Quelle: Vice | 05.12.2016
Von Melanie Glodkiewicz
In der Nacht zum 21. Oktober erhielt das private Rettungsschiff Sea Watch 2 einen Notruf von der italienischen Rettungsleitstelle: Rund 14 Seemeilen nördlich der libyschen Küste saßen circa 150 Menschen in einem manövrierunfähigen Boot. Kurz nachdem die Sea Watch 2 bei dem Boot in Seenot angekommen war, traf ein Boot der libyschen Küstenwache ebenfalls an dem Ort ein.
Was danach geschah, ist umstritten: Die Crew der Sea Watch beschuldigt die Libyer, die Migranten angegriffen, die Rettungsarbeiten behindert und so den Tod Dutzender Menschen verursacht zu haben. Die libysche Küstenwache streitet ab, irgendjemanden angegriffen zu haben, man habe lediglich erkunden wollen, warum sich die beiden Schiffe in libyschen Hoheitsgewässern aufhielten. Wie Fotos der Radaranlage und Screenshots des Navigationssystems der Sea Watch belegen, befanden sich die Boote allerdings in internationalen Gewässern, als die Küstenwache dazustieß. Sea Watch hat mittlerweile bei der Staatsanwaltschaft Hamburg Anzeige gegen die libysche Küstenwache erstattet.
Melanie Glodkiewicz ist Praktikantin bei der NGO Human Rights At Sea, die hat sie auf die Sea Watch geschickt, um praktische Erfahrung zu sammeln. Was folgt, ist ihr Augenzeugenbericht von jener Nacht nach einem Interview mit Till Egen.
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