18. September 2015 · Kommentare deaktiviert für „Flüchtlinge an der deutschen Grenze: Deutschlands absurde Kontroll-Show“ · Kategorien: Deutschland, Österreich · Tags: ,

Quelle: Spiegel Online

Von Heike Klovert, Freilassing

Die Bundespolizei kontrolliert die Grenze zu Österreich – doch das bringt kaum etwas. Flüchtlinge kommen trotzdem ins Land, Kommunen im Süden werden kaum entlastet. Und Touristen erleben mitunter verwirrende Momente.

Die beiden Südkoreanerinnen und die philippinische Familie sind verwirrt. Sie wollten den Zug nach Salzburg nehmen, doch der fuhr nur bis Freilassing. Dort stiegen sie in ein Taxi bis zur Grenze. Und jetzt stehen sie vor der Brücke über den Fluss Saalach, bepackt mit Koffern und Taschen. Drüben ragen die österreichischen Berge in den blauen Himmel. Der philippinische Vater ist ratlos: „Wir sollen dort hinüberlaufen, hat uns der Taxifahrer gesagt.“ Und dann?

Paul Lindner weiß die Antwort: „Ihr lauft noch einen Kilometer weiter und dann nehmt ihr Bus 4 und fragt den Fahrer, wie ihr nach Salzburg kommt.“ Der hilfsbereite Österreicher wollte eigentlich nur schnell mit dem Fahrrad in Deutschland einkaufen fahren, weil es dort günstiger sei. Doch nun wirft der 74-jährige Rentner diesen Plan kurzerhand um. „Kommt mit, ich bringe euch zur Bushaltestelle.“

Es ist eine der absurden Szenen, die sich an der Grenze zwischen Deutschland und Österreich abspielen. Denn die Kontrollen, die die Bundespolizei an der Münchner Bundesstraße bei Freilassing durchführt, gelten ja nur dem Verkehr, der aus Österreich kommt. Doch Taxifahrer wollen auf dem Rückweg nach Deutschland nicht im Stau stecken. Daher muss mancher Fahrgast die letzten Meter laufen – wie die Familie von den Philippinen.

Die S-Bahnen fahren in beide Richtungen nur vereinzelt, Shuttle-Busse gibt es nicht. Das betrifft eine Menge Urlauber und Pendler.

Das Ehepaar Jost aus Hannover wollte mit den Fahrrädern in der S3 nach Schwarzach-St. Veit in Österreich fahren. Doch auch für sie ist in Freilassing Schluss. Nun versuchen die beiden Rentner, über die Grenze zu radeln. „Wir haben keine Landkarten, wir fahren auf gut Glück“, sagt Siegfried Jost, 72.

An der Münchner Bundesstraße stehen Polizeibusse und Beamte. Ihre Zahl variiert nach Tageszeit, und das ist gewollt. „Wir führen die Kontrollen auf unterschiedlichen Intensitätsstufen durch“, sagt Matthias Knott, Sprecher der Polizeidirektion München. Das heißt: mal hier, mal dort, aber nie überall gleich stark. Wie viele Beamte wo stehen, will er nicht sagen. Das könnte ja den Schleusern in die Hände spielen.

Wer Schleichwege kennt, kommt locker über die Grenze

Doch die Schleuser bräuchten nur die A8 von Salzburg nach München nehmen. Dort wurde am Montag zwar noch heftig kontrolliert, am Dienstagmorgen floss der Verkehr ungehindert. Oder sie könnten den radelnden Rentner Lindner fragen, der auf Anhieb drei Brücken über die Saalach aufzählen kann, an denen gerade nicht kontrolliert wird. Auch die Taxifahrer wissen von solchen Schleichwegen.

Mohamed, 28, und seine Familie dagegen kennen sie nicht. Deswegen sitzen die zwei Frauen und fünf Männer auf der österreichischen Seite der Grenze unter einem Baum. Erschöpft und verängstigt. Sie kommen aus Daraa in Syrien, sagt Mohamed, und sie wollen nur nicht zurückgeschickt werden in ihre zerbombte Heimat. „Hamburg, Berlin, München, das ist uns egal“, sagt Mohamed. Nur nicht wieder in den Krieg, der drei von Mohameds Brüdern getötet und einem das Bein abgerissen hat. Der verletzte Bruder sitzt dabei und hört zu. Die Hose unter dem Beinstumpf zusammengebunden, seine Krücken liegen im Gras.

Die beiden Südkoreanerinnen und die philippinische Familie sind verwirrt. Sie wollten den Zug nach Salzburg nehmen, doch der fuhr nur bis Freilassing. Dort stiegen sie in ein Taxi bis zur Grenze. Und jetzt stehen sie vor der Brücke über den Fluss Saalach, bepackt mit Koffern und Taschen. Drüben ragen die österreichischen Berge in den blauen Himmel. Der philippinische Vater ist ratlos: „Wir sollen dort hinüberlaufen, hat uns der Taxifahrer gesagt.“ Und dann?

Paul Lindner weiß die Antwort: „Ihr lauft noch einen Kilometer weiter und dann nehmt ihr Bus 4 und fragt den Fahrer, wie ihr nach Salzburg kommt.“ Der hilfsbereite Österreicher wollte eigentlich nur schnell mit dem Fahrrad in Deutschland einkaufen fahren, weil es dort günstiger sei. Doch nun wirft der 74-jährige Rentner diesen Plan kurzerhand um. „Kommt mit, ich bringe euch zur Bushaltestelle.“

Es ist eine der absurden Szenen, die sich an der Grenze zwischen Deutschland und Österreich abspielen. Denn die Kontrollen, die die Bundespolizei an der Münchner Bundesstraße bei Freilassing durchführt, gelten ja nur dem Verkehr, der aus Österreich kommt. Doch Taxifahrer wollen auf dem Rückweg nach Deutschland nicht im Stau stecken. Daher muss mancher Fahrgast die letzten Meter laufen – wie die Familie von den Philippinen.

Die S-Bahnen fahren in beide Richtungen nur vereinzelt, Shuttle-Busse gibt es nicht. Das betrifft eine Menge Urlauber und Pendler.

Das Ehepaar Jost aus Hannover wollte mit den Fahrrädern in der S3 nach Schwarzach-St. Veit in Österreich fahren. Doch auch für sie ist in Freilassing Schluss. Nun versuchen die beiden Rentner, über die Grenze zu radeln. „Wir haben keine Landkarten, wir fahren auf gut Glück“, sagt Siegfried Jost, 72.

An der Münchner Bundesstraße stehen Polizeibusse und Beamte. Ihre Zahl variiert nach Tageszeit, und das ist gewollt. „Wir führen die Kontrollen auf unterschiedlichen Intensitätsstufen durch“, sagt Matthias Knott, Sprecher der Polizeidirektion München. Das heißt: mal hier, mal dort, aber nie überall gleich stark. Wie viele Beamte wo stehen, will er nicht sagen. Das könnte ja den Schleusern in die Hände spielen.

Wer Schleichwege kennt, kommt locker über die Grenze

Doch die Schleuser bräuchten nur die A8 von Salzburg nach München nehmen. Dort wurde am Montag zwar noch heftig kontrolliert, am Dienstagmorgen floss der Verkehr ungehindert. Oder sie könnten den radelnden Rentner Lindner fragen, der auf Anhieb drei Brücken über die Saalach aufzählen kann, an denen gerade nicht kontrolliert wird. Auch die Taxifahrer wissen von solchen Schleichwegen.

Mohamed, 28, und seine Familie dagegen kennen sie nicht. Deswegen sitzen die zwei Frauen und fünf Männer auf der österreichischen Seite der Grenze unter einem Baum. Erschöpft und verängstigt. Sie kommen aus Daraa in Syrien, sagt Mohamed, und sie wollen nur nicht zurückgeschickt werden in ihre zerbombte Heimat. „Hamburg, Berlin, München, das ist uns egal“, sagt Mohamed. Nur nicht wieder in den Krieg, der drei von Mohameds Brüdern getötet und einem das Bein abgerissen hat. Der verletzte Bruder sitzt dabei und hört zu. Die Hose unter dem Beinstumpf zusammengebunden, seine Krücken liegen im Gras.

Die Polizisten machen der Familie Angst. Und die Beamten bemühen sich nicht gerade, daran etwas zu ändern. „Sie wollen hier arbeiten oder studieren? Das ist nicht möglich ohne Visum oder Aufenthaltserlaubnis“, sagt ein strenger Beamter zu einer anderen Familie, die zu Fuß die Brücke überquert. Nach einem angespannten Wortwechsel und einem Telefonat mit seinem Vorgesetzten führt der Polizist die Flüchtlinge aber doch über die Brücke auf deutschen Boden.

Erst rumsitzen – dann geht es im Polizei-Bulli weiter

Und dann passiert, was eigentlich immer passiert: Die Flüchtlinge sitzen eine Weile auf dem Grünstreifen neben der Fahrbahn und fahren dann in einem Polizeibus zur nächsten Polizeidienststelle zur Registrierung – und von dort weiter in ein Erstaufnahmelager. Das Versprechen, dass die Kontrollen den Kommunen eine Verschnaufpause verschaffen, wird die Bundesregierung deshalb wohl schwerlich halten können. Denn es werden in Bayern derzeit auch Flüchtlinge abgefangen, die eigentlich nach Schweden wollten. Auch sie landen nun erst einmal in einem bayerischen Erstaufnahmelager.

Die Flüchtlinge, die derzeit in Freilassing ankommen, sind einige der letzten, die durch den ungarischen Grenzzaun schlüpfen konnten. Bevor das Land seine Grenzen dicht gemacht hat. Von Dienstagmorgen bis Dienstagnachmittag fing die Polizei an der Münchner Bundesstraße bei Freilassing rund 50 „unerlaubt einreisende Migranten“ ab.

Zwischenzeitlich kursierte das Gerücht, manchen sei der Grenzübertritt verwehrt worden. Polizeisprecher Knott dementierte das: „Zurückgeschickt haben wir niemanden“. Deutschland bleibt also hilfsbereit, wenn es um die Aufnahme von Flüchtlingen geht.

Es soll nur nicht mehr so aussehen.

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