08. September 2015 · Kommentare deaktiviert für „Österreich verstärkt Grenzkontrollen“ · Kategorien: Österreich · Tags: ,

Quelle: Zeit Online

Österreichs Polizei geht an der ungarischen Grenze gegen Schlepper vor. Die Kontrollen waren am Wochenende ausgesetzt worden. Hunderte Flüchtlinge erreichten München.

Österreich hat die Ende August begonnenen verschärften Kontrollen an der Grenze zu Ungarn wieder aufgenommen. Seit Montag werde erneut gezielt gegen Schlepper vorgegangen, teilte die Polizei mit. Seitdem seien sechs Verdächtige festgenommen worden. Mehr als 100 Flüchtlinge wurden aufgegriffen.

Die Kontrollen waren angekündigt worden, nachdem in dem Laderaum eines Schlepper-Lkws 71 tote Flüchtlinge gefunden worden waren. Am Wochenende waren sie kurzzeitig ausgesetzt worden, weil Tausende Menschen in Zügen und Bussen aus Ungarn zur Grenze unterwegs waren. Für Züge soll weiterhin gelten, dass diese nicht kontrolliert werden.

Zur Verbesserung der Situation in Ungarn kündigte die EU-Kommission an, dem Land vier Millionen Euro zur Verfügung zu stellen. Damit sollen die Transportkapazitäten des Landes verbessert, Aufnahmezentren ausgebaut und neue errichtet werden. Auch Österreich soll fünf Millionen Euro erhalten.

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siehe auch: der Standard

Österreich lässt Flüchtlinge in Zügen weiter ungehindert reisen

Kontrollen wurden wiederaufgenommen, richten sich aber „gegen Schlepper“. Tausende Flüchtlinge warten am Budapester Bahnhof auf Verbindungen. Ungarns Premier Viktor Orbán will Zaunbau beschleunigen

Wien/Eisenstadt/Budapest – Im Burgenland ist seit Montagnachmittag die Schwerpunktaktion zur Schlepperbekämpfung auf den Straßen wieder angelaufen. Außerdem haben die österreichischen Behörden ihre Kontrollen in Zügen aus Ungarn wieder aufgenommen, wie das Innenministerium am Dienstag mitteilte. Diese erfolgten jedoch „nach Maßgabe der personellen Kapazitäten“ und würden sich „gegen Schlepper richten“, sagte Ministeriumssprecher Karl-Heinz Grundböck.

Vorerst können Flüchtlinge aus Ungarn in Zügen also weiterhin ungehindert die österreichische Grenze überqueren und in Richtung Deutschland weiterreisen. Ungarn lässt sie weitgehend ungehindert ausreisen, seit Montag wurde zudem der internationale Zugverkehr in Richtung Westen wiederaufgenommen.

Flüchtlinge warten in Budapest

Tausende Flüchtlinge versuchten seit Dienstagfrüh in Budapest am Bahnhof Keleti, einen Zug in den Westen zu erwischen. Viele haben in der Früh Tickets für einen Zug gekauft, der inzwischen ohne sie abgefahren ist. „Dabei habe ich mich am Ticketschalter extra erkundigt, ob Araber auch fahren dürfen“, beklagte sich der Mann, der 1.020 Euro für acht Karten nach München ausgegeben hat. Zwar wurde ihm von der Polizei zugesagt, dass er in zwei Stunden noch damit fahren dürfe, doch der 27-Jährige weiß nicht mehr, was er nun glauben darf.

Eine Stunde später begann die Polizei, den Pulk an Leuten in Blöcke zu teilen. Mehrere Dutzend Hände wedelten mit ihren Tickets. Vorerst gab es aber noch kein Durchkommen auf die Bahnsteige für sie.

Kurz vor Abfertigung des Zuges, der um 11.10 Uhr vom Bahnhof Keleti nach Wien abfahren sollte, wurde es vor den von der Polizei abgeriegelten Bahnsteigen einigermaßen chaotisch. Freiwillige versuchten, die Menschengruppe vor der Sperre der Beamten dazu zu bringen, etwas Abstand zu halten, doch einige Dutzend Personen drängten in Richtung Züge, wurden aber zurückgehalten. Mehrere kleine Gruppen der Wartenden durften in den Railjet steigen, allerdings wird die Menge der Flüchtlinge in der ungarischen Hauptstadt mit jeder Stunde größer.

Um Mittag bildeten sich geordnete Menschenschlangen entlang des Rands der Bahnhofshalle und auf den Stufen in Richtung U-Bahn-Unterführung. Der Familienvater mit den acht Tickets, die bereits für den Zug um 9.10 Uhr bestimmt gewesen wären, wartet nun in einer der Schlangen. „Wir werden weiterkommen. Irgendwann, irgendwie“, sagt der Syrer. Er reist mit einem viereinhalbjährigen Kind.

„Was ist mit den Frauen und Kindern?“

Ein Landsmann meint: „Es tut mir leid, dass ich das so sagen muss, aber ich denke, sie spielen mit uns.“ Dabei hätten sie doch schon genug mitgemacht. „Ich kann das aushalten, aber was ist mit den Frauen und Kindern?“, sagt der 32-jährige Sherwan R. Er ist in Ungarn nicht registriert. Seit zwei Uhr früh befindet sich der Literaturstudent in Budapest. Viele Flüchtlinge kommen nicht so schnell voran wie R., derzeit versucht die Polizei laut Helfern, möglichst viele nach dem Grenzübertritt Aufgegriffene in Lager zu bringen.

Diese sind überfüllt, besondere Sorgen bereitet den freiwilligen Helfern derzeit Röszke im Süden des Landes, wo hunderte bis tausende Menschen im Freien übernachteten, bei unter zehn Grad Celsius. Die Polizei hält die Menschen bis zur Registrierung dort fest, sie dürfen sich nicht frei bewegen.

Orbán will Zaunbau beschleunigen

Der ungarische Premier Viktor Orbán will unterdessen den Bau des 175 Kilometer langen Metallzauns an der ungarisch-serbischen Grenze früher als geplant fertigstellen. Dies erklärte er gegenüber der Tageszeitung „Magyar Idök“.

Entlang der ungarischen Südgrenze verläuft bereits jetzt ein rund 1,5 Meter hoher Stacheldrahtzaun. Bis Ende November sollte dieser um eine weitere, 4,5 Meter hohe Metallsperre ergänzt werden. Nach einem Besuch im Grenzort Mórahalom, bei dem Orbán auch Soldaten traf, die den Zaun errichten, versprach er nun, den Bau beschleunigen zu wollen. […]

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