Vor genau einem Jahr kam es zum ersten großen und erfolgreichen Streik (nord-)afrikanischer ArbeiterInnen auf den Landwirtschaftsplantagen Apuliens. Die migrantischen Arbeitskräfte kamen zu dieser Saisonarbeit teils aus den norditalienischen Fabriken, zum Teil waren sie als Boat-people vor Kurzem in Süditalien gelandet. Arbeit und Unterbringung in Zelten erfolgten in enger Zusammenarbeit von Unternehmern, Rathaus-Service und karitativen Einrichtungen. Die Anwerbung und Kontrolle lief über das „caporalato“, eine Zwischenschicht von „selbständigen“ Vorarbeitern, die aus denselben zentral-, west- und nordafrikanischen Ländern stammten wie die Arbeitskräfte.
Der Streik richtete sich gegen diese Zwischenschicht. Die Arbeiter wollten direkt über ihren Lohn und die Nebenausgaben bestimmen bzw. darüber direkt mit den Unternehmern verhandeln. Sie gewannen. Während des Streiks kam es auf der nahegelegenen Autobahn auch zu Blockaden von AfrikanerInnen, die gerade aus Abschiebeknästen ausgebrochen waren.
Wie sieht die Situation ein Jahr später aus? Die Unternehmer meiden den Ort des ersten Streiks. Es gibt im Sommer 2012 dort keine Arbeit.
Siehe die ausgezeichneten Untersuchungen:
Devi Sacchetto, Gianluca Nigro, Mimmo Perrotta, Yvan Sagnet
Sulla pelle viva. Brigate di solidarietà attiva
Nardò: la lotta autorganizzata dei braccianti agricoli
Rom (DeriveApprodi) 2012
und:
La normalità a cottimo
Ritornare a Nardò a un anno dallo sciopero, luglio 25, 2012
di MIMMO PERROTTA e DEVI SACCHETTO