„Migranten aus Afrika
Viele Wege führen nach Lampedusa
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via Migranten aus Afrika: Viele Wege führen nach Lampedusa – Auslandnachrichten Nachrichten – NZZ.ch
Laut der IOM gelangten 2011 etwa 60 000 Bootsmigranten von Libyen nach Italien, alleine 52 000 von ihnen gingen auf Lampedusa an Land. Unzählige kamen in den Fluten ums Leben – nach einer Aufstellung von Migreurop, einer Nichtregierungsorganisation, 1800 Bootsflüchtlinge allein in jenem Jahr. Im Jahr darauf ging die Zahl der Migranten auf 13 000 zurück. […] Bis Ende September [im Jahr 2013] hatten 31 000 Migranten von Libyen her Italien erreicht. Seit August hätten die Überfahrten nochmals zugenommen, sagt Simona Moscarelli vom IOM-Büro in Rom.
Syrer, die bis Anfang 2012 über die türkisch-griechische Grenze nach Europa kamen oder in Ägypten gestrandet waren, suchen nun einen Weg über Italien. Die Strecke über Griechenland wurde ihnen mit einer intensivierten Überwachung verbaut. Meist erreichten sie Ägypten auf dem Luftweg und gelangten direkt von Alexandria nach Syrakus in Sizilien, andere nähmen den Umweg über Libyen, sagt Moscarelli. Mit 8000 Flüchtlingen bilden Syrer eine der beiden wichtigsten Gruppen. Der Andrang ist immens – in Ägypten sind derzeit rund 100 000 Syrer gestrandet. Die zweite bedeutende Gruppe, ebenfalls mit bisher 8000 Flüchtlingen im laufenden Jahr, besteht aus Eritreern.
Die entsprechenden Migrationsbewegungen nahmen dieses Jahr noch zu. Eine stalinistische Parteiherrschaft und die Paranoia des Diktators Isaias Afewerki sorgen dafür, dass Buben und Mädchen ab dem Alter von 15 Jahren für die Streitkräfte rekrutiert werden. Die Dienstpflicht gilt weit über die vorgesehenen zwei Jahre hinaus, und weil es für eine derart aufgeblähte Volksarmee weder eine Verwendung gibt noch dazu Mittel zur Verfügung stehen, werden Dienstpflichtige zur Zwangsarbeit in Staatsfarmen und zum Bau von Strassen und Infrastrukturprojekten beordert. Der Zustand dauert schon so lange an, dass die Militärhierarchie durch Vasallentum wie im Mittelalter überlagert wird: Wer kann, leistet für Vorgesetzte Fronarbeit und hofft auf Vergünstigungen. Wer dies nicht kann, sucht das Weite. […]
Laut dem von der EU unterstützten Mixed Migration Secretariat für das Horn von Afrika in Nairobi flüchten pro Monat zwei- bis dreitausend Eritreer. Die wichtigsten Routen führen nach Kassala in den Sudan und von dort nach Kufra in Libyen sowie nach Jemen und in die Golfstaaten. Meist halten sich die Flüchtlinge einige Monate in einem Transitland auf, verdienen etwas Geld und organisieren die Weiterreise. Einen ähnlichen Weg nehmen Somalier. Von den Bootsflüchtlingen, die dieses Jahr via Libyen nach Italien gelangt sind, machen sie mit 3000 Migranten allerdings einen kleineren Anteil aus. […]