29. Juli 2012 · Kommentare deaktiviert für 60 Boat-people auf Lampedusa angekommen · Kategorien: Italien, Tunesien · Tags:

41 Boat-people nordafrikanischer Herkunft sind am 27.07.2012 um 09:30 h in Lampedusa angekommen. Sie haben die italienische Küstenwache gerufen, als sie sich 15 Seemeilen vor der Insel befanden. An Land, wurde eine Person von ihnen ins Krankenhaus gebracht, alle anderen wurden am Mittag auf die Fähre nach Porto Empedocle (Agrigent) gebracht.

19 weitere Boat-people – aus Tunesien kamen am Abend desselben Tags an. Die Küstenwache hat sie am Strand abgefangen und in das Aufnahmelager der Insel gebracht.

Ansa.it Sicilia, 28.07.2012

http://www.ansa.it/web/notizie/regioni/sicilia/2012/07/28/Immigrazione-19-migranti-approdati-Lampedusa_7249814.html

27. Juli 2012 · Kommentare deaktiviert für Tunesien: Bauarbeiter stürmen Bezirksregierung und Sitz der Ennahda · Kategorien: Tunesien · Tags:

Nach zwei Wochen Protest haben Arbeiter der staatlichen Baustellen am 26.07.2012 den Sitz der Bezirksregierung und der konserservativ-islamischen Regierungspartei Ennahda gestürmt. Im Regierungssitz legten sie Feuer.

Sie verlangen ihre Lohnauszahlungen. Der Zahlungsrückstand beträgt zwei Monate. Regierungsbeamte und Ennahda-Parlamentarier würden hingegen ihre Gehälter verzögerungslos erhalten.

Die Polizei gab Warnschüsse ab und schoss Tränengas in die Menge. Die Demonstranten riefen: „Die politische Polizei ist zurück!“

Am 27.07.2012 begann die tunesische Regierung schlagartig mit der Auszahlung der ausstehenden Löhne vor Ort.

http://www.tap.info.tn/fr/fr/component/content/article/378-actualite/29989-sidi-bouzid-les-ouvriers-de-chantiers-percoivent-leur-salaire.html

http://www.thenational.ae/news/world/africa/tunisia-police-fire-warning-shots-tear-gas-at-protesters

 

27. Juli 2012 · Kommentare deaktiviert für Algerische MigrantInnen in Longwy · Kategorien: Algerien, Frankreich, Lesetipps · Tags:
Losego, Sarah Vanessa: Fern von Afrika. Die Geschichte der
nordafrikanischen "Gastarbeiter" im französischen Industrierevier von
Longwy (1945-1990) (= Industrielle Welt 76). Köln: Böhlau Verlag Wien
2009. ISBN 978-3-412-20432-7; 559 S.; EUR 72,90.

Rezensiert für H-Soz-u-Kult von:
Marcel Berlinghoff, Zentrum für Europäische Geschichts- und
Kulturwissenschaften, Universität Heidelberg
E-Mail: <Marcel.Berlinghoff@zegk.uni-heidelberg.de>

Die Geschichte der algerischen Migration nach Frankreich gehört zu den
rechtlich wechselhaftesten, politisch umstrittensten und durch das lange
Tabu des Algerienkrieges emotionalsten Kapiteln der europäischen
Einwanderungsgeschichte nach dem Zweiten Weltkrieg.

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21. Juli 2012 · Kommentare deaktiviert für Düsseldorf: Reportage (1) · Kategorien: Allgemein · Tags:

http://www.dw.de/dw/article/0,,16098902,00.html

Zeltlager gegen Flüchtlingspolitik

In Köln haben Hunderte Menschen das „No Border Camp“ errichtet, um auf die Probleme von Flüchtlingen in Deutschland und Europa aufmerksam zu machen. Darunter sind auch Asylbewerber, die eigentlich nicht da sein dürften.

A. wirkt etwas verloren zwischen den gerade aufgebauten Zelten des „No Border Camps“, die in den nächsten Tagen sein Zuhause sein werden. Aber „Zuhause“ – was ist das schon für ihn, der aus der Elfenbeinküste nach Deutschland gekommen ist, um Asyl zu beantragen? In Köln will A. gegen seine Lebensbedingungen protestieren.

Residenzpflicht für Asylbewerber
„Es war nicht leicht, mein Land zu verlassen“, erinnert sich A. „Es war eine Flucht. In meinem Heimatland war Krieg. Ich hatte auch private Probleme.“ Mit dem Flugzeug ist er nach Deutschland gekommen, jetzt soll entschieden werden, ob er bleiben darf. Im Alltag ist er mit vielen Schwierigkeiten konfrontiert. „Ich wohne in einem Auffanglager. Das Essen ist nicht gut, ich wohne mit vier Leuten auf dem Zimmer, es ist sehr eng. Ich bekomme nur 40 Euro im Monat. Das ist ein unmenschliches Leben“, klagt A.

Seinen Namen und sein Alter will er nicht in den Medien lesen, und auch, wo in Deutschland das Auffanglager liegt, verschweigt er lieber. Grund ist die ihm von den deutschen Behörden auferlegte „Residenzpflicht“. Diese besagt, dass ein Asylbewerber nicht den Landkreis verlassen darf, in dem er registriert ist. Ein Wochenendtrip nach Berlin oder München – für A. undenkbar, weil er damit seine Abschiebung riskieren würde. “ Das ist wie ein Leben im Gefängnis“, sagt er. Auch die Reise nach Köln ist für ihn ein Risiko. Doch die Möglichkeit zu protestieren, ist es ihm wert.

Zehntausende Asylbewerber pro Jahr in Deutschland
Dass Menschen wie A. mit ihrer Reise nach Köln ein hohes Risiko eingehen, weiß auch Maria Sopala, die das Camp mit aufgebaut hat: „Das ist immer der Zwiespalt: Auf der einen Seite wollen wir, dass die Leute herkommen. Auf der anderen Seite können wir ihnen nicht garantieren, dass ihnen keine Repressionen widerfahren.“

Maria Sopala und die anderen Organisatoren wollen mit dem „No Border Camp“ auf die Belange von Asylbewerbern aufmerksam machen. „Wir denken immer sehr aus unserer ‚weißen‘ Position heraus. Ich als ‚weiße Deutsche‘ habe diese Bewegungsfreiheit“, sagt Sopala. „Für viele Menschen trifft dies aber nicht zu. Dazu zählen Menschen, die keinen gesicherten Aufenthaltsstatus haben, oder die ihre Länder verlassen mussten oder wollten.“

Maria Sopala läuft über den Platz und blickt kritisch prüfend zum Himmel: Für die kommenden Tage ist Dauerregen angesagt. Der wird die Camper nicht abschrecken, hofft sie.

Denn das Thema ist ihr wichtig: Zwischen 30.000 und 50.000 Menschen pro Jahr stellen in Deutschland einen Antrag auf Asyl. Bis das Bewerbungsverfahren abgeschlossen ist, vergehen oft Monate. Eine Zeit der Ungewissheit für die Betroffenen, weiß Maria Sopala: „Deren Kämpfe sind ganz alltägliche Kämpfe: Woher bekomme ich etwas zu Essen? Wie bekomme ich eine Verlängerung meiner Duldung? Wie schaffe ich es, meinen Asylantrag durchzubekommen? Sie alle versuchen, sich möglichst unauffällig zu verhalten.“

Protestaktionen, Workshops und Konzerte

Nur wenigen Prozent gelingt es, ihren Antrag auch tatsächlich durchzubekommen. Die meisten anderen werden direkt ins Flugzeug gesetzt und müssen in ihr Heimatland zurückkehren.

Nicht zufällig findet das „No Border Camp“ in Köln statt: Von hier aus wollen die 1000 erwarteten Teilnehmer mehrmals zum nahen Düsseldorfer Flughafen fahren, um sich dort Gehör zu verschaffen. „Unser Schwerpunkt sind die Sammelabschiebungen“, sagt Sopala. „Aus Düsseldorf werden vor allem Sinti und Roma nach Serbien und in das Kosovo abgeschoben.“

15 große Zelte stehen auf der Wiese am Rhein, in Reih und Glied angeordnet. Das größte steht etwas abseits, fällt trotzdem sofort auf: Es ist rund, gelb-rot gestreift und erweckt den Eindruck, als hätte ein Dorfzirkus hier Station gemacht, als würden gleich Ponys und Clowns auftauchen. Stattdessen wird hier über Themen wie „Arbeit, Migration & Anlaufstellen“ oder „Sexarbeit und Migration“ diskutiert. Die Teilnehmer wollen nach Lösungen suchen, wie das Leben von Asylbewerbern in Deutschland und dem Rest der EU verbessert werden kann. Es gibt Vorträge und Workshops, aber auch der Spaß soll nicht zu kurz kommen: Am Wochenende gibt es ein Kulturprogramm und Konzerte.
Hoffnung auf bessere Asylbedingungen
A. sieht den kommenden Tagen mit Zuversicht entgegen. Er hofft, mit dem Lager etwas an der Situation der Asylbewerber ändern zu können. „Ich hätte nicht gedacht, dass Deutschland seine Flüchtlinge so behandelt. Wenn man mir das früher gesagt hätte – ich hätte es nicht geglaubt“, resümiert A.

In ein anderes europäisches Land weiterzuziehen und dort um Asyl zu bitten, ist für ihn nicht möglich. Nach dem sogenannten Dublin-II-Abkommen kann er nur in einem EU-Land Asyl beantragen – dort, wo er das erste Mal europäischen Boden betreten hat. „Ich will nicht das Geld der Deutschen – darum geht es gar nicht“, sagt A. Was er will, ist das, was er als das natürliche Recht eines jeden betrachtet: zu leben und zu arbeiten an einem frei gewählten Ort – wo auch immer in der Welt das ist.

21. Juli 2012 · Kommentare deaktiviert für Düsseldorf: AktivistInnen besetzen frz. Generalkonsulat und Grünen-Geschäftsstelle · Kategorien: Allgemein · Tags: ,

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/aktivisten-besetzen-generalkonsulat-und-gruenen-geschaeftsstelle-a-845624.html

http://www.n-tv.de/politik/Aktivisten-besetzen-Gruenen-Buero-article6781976.html

http://www.rp-online.de/region-duesseldorf/duesseldorf/nachrichten/polizei-raeumt-gruenen-geschaeftsstelle-1.2917056

21. Juli 2012 · Kommentare deaktiviert für B4p Kommuniqué Nr. 10 · Kategorien: Nicht zugeordnet · Tags: , , , ,

Kommuniqué Nr. 10

Die erste Aktion von Boats4people auf See war ein Erfolg, aber an den Seegrenzen der EU wird weiterhin gestorben

Lampedusa, 20.07.2012

Am 19. Juli liefen auf Lampedusa die letzten Aktionen von Boats4people auf See. In den kommenden Wochen werden die UnterstützerInnen und AktivistInnen von Boats4people eine Auswertung der Aktionsreihe vornehmen und die Zukunft des Projekts besprechen. Die Mittelmeerüberquerungen von Boats4people waren ein Erfolg. Nichtsdestotrotz waren die letzten Wochen von zahlreichen tragischen Vorfällen gekennzeichnet. Sie bewiesen aufs Neue, dass die Schließung der EU-Grenzen tödliche Folgen hat.

Vor einem Jahr stieg die Zahl der Toten im Mittelmeer weiter an, obwohl die Meer-Überwachung im Rahmen der Militärintervention in Libyen außerordentlich verstärkt worden war. Angesichts dieser Situation entstand die Idee, mit einem Schiff der Solidarität loszufahren. Daraus wurde die Koalition Boats4people. Deren Organisationen setzten die Idee praktisch um.

Boats4people ist an Bord des Motorseglers Oloferne in italienischen Gewässern von Rosignano nach Palermo und weiter nach Pantelleria gefahren, dann nach Tunesien zu den Häfen in Monastir und Ksibet el Mediouni, um die Reise schließlich auf der italienischen Insel Lampedusa abzuschließen. Eine Solidaritätsbewegung hat Verbindungen zwischen dem nördlichen und südlichen Ufer des Mittelmeers geschaffen. Nach jedem Streckenabschnitt gab es Treffen mit MigrantInnen, AktivistInnen, JournalistInnen wie auch mit den lokalen Behörden. Boats4people hat seinen Kampf mit dem Kampf der tunesischen Angehörigen toter oder auf See vermisster MigrantInnen verbunden; die Familien fordern Antwort auf ihre Fragen und Gerechtigkeit. Boats4people hat sich ebenfalls dem Kampf der AsylantragstellerInnen, der Flüchtlinge und “Abgelehnten” des Lagers Choucha in Tunesien angeschlossen, die Schutz, Zugang zum Resettlement-Verfahren und bessere Lebensbedingungen brauchen. Bei jedem dieser Treffen haben die Boats4people-AktivistInnen die Notwendigkeit unterstrichen, dass es endlich Bewegungsfreiheit und Solidarität im Mittelmeer geben muss. Überall in Europa kam es zu Unterstützungsaktionen für Boats4people: in Calais, Strasbourg, Frankfurt, Hamburg, Paris, Amsterdam, Tilburg und in vielen anderen Städten.

Das war eine Kollektiverfahrung, die das Boats4people-Projekt und die Kampfperspektiven für die Rechte von Flüchtlingen und MigrantInnen bestärkt hat. Nicht vergessen sind die tragischen Vorfälle, die im Laufe dieser Wochen passiert sind. Delegationen von Boats4people haben im Mittelmeerraum dazu Informationen und Augenzeugenberichte gesammelt, die auf der Plattform WatchTheMed veröffentlicht wurden.

In den letzten Wochen sind 94 Flüchtlinge und Migrantinnen in Malta und 314 in Italien angekomen (60 auf Lampedusa, 62 in Portopalo, 40 auf Pozzallo, 25 in Kalabrien und 127 in Bari). Aber mindestens 3 MigrantInnen sind in Monastir ertrunken, als ihr Boot gekentert ist, auf dem sie zu 22 Personen am 3. Juli losgefahren sind – nach dem ersten Reisetag von Boats4people. In den folgenden Tagen wurde den AktivistInnen von Boats4people berichtet, dass ein Boot mit 89 Flüchtlingen kurz nach Abfahrt aus Tripolis Schiffbruch erlitten hat und die Hälfte der Passagiere ertrunken ist. Dann hat eine Delegation von Boats4people A. S. aufgesucht, den einzigen Überlebenden des Schiffunglücks, bei dem 55 Menschen umgekommen sind. Sie waren aus Tripolis mit einem Schlauchboot abgefahren, das Luft verlor und schließlich vor der libyschen Küste unterging. A. S. überlebte und trieb 14 Tage lang auf See, bis er schließlich von tunesischen Fischern bei Zarzis am 10. Juli gerettet wurde.

Diese Toten auf See muss man zu den 13.448 Toten hinzufügen, die an den EU-Grenzen zwischen 1988 und 2012 registriert wurden. Es sind Opfer eines europäischen Migrationssystems, das das Meer in eine tödliche Barriere für mehrheitlich NichteuropäerInnen verwandelt hat. Boats4people wird weiter zu diesen und anderen ähnlichen Vorfällen recherchieren, um mögliche Verletzungen des Rechts auf See und die politische Verantwortung der EU und anderer internationaler wie nationaler Einrichtungen öffentlich zu machen.

Boats4people hat bei seinen Überfahrten mit dem Motorsegler Oloferne keinen Flüchtling oder Migrant in Not direkt angetroffen. Aber die Crew hat sozusagen mit der Hand die Instrumente berührt, mit denen die EU-Seegrenze im Mittelmeer “sicher gemacht” wird. Am 15. Juli wurde die Oloferne von einem Patrouillenflugzeug von Frontex überflogen, der europäischen Agentur für die Kontrolle der Außengrenzen. Dann wurde die Oloferne zu Kontrollzwecken von der italienischen Küstenwache angehalten. Dieser Vorfall macht den Sinn der Kampagne von Boats4people deutlich, die auf jeden Fall Fortsetzung finden sollte: Solange keine Transparenz zu den Grenzkontrollen von Frontex und den nationalen Behörden hergestellt ist, wird die Präsenz auf See die einzige Möglichkeit sein, um “die Kontrolleure zu kontrollieren”.

Aus diesem Grund ist Boats4people nötiger denn je. Neue Aktionen werden folgen, und zwar solange, wie die Schließung der Grenzen mit ihren tödlichen Auswirkungen anhält.

Presse-Kontakte:

Filippo Miraglia (Italienisch) : +39 348 44 10 860

Lorenzo Pezzani (Italienisch / Englisch) : +39 340 77 51 303

Nicanor Haon (Französisch / Spanisch / Englisch) : +39 328 29 37 198 und +216 52 70 18 71

Kommuniqué Nr. 10 – 20.07.2012

20. Juli 2012 · Kommentare deaktiviert für B4p Bericht Lampedusa (13.07.2012) · Kategorien: Italien · Tags: ,

Lampedusa zwischen boats4people und Filmfestival 1

 

Wir sind nach Lampedusa zurückgekehrt, in die Wohnung, die wir schon letztes jahr über Monate für das monitoring auf der Insel gemietet hatten. Dieses Mal wollen wir Aksavusa, dem Verein vor Ort, bei den Filmfestivalvorbereitungen und bei der Ankunft der AktivistInnen von boats4people zur Hand gehen.

 

Lampedusa wird die letzte Etappe für b4p sein – gestartet war die Aktion samt der OLOFERNE in Cecina, dann ging es weiter nach Palermo (wo bordeline-europe und Borderline Sicilia eine Woche der Aktionen durchgeführt haben), Pantelleria, Monastir (Tunesien) und nun Lampedusa, wo der Schoner bald ankommen wird.
Am 19.7. wird es gegen 14 Uhr eine kleine Pressekonferenz an Bord/an der Mole geben, gegen 18 uhr wird das Filmfestival – Dokumentarfilme zum Thema Migration und Demokratie – mit einer Gedenkfeier für die toten und verschwundenen MigrantInnen im Meer starten.
Für das Festival gibt es noch vieles vorzubereiten. Erst gestern konnte endlich der Ort festgelegt werden – Cala Palme, ein kleiner Strand am alten Hafen.
Die Insel ist ansonsten ruhig. Die neue Bürgermeisterin, Giusi Nicolini, bestätigt uns heute morgen, dass das Auffanglager Contrada Imbriacola seit einer Woche wieder eröffnet ist, maximale Kapazität allerdings nur 300 Plätze.
Daraufhin sind wir hingefahren und haben uns das Lager von oben (es liegt in einem Tal) angesehen. Die im September abgebrannten bzw. beschädigten Gebäude sind nicht abgebaut worden, anscheinend wurden nur die vorhandenen Gebäude saniert, hier und da sieht man neue Klimaanlagen. Der Camper des Innenministeriums ist nicht mehr dort. Auch sonst wenig Betrieb. Nächste Woche hoffen wir, ein Interview mit der Bürgermeisterin machen zu können.
Judith Gleitze, Borderline Sicilia/borderline-europe
19. Juli 2012 · Kommentare deaktiviert für Malta: HRW berichtet über Abschiebeknäste · Kategorien: Malta · Tags: ,

1.500 Boat-people jährlich in maltesischen Abschiebeknästen – Verletzung des internationalen Rechts

HRW Report on Malta’s Migrant Detention Policy: “Boat Ride to Detention”

Human Rights Watch has issued a report, “Boat Ride to Detention – Adult and Child Migrants in Malta”, documenting the treatment of migrants and asylum seekers arriving by boat in Malta and concluding that the mandatory detention policy violates international law.

Excerpts:

Summary – Malta routinely detains an average of 1,500 people per year, including children, who arrive in the country by boat without permission, or ‘irregularly.’ These are migrants and asylum seekers, typically from Somalia, Eritrea, and other sub-Saharan African countries, who travel to Europe fleeing persecution or in search of a better life. Many have fled violence and conflict, and almost all have made an arduous journey, taking months to cross the Sahara and travel north through Libya. The last stage of that journey is a perilous, multiday trip across the Mediterranean, typically in overcrowded vessels that are not seaworthy, and without enough food, water, or fuel, before they reach Maltese shores or are intercepted at sea by the Armed Forces of Malta.
Boat migrants arriving in Malta are taken straight to detention if they lack an entry visa (as they virtually all do). This report addresses their arbitrary, indiscriminate, and unfair detention. The report focuses on those who arrive in Malta by boat, as migrants who arrive in Malta by air for the most part are not detained, even if they enter under false pretenses or subsequently claim asylum. Asylum seekers who arrive by boat are detained for up to 12 months, and migrants who do not apply for asylum, or whose asylum claims are rejected, can be detained for up to 18 months. Under international law migrants who do not have permission to enter or stay in a country may be subject to detention, in certain circumstances, and also may be subject to safeguards. However in Malta, the detention policy operates in an automated, indiscriminate, and blanket manner in violation of international law.
In the course of this virtually automated detention policy, Malta routinely detains unaccompanied migrant children whose age is in question. ‘Unaccompanied children’ are migrants under the age of 18 (typically between 14 and 17) who travel without parents or caregivers. Migrants who claim to be unaccompanied children go through an age determination procedure, which relies on interviews and occasional medical testing to establish age. In 2007 and 2008, for example, around 400 children each year arrived in Malta claiming to be unaccompanied.1 While they register for and undergo the age determination procedure, Malta keeps these children in detention. [***]
While Malta justifies its prolonged detention of migrants as a legitimate response to irregular entry, the practice amounts to arbitrary detention prohibited by international law. Prolonged administrative custody, without the possibility of meaningful review, violates the prohibition on arbitrary detention in article 9 of the International Covenant on Civil and Political Rights, and the European Court of Human Rights has found Malta’s detention policy to violate the European Convention’s provisions on the right to liberty. Children enjoy particular protection under the law: in principle, migrant children should not be detained, and where they are detained it must be as a last resort for the shortest appropriate period of time. [***]
Flawed Maltese and European Migration Policies
Malta’s detention policy is part of flawed approaches to migration, both by Malta itself and by the European Union (EU). The central Mediterranean migration route—typically from Libya to Malta or Italy—is a major entrance point to the EU. Since 2002, approximately 15,000 migrants have reached Malta by this route, some intentionally, many by mistake as they stumble across the small island country while hoping to reach Italy. While the number of migrants arriving in Malta is low in absolute terms, Malta now has the highest number of asylum seekers relative to the national population of any country in the industrialized world. Malta, a country of only 400,000 people, received 20.1 asylum seekers per 1,000 inhabitants in the years 2007-2011, whereas France, the EU member state receiving the largest number of asylum seekers in absolute terms in 2011, received about 3 per 1,000.
Although migrants have been traveling this migration route—in higher or lower numbers— for some ten years, neither Malta nor the EU has developed a sound policy that either respects migrants’ human rights or that addresses the high burden placed on Malta. EU asylum rules mean that member states at EU borders sometimes are forced to assume responsibility for a vastly disproportionate share of migrants and asylum seekers. The Dublin II regulation, promulgated in 2003, mandates that an individual’s asylum application must be processed in the country where the individual first entered the EU. This places an unfair burden on Malta, which must process these asylum applications in-country and which is obliged to accept the return of any asylum seekers whose first port of entry in the EU was Malta.
The EU has taken some steps towards mitigating this burden, for instance by relocating recognized refugees from Malta to other EU states and providing limited financial support. But these steps have been insufficient to assist Malta in meeting migrants’ needs. The case of Malta, like that of Greece, shows the need to revise the Dublin II regulation to permit greater burden sharing in processing and hosting asylum seekers, rather than insisting on the country of first arrival as the primary factor in assessing member state responsibility.
Malta’s arbitrary detention policy, in addition to violating international standards, does not work to deter migrants from landing on its shores. Migrants may not intend to travel to Malta, and indeed the boats in which they travel lack navigational equipment that would enable them to choose their destination. Some migrants Human Rights Watch spoke with said they did not even know that Malta existed as a country before they landed there.
Though Malta’s burden is disproportionately large, detention is neither a legal nor a sound response to boat migration in the central Mediterranean. Both Malta and the EU should enact new policies to respond to their legal obligations to uphold migrants’ rights.
  • Malta should allow detention of migrants only in exceptional circumstances, with individualized determinations, and access to procedures to challenge detention.
  • Malta should treat those who claim to be children as such pending the outcome of age determination proceedings, and release all those with pending claims from detention.
  • The EU should reform the Dublin system by having the Dublin regulation take into account equitable burden-sharing among member countries.
[***]
IV. Conclusion
[***] Malta must revise its migrant detention policies for adult and child migrants alike, and end the continued mental stress imposed on migrants kept in prolonged detention. Maltese laws should allow detention of migrants only in exceptional circumstances, with individualized determinations, and access to procedures to challenge detention.”
19. Juli 2012 · Kommentare deaktiviert für B4p Bericht „Indignados des Meeres“ · Kategorien: Nicht zugeordnet · Tags: ,

Audrey HOC, Le journal du pays basque

Übersetzung: Darja Stocker

Boats4People: Die „Indignados des Meeres“- Für einen freien, solidarischen Mittelmeerraum ohne Tote

7.Juli 2012. Endlich, die „Indignados“ des Meeres sind auf der Fähre, die sie von Palermo nach Tunis bringen wird. Diese neuartigen Empörten setzten sich zum einen aus einer Koalition europäischer Gruppierungen zusammen, die sich für die Rechte der MigrantInnen einsetzen (Gisti, No Border, la Cimade, Arci, All Included, No Borderline Sicilia, Afrique Europe Interact), zum anderen aus verschiedenen Bürgern, die eine internationale Delegation bilden. (Allemands, Tunisiens, Italiens, Français, Néerlandais). Mohamed und ich selbst sind als baskisch-kabylische Bürger und ehrenamtliche Aktivisten von „La Cimade“[1] und „Les Amoureux au ban public.“[2]

Die Ziele des Projekt sind ambitioniert: Ein Netzwerk von Organisationen und AktivistInnen von beiden Seiten des Mittelmeers zu schaffen und darüber hinaus schliesslich die kriminellen politischen Praktiken der Staaten zu bekämpfen, die die Menschenrechte der Migranten auf dem Meer verletzen; Klage erheben gegen diese Staaten, sowie die Nato, Frontex oder ihre Agenten; Delegationsreisen aufs Mittelmeer zu organisieren um die Verstösse gegen die Rechte der „boat poeple“ zu dokumentieren, anzuprangern und vorauszusagen; Schliesslich: Ein Maximum an Mobilisierung zu erreichen, damit das Mittelmeer zu einem Raum der Solidarität wird – und nicht mehr ein Massengrab für die Migrantinnen.

 

Mehr als 16 000 Tote und Verschwundene  in den letzten Jahren[3].

„Boats 4 People“ wird den Mittelmeerraum nicht revolutionieren, aber was hier passiert, ist wunderbar. Diese „Indignados vom Meer“, die ihre kleinen Hände in der Luft schütteln, um sich in ihren Entscheidungen zu bestärken, die haben es geschafft, die Fähre „Zeus Palace“ zur revolutionieren. Sie besetzen Orte – das Unterdeck- um präzise zu sein, organisieren eine Fotoausstellung und verteilen Flugblätter und tauschen sich mit den Passagieren aus. Die Tatsache, dass so viele Sprachen gesprochen werden, macht das Kommunizieren einfach- die arabisch und italienischen Flugblätter bestärken diesen Eindruck. Es ensteht ein beeindruckender Zusammenhalt, alle fühlen sich angesprochen, der Austausch funktioniert. Jede Familie kennt, wenn nicht in ihren eigenen Reihen, dann in ihrer nächsten Umgebung einen „Harraga“,  die „Verbrenner“ des Mittelmeers. Nach einem längeren Austausch werden die Interessierten zu einer Konferenz um 17Uhr auf dem Unterdeck eingelanden.

Um 17 Uhr- was für ein Erfolg- sind bereits eine Menge Leute da. Offensichtlich ist es ein rein männliches Publikum, aber die Mission ist nur schon deswegen geglückt, weil eine grosse Zahl tunesischer Passagiere gekommen ist. Jeder von ihnen bringt seinen Anteil an die Sache mit: Seine Zeugenaussage – und die Emotionen sind da.

Ein grosser Erfolg und eine Premiere auf einer Touristenfähre.

 

Aber die Überfahrt der Fähre ist nicht die einzige Aktion von „Boats4People“ in diesem Juli 2012. Es folgen Vernetzungstreffen und Konferenzen in Tunesien, in Tunis selbst und am 13.Juli in Monastir, aber auch am 19.Juli in Lampedusa, jener Insel der traurigen Berühmheit, wohin die meisten Boote auslaufen.

Auch davor hat schon Einiges stattgefunden, Anfang Juli in Cecina, Italien, sowie auch am 5. und 6. Juli in Palermo. Als wir am 5.Juli in Parlermo waren, haben wir an den Begegnungen und gemeinsamen Essen im geteilten Viertel Santa Chiara teilgenommen, gleich neben dem Afrikanischen Viertel und Zufluchtsort für MigrantInnen in Sizilien. Der Abend vom 6.Juli hat seinerseits die Promenade von Palermo mitgeprägt: Mit brennenden Kerzen in Gedenken an die 16 000 Toten im Mittelmeer. Parallel dazu fährt ein wiederhergestelltes Segelboot, die „Oloferne Oloferne“ Etappe für Etappe ab, um seine Rolle als „Kontrolleur der Migrationskontrolleure“, die im Projekt „Boats4people“ als eine Aufgabe definiert wird, auszuführen.

Was uns selbst befrifft kündigt sich nun als nächste Etappe Tunesien an, ein Land, das gerade erst aus der Revolution herausgekommen ist und wo diejenigen, die diesen schönen Sieg bewerkstelligt haben, nun eine bessere Zukunft anstreben…. woanders vielleicht…



[1] (http://www.cimade.org/)

[2] (http://amoureuxauban.net/) (Anm.d.Übers: Die Organisation setzt sich für die Rechte von binationalen Ehen ein. Angelehnt an das Chanson „Les amoureux des bancs publics von „Die Verliebten der öffentlichen Bänke“ von Georg Brassens wurde der Titel umgewandelt in „Die Verliebten im öffentlichen Bann“)

[3] (anm.d.Übers. zw.1993 und 2011, Quelle UNHCR)

19. Juli 2012 · Kommentare deaktiviert für B4p Alle Berichte Palermo-Tunis-Choucha-Monastir 05.-14.07.2012 · Kategorien: Nicht zugeordnet · Tags: ,

*Boats4People – Berichte der internationalen Reisegruppe an Land und auf
der Fähre*
*Kurzbericht zur Station Palermo (5. und 6. Juli 2012)
*
Am Morgen des 5. Juli ist das B4P-Boot Oloferne im Hafen von Palermo
eingelaufen und wurde von einer kleinen Gruppe AktivistInnen
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