24. April 2017 · Kommentare deaktiviert für „Phantasievorwürfe: Sea-Watch prüft rechtliche Schritte gegen Staatsanwalt Zuccaro“ · Kategorien: Italien · Tags: ,

Sea Watch | 24.04.2017

[English version below]

Der Italienische Staatsanwalt Carmelo Zuccaro hat in einem Interview mit der italienischen Zeitung “La Stampa” erneut öffentlich Phantasievorwürfe bezüglich einer angeblichen Kooperation zwischen zivilen Rettungsorganisationen und Schleppern erhoben. Er macht sich damit zum Teil einer Verleumdungskampagne. Dies ist für einen Vertreter der unabhängigen Justiz nicht nur unwürdig, sondern auch unzulässig. Sea-Watch erwägt rechtliche Schritte.

„Dass ein Vertreter der Justiz öffentlich Phantasievorwürfe gegen humanitäre Organisationen erhebt, ohne auch nur einmal mit den selbigen zu sprechen, ist ein Skandal”, sagt Sea-Watch Geschäftsführer Axel Grafmanns. “Zuccaro macht sich zum Teil einer Verleumdungskampagne gegen uns, die Vertreter von Frontex oder Lega Nord derzeit vorantreiben. Er sagt selbst, dass er noch nicht einmal weiß, wie er die angeblichen Beweise einsetzen will, und trotzdem beteiligt er sich an übler Stimmungsmache. Sea-Watch prüft deshalb derzeit die Rechtslage in Italien bezüglich einer Anzeige wegen übler Nachrede”, so Grafmanns.

“Es ist kein Wunder, dass Frontex gegen uns Stimmung macht. Wir durchkreuzen ihr Konzept des kalkulierten Sterbenlassens als Mittel der Migrationskontrolle, daher sind wir ihnen ein Dorn im Auge. Dass sich nun aber ein Vertreter der Judikative dazu herablässt, sich an dieser offensichtlichen Diffamierungskampagne zu beteiligen, hat uns schon überrascht”, sagt Sea-Watch Vorstand Frank Dörner. “Zuccaro hat sich für die unabhängige Italienische Justiz untragbar gemacht!”

“Besonders hinterhältig ist, dass Zuccaro versucht, einen Keil zwischen die Rettungsorganisationen zu treiben: Während er die Finanzstärkeren mit entsprechender Struktur und Rechtsabteilung in Ruhe lässt, nimmt er die kleineren NGOs in die Mangel, um der zivilen Rettungsflotte im Ganzen zu schaden. Das ist feige und wird auch nicht funktionieren. Wir werden uns nicht spalten lassen”, so Dörner.

“Die Vorwürfe sind eine Beleidigung für die vielen Förderer unserer Organisation: Privatpersonen oder Prominente, allein 75 Kirchengemeinden, eine Förderung der Evangelischen Kirche in Deutschland, Kindergruppen, Erlöse aus Firmen oder Familienfeiern. Wir haben kein Problem mit Transparenz bezüglich unserer Finanzierung, Zuccaro hätte einfach fragen können”, sagt Dörner. “Wir erwarten die Präsentation der sogenannten Beweise mit äußerster Gelassenheit.” Zuccaro hatte in den Raum gestellt, Rettungsorganisationen würden von Schleppern finanziert. Weiterhin hatte Zuccaro den NGOs unterstellt mit Schleppern zu kooperieren, etwa indem Schiffe durch Lichtsignale Flüchtlingsboote anlocken würden.

“Selbstverständlich sind unsere Schiffe bei Nacht beleuchtet, das ist Vorschrift”, erklärt Axel Grafmanns. “Anstatt sich angeblich strafbare Verhaltensweisen auszudenken, sollte Zuccaro anerkennen dass wir hier an der tödlichen Europäischen Seegrenze einen Job machen, den die EU eigentlich selbst erledigen sollte. Anstatt sich an einer bewussten Verleumdungskampagne gegen Rettungskräfte zu beteiligen, sollte sich ein Staatsanwalt lieber damit beschäftigen, tatsächliche Straftaten aufzuklären: Die Crew unseres Aufklärungsflugzeugs wurde am Osterwochenende beispielsweise Zeuge massenhaft unterlassener Hilfeleistung durch EU Institutionen – in mindestens sieben Fällen mit Todesfolge. Im Gegensatz zu den absurden Vorwürfen, welche Zuccaro sich ausgedacht hat, liegen dafür konkrete Beweise vor.”

Für Fragen, Hintergrundinformationen und Interviews stehen Ihnen unsere Sprecher*innen Theresa Leisgang und Ruben Neugebauer gerne zur Verfügung. Bildmaterial aus den Sea-Watch Einsätzen finden Sie unter: www.flickr.com/photos/sea-watch

mail: presse@sea-watch.org
mobil: +4915773689421

:::::

Imaginary crime: Sea-Watch considers legal steps against attorney Zuccaro

In an interview with the Italian Newspaper “La Stampa”, the italian attorney Carmelo Zuccaro repeatedly made imaginary accusations concerning a supposed cooperation among civil rescue organisations and smugglers. Thereby, he takes part in a campaign that defames those who rescue lives. For a representative of a sovereign judiciary this is not just unworthy but illegitimate. Sea-Watch considers legal steps.

“Publicly stating fabricated accusations against humanitarian organisations without even contacting them is a scandal for a representative of the judiciary”, says Sea-Watch chief executive officer Axel Grafmanns. “Zuccaro thereby involves himself in a smear campaign against us that is driven by representatives of Frontex and Lega Nord. He even states that he doesn’t even know how to make use of the alleged evidence and still takes part in that campaign. Sea-Watch now reviews the legal situation concerning the defamatory statement”, says Grafmanns.

“It is not surprising that Frontex tries to make some dead wind against us. We frustrate their concept of the calculated letting die as a means of migration control, therefore we are a thorn in their side. But what is surprising, is the fact that a representative of the judiciary degrades himself to take an active role in this obvious diffamation campaign”, states Sea-Watch board member Frank Dörner. “Zuccaro made himself unacceptable for the Italian judiciary!”

“It is especially sneaky that Zuccaro tries to divide the rescue organisations: While he does not address the financially strong NGOs that dispose of a structure for legal counselling, he grills the smaller organisations and hopes to harm the rescue fleet as a whole. This cowardice will not succeed, we will not let this divide us“, Dörner says.

„The allegations are an insult to the many supporters of our organisation: private citizens or celebrities, 75 parishes in Germany alone, support by kindergartens, donations from birthday parties and company events. We do not have a problem concerning transparency of our financial situation, Zuccaro could have simply asked us”, Dörner states. “We are waiting for the presentation of the so-called evidence very calmly.” Zuccaro had claimed, search and rescue organisations would receive money from human traffickers. Moreover, Zuccaro had suggested NGOs cooperate with smugglers by sending light signals to attract refugee boats.

“Obviously, our ships are illuminated by night, these are the regulations at sea”, CEO Axel Grafmanns explains. “Instead of making up what all we could have done illegally, Zuccaro should acknowledge that we are doing a job at Europe’s deadly borders that should be the work of the EU herself. Instead of participating in a campaign that knowingly defames and discredits rescue forces, an attorney should rather get busy uncovering actual crimes: The crew of our airborne mission witnessed massive non-assistance by EU institutions at Easter, for instance. This led to at least seven deaths. Unlike for the allegations that Zuccaro invented, reliable evidence for this delict is available.”

Feel free to contact our spokespersons Ruben Neugebauer and Theresa Leisgang for further inquiries. You reach us at presse@sea-watch.org or via phone: +4915773689421. For photos taken during our rescue missions, please visit www.flickr.com/photos/sea-watch

mail: presse@sea-watch.org
mobil: +4915773689421

Kommentare geschlossen.