Quelle: Frankfurter Rundschau
Das Flüchtlingslager in Idomeni steht kurz vor der Räumung durch die griechische Polizei. Idomeni steht für das Versagen der europäischen Flüchtlingspolitik.
Sondereinheiten der griechischen Bereitschaftspolizei haben sich am Montag auf den Weg in den nordgriechischen Grenzort Idomeni gemacht. Sie sollen bei der Räumung des wilden Flüchtlingslagers an der mazedonischen Grenze helfen. Wie genau die Aktion vor sich gehen soll, war zunächst nicht bekannt. «Wir werden jedenfalls nicht die Kavallerie ins Lager galoppieren lassen oder eine Art Säuberungsaktion starten», sagte der Sprecher des griechischen Stabes für die Flüchtlingskrise, Giorgos Kyritsis, der Deutschen Presse-Agentur am Montag.

Eine Frau schaut aus einem Zelt bei Idomeni an der griechisch-mazedonischen Grenze. © Joe Klamar/AFP/Getty Images
In griechischen Medien wurde spekuliert, ob Kyritsis mit zurückhaltenden Äußerungen nur dafür sorgen will, dass die Situation in Idomeni nicht eskaliert. In der Vergangenheit war es dort immer wieder zu Zusammenstößen zwischen den Lagerbewohnern und der Polizei gekommen.
So versuchten Flüchtlinge und Migranten wiederholt, die Grenze zu stürmen. Die Polizei setzte Tränengas und Blendgranaten ein, auf beiden Seiten wurden Menschen verletzt. Eine unrühmliche Rolle wurde dabei den politischen Aktivisten unter den freiwilligen Helfern zugeschrieben: Sie sollen die Menschen zu den Aktionen angestachelt haben.
Bisher hat sich die griechische Regierung dennoch stets gegen eine gewaltsame Räumung des Lagers ausgesprochen; es lebten viele Kinder und Frauen dort, Gewalt sei keine Option. Allerdings wird die Situation vor Ort zunehmend untragbar. Eine kleine Gruppe von Migranten hält seit mehr als zwei Monaten den für die griechische Wirtschaft wichtigen Bahnübergang besetzt. Güterzüge können nicht passieren, griechische Unternehmen beklagen bereits Schäden in Millionenhöhe.
Zudem soll im Lager mittlerweile mit Drogen gehandelt werden; ein Eisenbahnwaggon sei zum Bordell umfunktioniert worden, dort prostituierten sich allein reisende Frauen, denen das Geld ausgegangen sei, berichten griechische Medien. Und die Bewohner von Idomeni selbst beschweren sich ebenfalls bitterlich: Immer öfter komme es in ihrem Dorf zu Diebstählen und Vandalismus.
Im Eiltempo werden derzeit verschiedene Aufnahmemöglichkeiten für die Flüchtlinge fertig gestellt. Die Regierung hat dafür Industriegebäude angemietet, auch ausrangierte Militärkasernen kommen zum Einsatz. Es sei bereits Platz für 6000 Menschen geschaffen worden, so Kyritsis. Bis zum Ende der Woche soll es 8000 Unterkunftsmöglichkeiten geben. Es werde in etwa zehn Tage dauern, bis die vielen tausend Menschen mit Bussen zu den neuen Bleiben gebracht worden seien.
Offen bleibt jedoch, ob die Bewohner das Lager ohne Gegenwehr verlassen und wann die Aktion wirklich starten soll. Es wird erwartet, dass die Polizei das Camp vorher weiträumig absperrt und Journalisten, freiwillige Helfer und Schaulustige von dem Gelände schickt. (dpa)
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siehe auch: DW
Wildes Lager Idomeni soll geräumt werden
Seit Monaten leben tausende Flüchtlinge in Idomeni an der griechisch-mazedonischen Grenze unter unwürdigen Bedingungen. Die griechische Polizei bereitet nun einen Räumungseinsatz vor.
Die griechische Polizei wird nach Angaben der Regierung in Athen das Flüchtlingslager Idomeni an der Grenze zu Mazedonien in den kommenden Tagen räumen. Die Polizei habe aus Athen Verstärkung in das nordgriechische Camp verlegt, um die Umsiedlung der rund 8500 dort lebenden Flüchtlinge zu organisieren, berichtete TV-Sender Mega unter Berufung auf Polizeiquellen.
Wann beginnt die Räumung?
Ein Sprecher der griechischen Regierung sagte, die „Evakuierung“ des Lagers beginne „morgen oder übermorgen und wird nach einer Woche oder zehn Tagen beendet sein“. Die Verstärkung der Einsatzkräfte in Idomeni wurde von Seiten der Polizei damit begründet, dass eine „Minderheit der Migranten“ auf eine Räumung negativ reagieren könnte.
Unwürdige Lebensbedingungen
In Idomeni halten sich seit Monaten tausende Menschen unter unwürdigen Lebensbedingungen auf. Die dort angekommenen Flüchtlinge wollen nach Nordwesteuropa weiterreisen, allerdings ist die Grenze nach Mazedonien abgeriegelt. Auch andere Länder an der sogenannten Balkanroute haben ihre Grenzen für Flüchtlinge dichtgemacht.
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siehe auch: Ekathimerini
Evacuation of Idomeni refugee camp set to start this week
Greek authorities say they will start a gradual evacuation of the country’s main informal camp for refugees and other migrants within the next few days.
Police and government officials said Monday the estimated 8,400 people at Idomeni, on the closed northern border with Macedonia, will be sent to newly-completed, organized camps.
Government spokesman Giorgos Kyritsis says the operation should start Tuesday or Wednesday.
Greece has been trying for months to persuade Idomeni camp residents to move. About 54,000 migrants have been stuck in Greece since a series of Balkan border closures in March.
Kyritsis said 6,000 places are available in new camps, and more will be ready soon. He insisted force will not be used.
Riot police units were being moved Monday from other parts of Greece to Idomeni.
[AP]