von ihnen hat sich in Gaziantep niedergelassen.
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