20. November 2017 · Kommentare deaktiviert für „Israel will 40.000 afrikanische Flüchtlinge in Drittländer abschieben“ · Kategorien: Eritrea, Sudan · Tags:

Spiegel Online | 19.11.2017

Zehntausende Flüchtlinge aus Eritrea und dem Sudan sind in den vergangenen Jahren nach Israel gelangt. Benjamin Netanyahu bezeichnet sie als Eindringlinge. Nun will die Regierung sie alle nach Ruanda und Uganda abschieben.

Rund 40.000 afrikanische Flüchtlinge leben derzeit illegal in Israel. Die meisten von ihnen stammen aus dem Sudan, Südsudan und Eritrea. Ein Großteil von ihnen lebt in ärmlichen Vierteln im Süden von Tel Aviv, Tausende sind zudem im Lager Cholot in der Negevwüste interniert.

Ministerpräsident Benjamin Netanyahu will die Flüchtlinge in den nächsten Monaten nach Uganda und Ruanda abschieben. Mit beiden Staaten hat die israelische Regierung in den vergangenen Jahren Abkommen geschlossen, deren konkrete Konditionen geheim sind. Klar ist nur, dass sich die dort herrschenden Diktatoren Yoweri Museveni und Paul Kagame von Israel für die Aufnahme der Flüchtlinge gut bezahlen lassen.

Bislang haben beide Staaten nur Afrikaner aufgenommen, die sich freiwillig zur Ausreise aus Israel entschieden hatten. Das soll sich künftig ändern.

Konkret sprach Netanyahu bei der Kabinettssitzung am Sonntag von einer dreistufigen Politik: Mit dem Bau einer Sperranlage an der Grenze zu Ägypten sei der Zustrom von Flüchtlingen praktisch auf null zurückgegangen. Rund 20.000 „Eindringlinge“ aus Afrika seien bereits abgeschoben worden. Die dritte Phase der „intensivierten Abschiebung“ sei dank einer internationalen Vereinbarung möglich. „Dies ermöglicht es uns, die verbleibenden 40.000 Eindringlinge ohne ihre Zustimmung abzuschieben“, sagte Netanyahu in Jerusalem.

Innerhalb der nächsten drei Monate solle deshalb auch das Internierungslager Cholot geschlossen werden, beschloss die Regierung. Die Sudanesen und Eritreer würden vor die Wahl gestellt, entweder nach Ruanda umzusiedeln oder in das Gefangenenlager Saharonim, ebenfalls in der Negevwüste gelegen, zu gehen – ohne Aussicht jemals herauszukommen.

Israels Vorgehen ähnelt der australischen Flüchtlingspolitik. Die Regierung in Canberra hat Flüchtlinge auf Manus ebenfalls vor die Wahl gestellt, entweder in ein anderes Gefangenenlager zu ziehen oder nach Kambodscha umgesiedelt zu werden – ein ähnlich korruptes Regime wie in Uganda und Ruanda.

Das Flüchtlingshilfswerk UNHCR äußerte sich „zutiefst besorgt“ über Israels Pläne und die Sicherheit der Abzuschiebenden. „Israel ist juristisch dazu verpflichtet, Flüchtlinge und andere Schutzsuchende zu beschützen“, sagte Volker Türk, ein hochrangiger Vertreter des Uno-Flüchtlingshilfswerks. Bislang hat Israel nur zehn afrikanische Asylbewerber als Flüchtlinge anerkannt.

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allAfrica | 19.11.2017

Africa: Israel to Deport 40,000 African Refugees Without Their Consent

Israeli Prime Minister Benjamin Netanyahu has announced an unspecified international deal to expel some 40,000 African asylum seekers from the country. The Israeli Cabinet also voted to shut down a migration center.

The Israeli prime minister said Sunday he had reached an „international agreement“ that allowed his country to deport around 40,000 African refugees.

The asylum seekers, mainly from Sudan and Eritrea, entered Israel through Egypt’s Sinai Peninsula in the early and mid-2000s.

Prime Minister Benjamin Netanyahu’s Cabinet also approved plans to shut down the Holot migrant detention center in southern Israel and gave asylum seekers a three-month deadline to leave the country or face deportation.

The Israeli government says the African migrants are „infiltrators“ and not genuine refugees.

„The infiltrators will have the option to be imprisoned or leave the country,“ Israel’s Public Security Ministry said in a statement.

„This removal is enabled thanks to an international agreement I achieved that enables us to remove the 40,000 remaining infiltrators without their consent. This is very important,“ Netanyahu said at the start of his Cabinet meeting.

„This will enable us to close down Holot and allocate some of the large funds going there to inspectors and removing more people,“ the prime minister added.

Move slammed

It is unclear whether the African asylum seekers would be sent back to their homelands or a third country.

In a Twitter statement, Gilad Erdan, Israel’s public security minister, said the Holot closure was conditioned on „us seeing that the policy of removing infiltrators to a third country was indeed taking place.“

Neither Erdan nor Netanyahu provided details about the third country.

Activists say that refugees from Sudan and Eritrea cannot return to their „dangerous“ homelands.

„Instead of turning away refugees within its territory, Israel can and should protect asylum seekers like other countries of the world, instead of imprisoning them or deporting them to continue the journey as refugees,“ a coalition of human rights organizations in Israel said.

shs/tj (AFP, dpa)

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