29. Juni 2016 · Kommentare deaktiviert für Sea-Watch: 5.000 Geflüchtete innerhalb einer Woche · Kategorien: Mittelmeerroute · Tags: , ,

Quelle: rbb

Die Balkanroute ist dicht, der Flüchtlingspakt mit der Türkei in Kraft. Doch nun suchen sich viele Flüchtlinge offenbar neue, gefährliche Wege nach Europa. Das Rettungsteam Sea-Watch berichtet von einem dramatischen Anstieg von Flüchtlingsbooten auf der Mittelmeer-Route nach Italien.

Der Verein Sea-Watch hat in der vergangenen Woche nach eigenen Angaben über 5.000 Geflüchteten auf dem Mittelmeer das Leben gerettet. „Derzeit schicken Schlepper jeden Tag Bootszahlen im zweistelligen Bereich auf das Meer“, sagte der aus dem nord-brandenburgischen Barnim stammende Mitinitiator Harald Höppner dem rbb.

Die ausschließlich aus Spenden finanzierte private Hilfsorganisation kreuzt seit April mit dem ehemaligen Forschungsschiff „Sea-Watch 2“ vor der libyschen Küste und hilft in Seenot geratenen Flüchtlingen. Allein in den vergangenen Tagen war die Crew nach eigenen Angaben an der Rettung und Versorgung von 40 Booten beteiligt. Den Rettern bereitet zunehmend Sorge, dass es an Rettungsmitteln mangele für die gestiegene Zahl der Geflüchteten.

Frontex bestätigt starken Anstieg der Flüchtlingszahlen

Der Chef der EU-Grenzschutzagentur Frontex, Fabrice Leggeri, sprach in einem Interview mit der Funke-Mediengruppe ebenfalls davon, dass mehr Menschen denn je die lebensgefährliche Überfahrt über das zentrale Mittelmeer wagen. „Die zentrale Mittelmeerroute ist so stark frequentiert wie noch nie“, sagte Leggeri.

Nach Frontex-Angaben sind bis Ende Mai in etwa so viele Flüchtlinge über Nordafrika nach Italien gekommen wie im Vorjahr. Im Mai allerdings sei die Zahl der Ankömmlinge doppelt so hoch wie im April gewesen, während die Zahlen auf der Route über Griechenland stark zurückgegangen sind. Die Flüchtlinge stammten meist aus afrikanischen Ländern wie Eritrea, Senegal, Gambia, Elfenbeinküste und Niger.

Die Vermutung liegt nahe, dass die Verschiebung der Routen eine Auswirkung der Abriegelung der Balkanroute und des EU-Türkei-Flüchtlingspaktes ist. Dieser sieht vor, dass alle Flüchtlinge, die nach dem 20. März aus der Türkei auf die griechischen Inseln übergesetzt haben, in die Türkei zurückgeschickt werden.

Sea-Watch und Frontex fordern legale Wege in die EU

Angesichts der vielen Toten fordert Sea-Watch, alternative Einreisewege in die EU zu legalisieren – und ist sich in diesem Punkt mit dem Frontex-Chef einig. „Es muss mehr legale Wege nach Europa aus den Krisenregionen geben“, sagt auch Leggeri. Dies diene nicht nur dem Schutz der Migranten, sondern helfe auch, „die Einreise von Terroristen und Kriminellen zu verhindern“.

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