15. Juni 2018 · Kommentare deaktiviert für Spanien: 809 Boat-people auf ca. 70 Booten in 24 h angekommen, 5 Tote · Kategorien: Marokko, Spanien · Tags:

Im Lauf der letzten 24 Stunden sind mindestens 809 Boat-people auf ca. 80 Booten von Marokko (über die Meerenge von Gibraltar) und aus dem marokkanisch-algerischen Grenzgebiet (Nador oder Oran) abgefahren und in Spanien angekommen. Sie wurden mehrheitlich durch das spanische Salvamento Marítimo gerettet. Die marokkanische Marine war den ganzen Tag über wegen Aid-El-Fitr, des Feiertags nach dem Ramadan, nicht aktiv. – Bei den Flüchtlings-Booten in der Meerenge von Gibraltar soll es sich um gewöhnliche aufblasbare Freizeitboote handeln, wie sie am Strand üblich sind. – Mindestens 6 Tote wurden registriert. Weitere Überfahrten sind anscheinend im Gange. Die Berichterstattung ist noch unübersichtlich.

Welt | 16.06.2018

„Wir wissen noch nicht, wie das hier heute ausgeht“

Bei bestem Wetter haben sich Hunderte Migranten auf den Weg in die EU gemacht – auf absolut seeuntüchtigen Booten. Was folgt, ist einer der größten Rettungseinsätze der vergangenen Jahre. Unser Reporter berichtet aus Südspanien.

Von Tim Röhn aus Tarifa,

Das Schlauchboot Seahawk 4 der deutschen Firma Intex ist 351 Zentimeter lang und 145 breit. Es bietet Platz für maximal vier Personen, die ein Gesamtgewicht von 400 Kilogramm nicht überschreiten dürfen. In der Produktbeschreibung steht, dass man es nur in flachen Gewässern einsetzen sollte. Wofür es sicherlich nicht gemacht ist: in einem solchen Bötchen die Straße von Gibraltar zu überqueren, jene Meerenge, die Europa von Afrika trennt.

Genau das haben aber am Freitag ungewöhnlich viele Migranten versucht. Das Wetter an diesem Morgen war gut, keine Wolken, strahlender Sonnenschein. Von spanischer Seite aus, etwa von Tarifa, konnte man bis nach Marokko sehen. Das Meer war still, ausnahmsweise wehte auch kaum ein Wind. Und so bestiegen am marokkanischen Ufer offenbar Hunderte Menschen kleine Schlauchboote, einige solche vom Typ Seahawk 4. Sie schafften es offenbar nicht bis Spanien.

Zur Mittagszeit wurden im Meer nach ersten Angaben rund 30 dieser Boote entdeckt, es begann eine groß angelegte Rettungsaktion. Später war von 38 Booten die Rede.

Die Seeroute nach Spanien wird immer wichtiger

Miguel Domingo García, Sprecher der Hilfsorganisation Rotes Kreuz, sagte WELT, es handle sich um einen der größten Rettungseinsätze in Spanien in den vergangenen Jahren: „Wir wissen noch nicht, wie das hier heute ausgeht.“

Später gaben die Behörden an, vier Menschen seien tot aufgefunden worden. Insgesamt seien 682 Menschen von 62 Booten gerettet worden, sagte ein Sprecher der spanischen Seenotrettung.

Die Zahl der Migranten, die über die sogenannte westmediterrane Route von Afrika nach Spanien gelangen, ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. 2014 zählten die Behörden noch 7243 Personen – 2017 waren es bereits 28.349, die vor allem übers Meer, aber auch über die spanischen Enklaven in Afrika kamen.

Im aktuellen Jahr sind nach Angaben des UNHCR bereits rund 10.000 Personen mit Schiffen nach Spanien gekommen. Im Mai wurden bislang die höchsten Werte erreicht. Wie bedeutend diese Route geworden ist, zeigt ein Vergleich zu den Seewegen nach Italien und Griechenland. Nach Spanien gelangten in diesem Jahr bislang mehr Personen als nach Griechenland, nach Italien sind es nur wenige mehr.

Im vergangenen Jahr waren die meisten Migranten, die den Weg nach Spanien wählten, marokkanische oder algerische Staatsbürger. In diesem Jahr hat sich das Verhältnis jedoch ein bisschen verändert: Als Hauptherkunftsland gilt mittlerweile Guinea. Und dahinter folgt bereits Syrien. Das deutet daraufhin, dass Syrer öfter als früher die sogenannte Balkanroute umgehen, um nach Europa zu gelangen.

Am frühen Freitagnachmittag war die Rettungsmission im Hafen von Tarifa, nur 100 Meter neben den mächtigen Fähren, die von hier nach Tanger in Marokko fahren, im vollen Gange. Nach der Ankunft des Rettungsschiffes „Salvamar Arcturus“, das die Menschen auf hoher See einsammelte, gingen die Geretteten an Land – oder sie wurden getragen. Helfer des Roten Kreuzes wickelten Decken um sie. Es waren hauptsächlich Männer, die es nach Spanien geschafft haben. Manche aber überlebten die Überfahrt nicht.

Nur 20 Meter neben der Gruppe lag ein Mann auf dem Boden, er trug eine dunkelblaue Jeans und eine schwarze Jacke. Er müsste um die 25 gewesen sein. Seine Augen standen offen, die Retter konnten nichts mehr für ihn tun. Sie klopften seine Hosen- und Jackentaschen ab, auf der Suche nach Dokumenten.

sie fanden nichts. Sie holten ein Maßband und vermaßen den Toten. Dann packten sie ihn in einen schwarzen Stoffsack. Er war einer von vier Menschen, die sie vor der spanischen Küste bis zum Nachmittag tot aus dem Meer gezogen hatten.

Der Seeweg nach Spanien ist deutlich gefährlicher als zum Beispiel der über die Ägäis. Vor Gibraltar starben im Jahr 2017 vermutlich mehr als 200 Personen, vor Griechenland waren es etwa 54. Nach eigenen Angaben verhinderten die marokkanischen Behörden im vergangenen Jahr die Überfahrten von etwa 55.000 Personen, wobei dazu auch Mehrfachfeststellungen zählen. Die Schleuser mussten ihr Geschäft mehrfach anpassen, zum Teil nutzten sie Jetskis, um nach Europa zu gelangen. Oder eben kleine Schlauchboote.

„Komm, schneller, sonst verpassen wir die WM!“

Im Hafen von Tarifa wuselten Polizisten mit Mundschutz, Ärzte und Sanitäter herum. Auf dem Asphalt warteten die Migranten auf ihre Registrierung. In Achtergruppen wurden sie in ein Zelt gebracht, wo sie von Polizeibeamten überprüft und registriert wurden. Einer der Beamten rief einem Kollegen zu, der die Menschen ins Zelt brachte: „Komm schon, schneller, sonst verpassen wir die WM!“ Am Abend sollte Spanien bei der Fußball-Weltmeisterschaft gegen Portugal antreten.

Ob die Polizisten da wirklich zuschauen können, war am Nachmittag unklar. Nachdem alle von der „Salvamar Arcturus“ gegangen waren, fuhr schon das nächste Schiff, die „Concepción Arenal“, in diesen Teil des Hafens ein, erneut mit weit mehr als 100 Menschen. Eine Frau wurde sofort ins Krankenhaus gebracht.

Nur 100 Meter von dort entfernt, bekamen Einheimische und Touristen nichts von alldem mit. Die Fähre „Jetline“ öffnete das Einfahrtstor, Autos fuhren hinein. Vor dem Hafentor spielten Kinder, Erwachsene sonnten sich in den Restaurants der direkt am Hafen beginnenden Altstadt. Tarifa, eine ganz gewöhnliche Stadt, nur eben direkt an der EU-Außengrenze.

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El País | 15.06.2018

Cuatro muertos y 682 inmigrantes rescatados en apenas 12 horas en las costas andaluzas

Hasta siete embarcaciones de Salvamento mantienen activa la búsqueda de más pateras, la mayoría balsas de juguete

Apenas dan abasto: llegan a puerto, desembarcan a los nuevos rescatados y vuelven a internarse en el mar. Ese es el ritmo frenético que las siete embarcaciones de Salvamento Marítimo llevan desde que recibieron el primer aviso de patera, a las cinco de la madrugada de este viernes, en las inmediaciones del Estrecho de Gibraltar. Desde entonces, en algo más de doce horas, los rescatistas ya han auxiliado a 471 personas -de ellas, al menos 16 son mujeres- que viajaban a bordo de 57 pateras. Mientras, en el Mar de Alborán se han localizado a otras 211 personas a bordo de otras cinco embarcaciones. En total, a las costas andaluzas han llegado 682 migrantes. También ha arribado la máxima tragedia que puede citarse en la Frontera Sur: cuatro fallecidos que han sido rescatados del mar, presumiblemente ahogados.

La abultada cifra que está dejando la jornada de este viernes en el Estrecho se suma a los 127 migrantes que pudieron ser auxiliados con vida este pasado jueves y el cadáver de otra persona que también fue recuperado. En total, son 809 inmigrantes -entre ellos, los cinco fallecidos- los que han arribado a las costas andaluzas en algo más de 24 horas. La cifra ni siquiera es definitiva. Los barcos de rescate aún mantienen activos operativos de búsqueda en el Mar de Alborán. Concretamente, ya han localizado a 211 personas y cinco pateras, de las cuales 70 ya han llegado a los puertos de Motril y Almería. También buscan otras embarcaciones de las que aún se desconoce el número de ocupantes.

“Está siendo una locura”, confirma una fuente cerca a los rescatistas y los servicios de emergencia activados para poder prestar los primeros auxilios a los recién llegados a la costa de la provincia de Cádiz. El operativo de atención en la costa, realizado por Cruz Roja, se ha centralizado en Tarifa. Hasta el puerto de esta localidad han llegado las distintas salvamares que buscan la presencia de pateras en un día sin apenas viento en el mar. En la búsqueda ha participado hasta siete buques y un helicóptero de Salvamento Marítimo. En la mayor parte de los casos, los migrantes son de origen subsahariano y están siendo rescatados de pequeñas embarcaciones hinchables de juguete a remos, tipo ‘toy’ y sin motor.

La intensa jornada arrancó a las cinco de la madrugada, con un primer aviso que puso en alerta a los rescatistas de la zona del Estrecho. En medio de esta imparable labor, la ‘Guardamar Concepción Arenal’ ha localizado los cadáveres de tres personas flotando en el mar. Poco después, la ‘Salvamar Arcturus’ ha encontrado otro fallecido más. Una de las personas fallecidas llevaba al parecer mas de un día en la mar. Los cuatro finados se suman al que apareció este jueves, después de que la patera en la que viajaba con otras 11 personas naufragase en la misma zona.

El ritmo frenético de rescates queda patente en el registro de actividad de cada una de las salvamares que trabaja en la zona. La ‘Atria’ ha trasladado a 71 inmigrantes, poco después, la ‘Arcturus’, otros 83 y uno de los cadáveres. La ‘Gadir’ ha rescatado en un viaje hasta siete pateras y 59 personas. Además de las buenas condiciones del mar, el fin del Ramadán —uno de los pilares sagrados del islam, que impone a los musulmanes que se abstengan de comer y de beber durante las horas diunas del noveno mes de su calendario— puede haber influido en que haya una alta presencia de pateras en el Estrecho, según reconocen desde el Ministerio del Interior.

Lo cierto es que este nuevo pico de llegadas puede complicar de nuevo la asistencia que se da a los inmigrantes una vez llegan a sur de España. La llegada de 600 personas en apenas dos días a finales de mayo ya provocó el desbordamiento de los calabozos (donde parte de los migrantes pasan hasta 72 horas detenidos) y de los CIE (en Cádiz, el de Algeciras y su auxiliar de Tarifa se destinan ahora al confinamiento de magrebíes a la espera de su devolución). Dado que las ONG de ayuda también se encontraban desbordadas, desde Interior se ordenó la puesta en libertad de decenas de inmigrantes en distintas comisarías de la provincia, como El Puerto, Jerez o Cádiz, sin aviso previo.

Eso provocó que los distintos ayuntamientos afectados improvisasen dispositivos de emergencia en polideportivos e instalaciones municipales. En esta nueva oleada, Ayuntamiento de Cádiz y Cruz Roja tenían previsto la puesta en marcha de un punto de atención en el Club Náutico Elcano, algo que se ha tenido que hacer entorno a las 19.30 de este viernes para atender a 23 personas que salían de las comisarías y ante la previsión de colapso ante las nuevas llegadas de este jueves y este viernes.

De momento, las cifras no apuntan a que esta tendencia al alza en la llegada de migrantes vaya a cambiar. Solo a Cádiz, hasta el 31 de mayo, han arribado por mar más de 1.900 personas. Eso supone un 95% más que en el mismo periodo del año pasado. Sindicatos, ONG y asociaciones ya han criticado la “improvisación” con la que se está atendiendo a los recién llegados, pese a que fuentes policiales ya aseguraron a EL PAÍS que había informes de Inteligencia que ya alertaban de que “este año puede llegar el doble de inmigración que en 2017”.

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