Quelle: taz
Verhandlungen mit Politikern und Milizen in Libyen sind wert- und sinnlos. Stattdessen sollte Europa Städte und Gemeinden unterstützen.
Kommentar von Mirco Keilberth
Mit Entsetzen schaut Europa auf das Chaos entlang der 2.200 Kilometer langen südlichen Mittelmeerküste. Fünf Jahre nach dem Sturz des libyschen Diktators Muammar al-Gaddafi haben Milizen die Macht übernommen und den weltweit größten Menschenschmugglerring aufgebaut. Trotz erfolgreicher Reformen schließen sich auch im benachbarten Tunesien mehr junge Männer religiösen Milizen an als in jedem anderen arabischen Land.
Die gut organisierten Extremisten bieten zwischen der Sahara und dem Mittelmeer den Perspektivlosen das Gefühl von Zugehörigkeit und ein wirtschaftliches Auskommen. Der Staat leistet dies in Sidi Bouzid, Agadez oder Sirte schon lange nicht mehr – oder hat es nie. Das Versagen der politischen Eliten hat aus Libyen, Tunesien und dem Niger einen größeren Unsicherheitsfaktor für Europa gemacht, als der Irak oder Afghanistan es je waren.