Quelle: Zeit Online
Lampedusa ist inzwischen ein Symbol für alles, was falsch läuft in der Welt. Es ist aber auch eine kleine Insel, auf der unser Reporter nach kurzer Zeit fast jeden kennt.
von Moritz von Uslar
Es war schon am zweiten Tag auf der Insel gegen acht Uhr abends, als uns eine unheimliche Langeweile überkam: Die goldene Abendsonne legte sich über den Hafen von Lampedusa. Wir hatten unsere Vespas geparkt, lehnten auf den Lenkern, ließen den Motor laufen, zehn, fünfzehn, zwanzig Minuten lang, wir rauchten, guckten und gaben acht, dass uns auch die kleinste Bewegung im Hafen nicht entging. Auf einem Fischerboot faltete ein alter Mann seine Netze. Giuseppe von der Tauchschule Marina Diving trat aus seinem Haus heraus, er guckte und trat wieder in sein Haus zurück. Angela erschien auf der Terrasse ihres Lokals, auf der die Statue der heiligen Madonna die Ankömmlinge im Hafen begrüßt. Sie führte ein Telefonat am Handy, sie winkte, dann trat sie wieder in ihr Lokal zurück. Am Pier ankerten die rot-weißen Schnellboote der Guardia Costiera, der italienischen Küstenwache. Durch das Hafenbecken pflügte nun ein Kriegsschiff der Guardia di Finanza, der Finanzpolizei. Neben uns hatten die anderen Hafenbeobachter der Insel, Jungs mit Kappen und kurzen Hosen, ihre Vespas geparkt: Sie rauchten, guckten. Sollten wir noch einen Espresso trinken gehen? Ja, noch ein Espresso könnte eine sehr gute Idee sein. Wir fühlten uns schon wie echte Lampedusaner.
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