Tagesschau 19.07.2018
Das Open-Arms-Rettungsschiff, das eine Überlebende und zwei verstorbene Flüchtlinge an Bord genommen hat, kann Mallorca ansteuern. Zuvor hatte die NGO abgelehnt, in Italien anzulanden. Grund sind Äußerungen des Innenministers.
Das Rettungsschiff „Astral“ einer spanischen Hilfsorganisation mit einer geretteten Frau und zwei Leichen an Bord wird am Samstag auf Mallorca erwartet.
Italiens Regierung hatte der NGO Proactiva Open Arms zuvor zwar einen Hafen zum Anlanden zugewiesen – allerdings nur angeboten, sich um die Überlebende, nicht aber um die Toten der Flucht über das Mittelmeer zu kümmern.
Zudem beschuldigte Innenminister Matteo Salvini Proactiva der Lüge, nachdem die Organisation Bilder der Überlebenden und der beiden leblosen Körper bei einem zerstörten Schlauchboot veröffentlicht hatte. Daraufhin entschied sich die NGO, Spanien anzusteuern. Weil die Fahrt nach Mallorca wesentlich kürzer sei als die zum Festland, habe die Regierung der Balearen Unterstützung angeboten, berichtete das „Inselradio Mallorca“.
Balearen-Ministerpräsidentin Francina Armengol kündigte auf Twitter Hilfe und Solidarität für die Überlebende aus Kamerun und die Helfer an. „Es darf weder Gleichgültigkeit geben noch dürfen wir in die andere Richtung schauen. Lasst uns jetzt handeln!“, schrieb die Politikerin.
Proactiva geht davon aus, dass die libysche Küstenwache die drei Flüchtlinge nach einer Rettung im Meer zurückgelassen hat, weil sie sich geweigert hatten, nach Libyen zurückgebracht zu werden. Die Retter der „Astral“ entdeckten die Überlebende und die beiden Leichen – eine Frau und ein Kind – inmitten der zerstörten Überreste ihres Plastikboots. Die libysche Küstenwache weist die Darstellung der Rettungsorganisation als falsch zurück.
Der spanische Basketballstar Marc Gasol, der bei der Rettungsaktion mit an Bord war, zeigte sich entsetzt. Die drei Menschen seien in einer „unmöglichen Situation“ zurückgelassen worden. Die libysche Küstenwache habe „unmenschlich und kriminell“ gehandelt, er selbst verspüre große Wut und Hilflosigkeit, sagte der Sportler, der für den NBA-Klub Memphis Grizzlies spielt.