22. Mai 2016 · Kommentare deaktiviert für Zeltlager in Serbien: «Hoffentlich entsteht hier kein neues Idomeni» · Kategorien: Balkanroute, Serbien

Quelle: 20 Minuten

von Jovana Gec, AP

Immer mehr Menschen warten an der serbisch-ungarischen Grenze. Hilfsorganisationen bezeichnen die Lage in den Camps als unmenschlich.

Nach der Schliessung der Balkanroute suchen viele Flüchtlinge neue Wege, um nach Mitteleuropa zu gelangen. Einer davon führt über Bulgarien nach Serbien. Dort, an der Grenze zu Ungarn, sind inzwischen zwei neue Zeltlager entstanden.

In einem der Lager warten Dutzende Flüchtlinge auf eine Chance, trotz der jüngsten Grenzschliessungen in die Europäische Union zu gelangen. Erwachsene und kleine Kinder harren auf einem vermüllten Feld am ungarischen Grenzzaun bei Horgos aus und trotzen Regen und kalten Nächten. «Alles, was die Menschen wollen, ist, diese Grenze zu überqueren», sagt der 17-jährige Mohammed Idris aus Afghanistan.

Keine Duschen, keine Toiletten

Mitarbeiter von Hilfsorganisationen berichten, Ungarn lasse täglich kleine Gruppen bis etwa 20 Personen ins Land, überwiegend Familien mit kleinen Kindern. Jeden Tag kommen einige Dutzend Menschen neu hinzu. Ihre Zahl dürfte bei besserem Wetter noch zunehmen. Die Sorge über die humanitäre Lage in dem provisorischen Camp wächst.

Die Verhältnisse sind denkbar schlecht: Es gibt weder Toiletten noch Duschen. Nahrungsmittel und saubere Kleidung erhalten die Flüchtlinge nur von Hilfsorganisationen. Manche Frauen waschen Kleider am einzigen Wasserhahn des Lagers, andere entfachen Feuer, um sich zu wärmen. Als ein Lieferwagen mit Decken und Schuhen ankommt, stehen die Flüchtlinge Schlange.

«Die Situation ist ziemlich unmenschlich. Sie haben keine Sanitäreinrichtungen, sie nutzen den Wald als Toilette», sagt Zsolt Balla vom Flüchtlingshilfswerk UNHCR. «Da es bald Sommer wird, führt das leicht zu Infektionen.»

Die meisten Menschen in diesem Lager und einem weiteren, kleineren an der serbisch-ungarischen Grenze seien nach der Schliessung der sogenannten Balkanroute Anfang März in der Region eingetroffen, sagt Balla. Er bezeichnet den Übergang nach Ungarn als «den legalen Weg in die EU», doch zugleich sei diese Route sehr problematisch. «Die Zahlen ändern sich täglich», erklärt Balla. Das UNHCR setze sich dafür ein, Familien und besonders Schutzbedürftigen Vorrang zu gewähren. «Viele allein reisende Männer warten länger als Familien.»

Hunderte Festnahmen

Im vergangenen Jahr hatte Ungarn einen Stacheldrahtzaun an der Grenze zu Serbien errichtet, um Flüchtlinge an der Einreise zu hindern. Als die Balkanroute plötzlich geschlossen wurde, sassen Tausende Migranten in Mazedonien und Serbien fest. Als das Flüchtlingsabkommen zwischen der EU und der Türkei am 20. März in Kraft trat, strandeten viele weitere in Griechenland.

Ungarn nimmt nach eigenen Angaben wöchentlich mehrere hundert Menschen in Gewahrsam, die versuchen, illegal ins Land zu gelangen. Die meisten Migranten im Zeltlager Horgos hoffen, legal nach Ungarn einzureisen, doch andere setzen auf Schleuser.

Viele reisten über gefährliche Routen von der Türkei nach Bulgarien und weiter nach Serbien. Balla vom UNHCR erklärt, es sei schwer abzuschätzen, wie sich die Zahl der Flüchtlinge, die an der Grenze ankommen, in den kommenden Monaten entwickeln werde. Gegenwärtig harrten etwa 400 Menschen in den beiden behelfsmässigen Lagern aus.

Ein serbischer Polizist, der anonym bleiben möchte, sagt, die Zahl der Menschen sei mit dem Frühlingswetter gestiegen. Viele der Neuankömmlinge hätten die neue Route über Bulgarien gewählt. Mit Blick auf das Lager an der griechisch-mazedonischen Grenze, in dem nach der Schliessung der Balkanroute seit Monaten Tausende Menschen ausharren, fügt der Beamte hinzu: «Ich hoffe, dies wird kein neues Idomeni.»

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siehe auch: ZDF heute

Flüchtlinge an ungarischer Grenze: „Hoffentlich kein zweites Idomeni“

Die Balkanroute ist dicht, viele Flüchtlinge suchen neue Wege, um nach Mitteleuropa zu gelangen. Einer davon führt über Bulgarien nach Serbien. Dort, an der Grenze zu Ungarn, sind inzwischen zwei neue Zeltlager entstanden.

In einem Zeltlager an der serbisch-ungarischen Grenze warten Dutzende Flüchtlinge auf eine Chance, trotz der jüngsten Grenzschließungen in die EU zu gelangen. Die Migranten, darunter kleine Kinder, harren in den Zelten auf einem müllübersäten Feld am ungarischen Grenzzaun bei Horgos aus und trotzten in dieser Woche Regen und kalten Nächten. „Alles, was die Menschen wollen, ist, diese Grenze zu überqueren“, sagt der 17-jährige Mohammed Idris aus Afghanistan.

Immer mehr Menschen kommen

Mitarbeitern von Hilfsorganisationen berichten, die ungarischen Behörden ließen täglich kleine Gruppen bis etwa 20 Personen ins Land, überwiegend Familien mit kleinen Kindern. Doch es kommen jeden Tag einige Dutzend Menschen neu hinzu, und es wird erwartet, dass ihre Zahl bei besserem Wetter noch zunimmt. Daher wächst die Sorge über die humanitäre Lage in dem provisorischen Camp.

Die Verhältnisse dort sind denkbar schlecht: Es gibt weder Toiletten noch Duschen. Nahrungsmittel, Getränke und saubere Kleidung erhalten die Flüchtlinge nur von Hilfsorganisationen. Manche Frauen waschen Kleider am einzigen Wasserhahn des Lagers, andere entfachen Feuer, um sich zu wärmen. Als ein Lieferwagen mit Decken, Schuhen und Socken ankommt, stehen die Flüchtlinge Schlange. Einige Kinder tragen im Nieselregen Schuhe ohne Socken. In den Zelten essen die Menschen Mahlzeiten aus Plastikpackungen, die die Helfer verteilt haben.

„Situation ziemlich unmenschlich“

„Die Situation ist ziemlich unmenschlich. Sie haben keine Sanitäreinrichtungen, sie nutzen den Wald als Toilette“, sagt Zsolt Balla vom Flüchtlingshilfswerk UNHCR. „Da es bald Sommer wird, führt das leicht zu Infektionen.“

Die meisten Menschen in diesem Lager und einem weiteren, kleineren an der serbisch-ungarischen Grenze seien nach der Schließung der sogenannten Balkanroute Anfang März in der Region eingetroffen, sagt Balla. Er bezeichnet den Übergang nach Ungarn als „den legalen Weg in die EU“, doch zugleich sei diese Route sehr problematisch. „Die Zahlen ändern sich täglich“, erklärt Balla. Das UNHCR setze sich dafür ein, Familien und besonders Schutzbedürftigen Vorrang zu gewähren. „Viele allein reisende Männer warten länger als Familien.“

Ungarn hatte im vergangenen Jahr einen Stacheldrahtzaun an der Grenze zu Serbien errichtet, um Flüchtlinge an der Einreise zu hindern. Ministerpräsident Viktor Orbán bezeichnete den Zustrom von Flüchtlingen als Invasion, die die Sicherheit Europas und die christliche Kultur bedrohe. Als die Balkanroute plötzlich geschlossen wurde, saßen Tausende Migranten in Mazedonien und Serbien fest. Und als das Flüchtlingsabkommen zwischen der EU und der Türkei am 20. März in Kraft trat, strandeten viele weitere in Griechenland.

Letzte Zuflucht: Schleuser

Ungarn nimmt nach eigenen Angaben wöchentlich mehrere hundert Menschen in Gewahrsam, die versuchten, illegal ins Land zu gelangen. Die meisten Migranten im Zeltlager Horgos hoffen zwar, legal nach Ungarn einzureisen, doch andere setzen inzwischen auf Schleuser. Ahmed Samir Samari aus Afghanistan sagt, er erwäge, mit den Menschenschmugglern nach Kroatien zu gehen, nachdem er 13 Tage in Ungarn festgehalten und dann nach Serbien zurückgeschickt worden sei. „Was kann ich machen? Sie haben gesagt, ich könne ein Jahr lang nicht nach Ungarn kommen“, klagt der 20-Jährige. „Ich weiß jetzt nicht weiter. Wir haben keine Wahl.“

Samari und andere Flüchtlinge an der Grenze sagen, sie könnten nicht in ihre Heimatländer wie Afghanistan, Syrien und Irak zurückkehren, wegen der Kriege dort. Viele reisten über gefährliche Routen von der Türkei nach Bulgarien und weiter nach Serbien. Balla vom UNHCR erklärt, es sei schwer abzuschätzen, wie sich die Zahl der Flüchtlinge, die an der Grenze ankommen, in den kommenden Monaten entwickeln werde. Gegenwärtig harrten etwa 400 Menschen in den beiden behelfsmäßigen Lagern aus.

Ein serbischer Polizist, der anonym bleiben möchte, sagt, die Zahl der Menschen sei mit dem Frühlingswetter gestiegen. Viele der Neuankömmlinge hätten die neue Route über Bulgarien gewählt. Mit Blick auf das Lager an der griechisch-mazedonischen Grenze, in dem nach der Schließung der Balkanroute seit Monaten Tausende Menschen ausharren, fügt der Beamte hinzu: „Ich hoffe, dies wird kein neues Idomeni.“

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