17. August 2015 · Kommentare deaktiviert für „Mazedonien kapituliert vor Flüchtlingsansturm“ · Kategorien: Balkanroute, Mazedonien

Quelle: Süddeutsche Zeitung

  • Die Balkanroute nach Westeuropa wird von immer mehr Flüchtlingen genutzt.
  • Der Grund dafür ist, dass Ungarn bald seine Grenze dichtmacht.
  • Vor allem Mazedonien ist mit der Zahl der Flüchtlinge überfordert.

Die Zahl der Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan und Pakistan, die über die sogenannte Balkanroute nach Westeuropa gelangen wollen, steigt rasant an. Täglich kämen 2000 Migranten im griechisch-mazedonischen Grenzgebiet an, doppelt so viele wie noch vor einer Woche, berichten private Hilfsorganisationen.

Helfer führen den Ansturm auf die Pläne Ungarns zurück, bis Ende August die Grenze mit einem Stacheldraht abzuriegeln. In der mazedonischen Stadt Gevgelija an der Grenze zu Griechenland spielten sich dramatische Szenen ab.

Augenzeugen zufolge versuchten Hunderte Menschen zum Teil mit Gewalt, einen der wenigen Plätze in den Zügen in Richtung Serbien zu ergattern. „Panik und Entsetzen auf dem Leidensweg“, titelte die serbische Zeitung Nase novine über die Lage. Die ohnehin wenigen mazedonischen Polizisten hätten jeden Versuch aufgegeben, die anstürmenden Massen zu kontrollieren oder wenigstens in geordnete Bahnen zu lenken.

Spärliche Hilfen

Die mazedonischen Medien und die Politik blendeten das Flüchtlingschaos im eigenen Land weitgehend aus. Spärliche Hilfen boten außer dem Roten Kreuz vor allem private Hilfsorganisationen wie „Legis“ an, die in Gevgelija sowie auf dem Grenzbahnhof Tabanovce bei der Ausreise nach Serbien Lunchpakete verteilten.

Eigentlich muss sich jeder Flüchtling registrieren lassen. Die Migranten erhalten dann eine Durchreisebewilligung, die für 72 Stunden gültig ist. Doch ebenso wie im „Aufnahmezentrum“ im südserbischen Presevo warten die meisten Asylbewerber auf ihrem Weg nach Westeuropa und vor allem nach Deutschland nicht darauf und reisen ohne Papiere weiter.

Beschwerden lokaler Politiker

Auf der Strecke von Griechenland durch Mazedonien nach Serbien verkehren regulär drei Züge mit schätzungsweise 450 Plätzen täglich. Daneben gibt es eine internationale Zugverbindung aus Griechenland in Richtung Serbien.

Lokale Politiker beschwerten sich, von ihren Regierungen mit dem Flüchtlingsansturm alleingelassen zu werden. Der Bürgermeister der serbischen Stadt Kanjiza, Mihalj Bimbo, wurde grob ausfällig. „Diese Ausländer besitzen nicht die grundlegendsten Elemente allgemeiner Intelligenz und Kultur“, behauptete er auf der Homepage seiner Gemeinde, die für die Flüchtlinge die letzte Station vor der Grenze zu Ungarn ist. Auch in Gevgelija würden sich die rund 10 000 Einwohner zunehmend fremdenfeindlich äußern, sagten Helfer.

Möglicherweise könnte es in den nächsten Wochen doch eine europäische Flüchtlingsstrategie geben, berichteten serbische Medien am Wochenende. Serbien könnte von Brüssel gedrängt oder mit Blick auf die anstehenden Beitrittsverhandlungen sogar gezwungen werden, Aufnahmelager für Zehntausende Flüchtlinge zu errichten, schrieben alle großen Zeitungen übereinstimmend.

Die EU hatte in der vergangenen Woche solche Pläne für angeblich 400 000 Menschen dementiert. Der serbische Arbeitsminister Aleksandar Vulin hatte solche Einrichtungen als „Konzentrationslager“ bezeichnet und abgelehnt.

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siehe auch: De Morgen | Video

Wanhopig: vluchtelingen bestormen massaal trein

Honderden migranten hebben gisteren in Macedonië wanhopig geprobeerd om aan boord te geraken van een trein die richting Servië reed. Vaak met pak en zak wringen en duwen ze om toch maar op de trein te geraken. Sommigen klimmen zelfs door de ramen.

De meeste vluchtelingen komen uit het Midden Oosten en Afghanistan, onder hen zijn ook kinderen. Niet iedereen kon een plaats bemachtigen en moest noodgedwongen wachten op een volgende trein. Veel vluchtelingen proberen via Servië de EU binnen te komen. Deze route om Europa binnen te komen wordt steeds populairder.

Door via Turkije en Bulgarije naar Macedonië te reizen, moeten ze hun leven niet riskeren op de Middellandse Zee. Macedonië geeft migranten een transitvisum voor drie dagen, zodat ze legaal het land kunnen doorreizen.

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siehe auch: DW

Ansturm von Flüchtlingen auf Mazedonien

Die Küste vor Libyen, die griechische Insel Kos und Calais an der französischen Nordseeküste sind die Brennpunkte der Flüchtlingskrise dieses Sommers. Jetzt kommt noch einer hinzu.

Die Zahl der Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan und Pakistan, die über die sogenannte Balkanroute nach Westeuropa gelangen wollen, steigt stark an. Täglich kommen 2000 Migranten im Grenzgebiet zwischen Griechenland und Mazedonien an, wie private Hilfsorganisationen in der ehemaligen jugoslawischen Teilrepublik berichteten.

Ungarn baut Grenzzaun

Beobachter führen den Ansturm auf die Pläne Ungarns zurück, bis Ende August die Grenze zu Serbien mit einem Stacheldrahtzaun abzuriegeln. Danach dürfte es für die Flüchtlinge schwieriger werden, in die Europäische Union zu gelangen und dort Asyl zu beantragen.

Auf dem Bahnhof der mazedonischen Grenzstadt Gevgelija spielen sich laut Augenzeugen chaotische Szenen ab (Artikelbild). Hunderte Menschen versuchten zum Teil mit Gewalt, einen der wenigen Plätze in den Zügen in Richtung Serbien zu ergattern. Die ohnehin wenigen mazedonischen Polizisten hätten jeden Versuch aufgegeben, die Menschenmenge zu kontrollieren oder wenigstens in geordnete Bahnen zu lenken, berichteten Augenzeugen.

Seit Juni gilt in Mazedonien ein neues Gesetz, das Flüchtlingen 72 Stunden Zeit gibt, durch das Land zu reisen und dabei auch öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen. Davor mussten sie zu Fuß gehen oder Fahrrad fahren, viele riskierten beim Marsch entlang der Schienen ihr Leben.

Auf der Ägäis-Insel Kos ist inzwischen Unterbringung von Flüchtlingen auf einer Fähre angelaufen. Wie griechische Medien berichteten, wurden mehr als 300 Menschen auf der „Eleftherios Venizelos“ einquartiert.

Das Schiff soll bis zu 2500 Flüchtlingen für etwa zwei Wochen eine provisorische Unterkunft bieten. Die griechischen Behörden haben aus Sicherheitsgründen entschieden, dass nur Syrer auf dem Schiff untergebracht werden.

Proteste von Flüchtlingen

Damit soll verhindert werden, dass Streitigkeiten zwischen Flüchtlingen verschiedener Nationalitäten ausbrechen. Flüchtlinge aus anderen Staaten, die bereits vor Eintreffen der Fähre auf Kos waren, müssen sich dagegen weiter bei der Polizeiwache erfassen lassen, vor der sich täglich lange Warteschlangen bilden.

Die Ungleichbehandlung führte zu Spannungen: An der Zufahrt zum Hafen forderten mehrere Iraker, ebenfalls auf die „Eleftherios Venizelos“ gelassen zu werden.

Auf Kos war es am Dienstag zu Zusammenstößen mit der Polizei gekommen, als diese 2000 Migranten zur Registrierung in ein Fußballstadion brachte. Seitdem wurden tausende Flüchtlinge, die teils seit Wochen am Strand und auf den Straßen schliefen, aufs griechische Festland gebracht.

Die Zahl der Flüchtlinge auf der Insel sank laut Polizei von 7000 auf 2500. Gleichzeitig hält der Zustrom von Flüchtlingen auf die griechischen Ägäis-Inseln unvermindert an. Allein auf Lesbos kamen am Samstag mehr als 300 Flüchtlinge an.

Marine im Einsatz

Deutsche Marinesoldaten retteten vor der Küste Libyens 103 Menschen von einem in Seenot geratenen Schlepperboot. Wie ein Sprecher des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr mitteilte, berichtete, blieben alle Insassen des großen Schlauchboots unverletzt.

An Bord waren 97 Männer, 4 Frauen und 2 Kinder, die versucht hätten, illegal nach Europa zu gelangen. Sie wurden von einem norwegischen Schiff der europäischen Grenzschutzagentur Frontex übernommen. Das leere Schlauchboot wurde von den Soldaten des deutschen Versorgungsschiffs „Werra“ als „Schifffahrtshindernis“ versenkt.

Tunnel-Route versperrt

Unterdessen hat sich die Lage in Calais entspannt. Wie der britische Fernsehsender BBC berichtete, ist die Zahl der Flüchtlinge, die versuchten, durch den Eurotunnel nach Großbritannien zu kommen, in diesem Monat auf 150 gesunken. Zum Vergleicht: Im vergangenen Monat hatten etwa 2000 Menschen den gefährlichen Weg an Bord von Güterzügen und Lastwagen eingeschlagen.

Das werde nun durch mehr Zäune, verstärkte Polizeikontrollen und andere Sicherheitsmaßnahmen verhindert, so die Betreiberfirma des Eurotunnels. Diese Vorkehrungen seien notwendig, da ein „Schwarm“ von Menschen auf der Suche nach einem besseren Leben über das Mittelmeer komme, erklärte der britische Premierminister David Cameron. Großbritannien habe immer großzügig Asyl gewährt, dürfe aber „nicht zulassen, dass Menschen in unser Land eindringen.“ Nach Angaben der Betreiber wurden von Jahresbeginn bis Ende Juli rund 37.000 Migranten abgefangen. Mindestens neun starben.

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