„Frankfurter Rundschau 14.2.13
Flüchtlinge in Tunesien
Keine Zuflucht, nirgends
Von Dietmar Telser
Über 1000 Vertriebene aus Libyen sitzen in einem Camp in Tunesien fest. Niemand will sie. Aber das Lager soll bald aufgelöst werden.
Eine einzelne Wolke treibt am Himmel über dem Zeltlager. Für Ike Emmanuel Chukunu Emaka verbirgt sich dahinter Gott. Er ist der Einzige, von dem er noch Hilfe erwartet. Der Nigerianer ist 37 Jahre alt, hat einen kräftigen Oberkörper, über den sich ein ausgeblichenes gelbes T-Shirt spannt. Seit knapp zwei Jahren lebt er im Flüchtlingslager Shousha im Süden Tunesiens, an einer Straße, die zur nahen Grenze nach Libyen führt. Im Verlauf des libyschen Bürgerkrieges, der im Februar 2011 begann, strandeten hier mehrere Hunderttausend Menschen. Zwei Jahre danach leben hier noch immer über 1 000 Menschen. Im Juni soll das Camp nun aufgelöst werden.