31. August 2015 · Kommentare deaktiviert für „Flüchtling bei Schießerei getötet“ · Kategorien: Griechenland, Mittelmeer · Tags: ,

Quelle: ARD | Tagesschau

Bei einer Schießerei zwischen einem EU-Patrouillenboot und Schleppern in der Ägäis ist ein 17-jähriger Flüchtling getötet worden. Die bewaffneten Schlepper hatten das Boot der Grenzschützer gerammt und offenbar das Feuer eröffnet.

Von Thomas Bormann, ARD-Hörfunkstudio Istanbul

Der 17-jährige Flüchtling hatte eine vermeintliche sichere Flucht über das ägäische Meer gewählt: Nicht in einem Schlauchboot, das kentern könnte, sondern in einer hochseetauglichen Yacht. Schlepper verlangen dafür deutlich mehr Geld, bis zu 2000 Euro pro Person. Doch die Yacht mit dem jungen Mann und weiteren 70 Flüchtlingen an Bord geriet gestern ins Visier der europäischen Grenzschützer.

Schlepper rammen EU-Boot

Ein Patrouillienboot der EU-Grenzschutzmission Frontex stoppte die Yacht, doch die Schleuser versuchten zu entkommen. Mehrfach rammten sie das Boot der Grenzschützer. Einer der Schleuser habe sogar versucht, einem Grenzschützer die Dienstwaffe zu entreißen, berichtet die griechische Küstenwache. Nach noch nicht offiziell bestätigten Informationen aus Kreisen der Küstenwache haben die Schleuser das Feuer gegen das Patrouillenboot eröffnet. Dessen Besatzung erwiderte die Schüsse. Dabei fiel offenbar der Schuss, durch den der 17-jährige Flüchtling ums Leben kam.

Das Migrantenboot konnte dann gestoppt werden. Drei Schleuser wurden festgenommen. Unter Deck wurde der tote junge Mann mit einer Schusswunde entdeckt.

4000 neue Flüchtlinge – pro Tag

Wegen des ruhigen Wetters machen sich derzeit besonders viele Flüchtlinge auf den Weg zu den griechischen Inseln. Journalisten berichten, allein auf der Insel Lesbos seien am Samstag etwa 4000 Flüchtlinge in 100 Booten angekommen. Kate O‘Sullivan von der Hilfsorganisation „Save the Children“ appelliert deshalb an die EU, dringend mehr Hilfe auf die griechischen Inseln zu schicken: „Hier sind viele Kinder und Familien, die in Parks übernachten oder am Straßenrand schlafen. Auch in den Flüchtlingslagern haben sie oft keinen Zugang zu Trinkwasser oder Essen. Die medizinische Versorgung ist völlig unzureichend.“

Die Flüchtlinge sind auf den griechischen Inseln auf sich selbst gestellt, so auch der Student Samu aus der syrischen Hauptstadt Damaskus. Er hatte sogar noch etwas Geld dabei, wollte eine Unterkunft bezahlen, aber: „Wir haben kein Hotel gefunden – alle voll besetzt. Wir hatten keinen Platz zum Schlafen, nichts. Aber zum Glück gibt es hier viele gute Menschen, die uns helfen“, sagt der junge Mann aus Damaskus. Auch wenn die Zustände auf den griechischen Inseln für Flüchtlinge menschenunwürdig sind – hier fühlt er sich sicher. Er ist froh, dem Krieg in seiner Heimat entkommen zu sein.

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