28. August 2015 · Kommentare deaktiviert für 71 tote Flüchtlinge in Kühl-Lkw: Drei Verdächtige in Ungarn festgenommen · Kategorien: Österreich · Tags: ,

Quelle: der Standard

59 Männer, acht Frauen und vier Kinder unter den Toten – Opfer sollen aus Syrien stammen

Wien/Neusiedl am See/Eisenstadt – Nach dem Flüchtlingsdrama auf der Ostautobahn (A4), bei dem am Donnerstag bei Parndorf 71 tote Flüchtlinge im Laderaum eines Kühl-Lkw gefunden wurden, sind drei mutmaßliche Schlepper in Ungarn festgenommen worden. Das bestätigten die Behörden am Freitag bei einer Pressekonferenz.

Bei den toten Flüchtlingen handelt es sich um 59 Männer, acht Frauen und vier Kinder – darunter auch ein ein- bis zweijähriges Mädchen. Bei den Toten wurde ein syrisches Reisedokument gefunden. Daraus schließt die Polizei, dass es sich um eine syrische Flüchtlingsgruppe handelt. Ob es sich bei allen Opfern um Syrer handelt, ist aber noch nicht klar.

Fahrzeughalter unter Festgenommenen

Bei den drei festgenommenen Verdächtigen handelt es sich um einen ungarischen und zwei bulgarische Staatsbürger, unter ihnen ist auch der Halter des Lkw. Die Ermittler gehen „mit großer Sicherheit“ davon aus, dass die anderen beiden Männer das Fahrzeug gelenkt haben. Für den burgenländischen Landespolizeidirektor Hans Peter Doskozil handelt es sich dabei „um die untersten beiden Ebenen einer organisierten Verbrechensstruktur“.

Zur Todesursache kann die Polizei noch keine gesicherten Aussagen machen. Doskozil geht aber davon aus, dass die Menschen in dem Lkw erstickt sind.

Hotline eingerichtet

Laut dem Leiter der Staatsanwaltschaft Eisenstadt, Johann Fuchs, ist derzeit nicht absehbar, wann die Festgenommenen nach Österreich überstellt werden. Für Angehörige hat die Polizei eine Hotline eingerichtet. Für mehr Informationen können sich Besorgte unter der Telefonnummer 059/133 103 333 melden.

Bei der Pressekonferenz wiederholte Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) ihre Forderung nach legalen Wegen in die Europäische Union. Nur so könne man die Schlepperei unterbinden. Mikl-Leitner kündigte erneut „null Toleranz gegen Schlepper“ an.
In die Gerichtsmedizin Wien

Der Lkw mit den toten Flüchtlingen wurde am Donnerstag nach Nickelsdorf gebracht. „Die Kollegen waren die ganze Nacht im Einsatz und haben Leichen geborgen“, sagte Polizeisprecher Helmut Marban am Freitag.

Die ehemalige Veterinärgrenzdienststelle in Nickelsdorf verfügt laut Polizei über die notwendigen Voraussetzungen, um die Leichen aus dem Lkw zu bergen. Die Toten sollen in die Gerichtsmedizin nach Wien überstellt werden, sobald die Ermittlungen an Ort und Stelle abgeschlossen sind.

Fahrzeug seit Mittwoch im Grenzgebiet

Das Schlepperfahrzeug war Donnerstagvormittag auf der Ostautobahn zwischen Neusiedl und Parndorf entdeckt worden. Der Lkw war in einer Pannenbucht abgestellt, die Toten hätten sich auf der Ladefläche des 7,5-Tonners befunden, sagte Doskozil.

Beim Eintreffen der Polizei trat bereits Verwesungsflüssigkeit aus dem Laderaum des Kühlwagens, berichtete Doskozil. Der Lastwagen dürfte in der Nacht auf Donnerstag nach Österreich gebracht worden und an der Autobahn abgestellt worden sein.
Mehr Polizeikräfte

Die Polizei geht davon aus, dass die Flüchtlinge bereits eineinhalb bis zwei Tage vor ihrer Entdeckung gestorben sind. Es spreche vieles dafür, das sie schon tot waren, als der Lkw die Grenze passierte, sagte Doskozil am Donnerstagabend.

Grenzkontrollen wird es zwischen Österreich und Ungarn aufgrund der Tragödie nicht geben. Es werden aber noch am Freitag Polizeikräfte aus anderen Bundesländern angefordert, um im Bezirk Neusiedl am See eine „höhere Kontrolldichte zu erreichen“, sagte Doskozil. So sollen 30 Beamte an diesem Wochenende und weitere 30 in der kommenden Woche die burgenländische Exekutive unterstützen.

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Quelle: DW

71 tote Flüchtlinge aus Lkw in Österreich

Bei der Flüchtlingstragödie auf einer Autobahn in Österreich sind deutlich mehr Menschen ums Leben gekommen als am Anfang angenommen. Inzwischen gab es nach Medienangaben mehrere Festnahmen.

Aus dem an einer Autobahn abgestellten Lastwagen wurden 71 Leichen geborgen, wie die österreichische Regierung am Freitag mitteilte. Am Donnerstagabend war von bis zu 50 Toten die Rede gewesen. Da viele der Leichen bereits stark verwest waren, war es schwierig, unmittelbar genauere Angaben zu machen.

Der LKW-Transporter, in dem die Flüchtlinge entdeckt worden waren, war nach Nickelsdorf nahe der ungarischen Grenze gebracht worden (Artikelbild). Dort wurde er in einem gekühlten Raum geöffnet, sagte der zuständige Landespolizei-Direktor Hans Peter Doskozil. Die Leichen sollen laut Polizeiangaben in der Gerichtsmedizin in Wien untersucht werden. Ob die Menschen beim Transport erstickt sind, wie verschiedentlich vermutet wurde, könne man noch nicht sagen, so der Landespolizei-Direktor. Die Gerichtsmediziner klärten in jedem einzelnen Fall die Todesursache.

Nachts über die Grenze

Die Ermittler gehen davon aus, dass die Flüchtlinge nicht in Österreich starben, sondern bereits auf der Reise dorthin, etwa eineinhalb bis zwei Tage bevor sie gefunden wurden. Bei dem Schlepperfahrzeug handele es sich um einen in Ungarn zugelassenen Wagen, der östlich von Budapest gestartet sei und wohl in der Nacht die österreichische Grenze überquert habe, sagte Doskozil. Er vermute, dass die Schlepper Österreich inzwischen verlassen hätten.

Wie die „Kronen-Zeitung“ berichtet, wurden in Ungarn sieben Tatverdächtige festgenommen. Die Hintermänner würden aber in Rumänien vermutet, hieß es weiter. Ein Sprecher des Innenministeriums sagte, er könne diese Information nicht bestätigen und verwies auf eine für 11 Uhr angesetzte Pressekonferenz der Polizei.

„Keine sanftmütigen Fluchthelfer“

„Diese Tragödie macht uns alle betroffen“, betonte Österreichs Innenministerin Johanna Mikl-Leitner. „Schlepper sind Kriminelle. Und wer jetzt noch immer meint, dass es sanftmütige Fluchthelfer sind, dem ist nicht zu helfen.“ Das Drama müsse ein „Signal an die europäische Ebene“ sein, so die Ministerin. Es müssten an den EU-Grenzen endlich Außenstellen geschaffen werden, in denen Flüchtlinge sofort Schutz bekommen. Justizminister Wolfgang Brandstetter sagte, die organisierte Schlepperei müsse europaweit konsequent bekämpft werden.

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Quelle: Spiegel Online

Polizei birgt mehr als 70 Leichen aus Schlepper-Lastwagen

Mehr als 70 Flüchtlinge sind in dem Lastwagen auf der A4 in Österreich ums Leben gekommen. Das gab das Innenministerium nun bekannt. Die Beamten vermuten die Schlepper nach einem Medienbericht in Ungarn und Rumänien.

Die österreichische Polizei fahndet mit einem Großaufgebot nach den Schleppern, die für die toten Flüchtlinge in einem Lastwagen auf der Ostautobahn (A4) im Burgenland verantwortlich sind. Nach Angaben des Innenministeriums starben mindestens 70 Menschen in dem Transporter – mehr als ursprünglich befürchtet. Die Leichen wurden nach Angaben des Sprechers Alexander Marakovits in der Nacht geborgen.

Am Donnerstagabend war von bis zu 50 Toten die Rede gewesen. Der Lastwagen mit den toten Flüchtlingen war nach Nickelsdorf abtransportiert worden, dort in der Veterinärgrenzdienststelle gibt es auch eine Kühlmöglichkeit.

Nach der Bergung sollten die Toten nach Wien in die Gerichtsmedizin überstellt werden. Die Polizei wollte sich noch nicht dazu äußern, ob die Flüchtlinge möglicherweise erstickt seien – wie es österreichische Medien zuvor vermutet hatten. Unklar ist auch noch, woher die Flüchtlinge stammten und wann sie gestorben sind. […]

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