23. Juni 2016 · Kommentare deaktiviert für Kutter soll „Rettungsanker“ für Flüchtlinge werden · Kategorien: Mittelmeerroute · Tags:

Quelle: NDR

von Frank Jakobs

Titus Molkenbur steht mit seinem orangefarbenen Monteuranzug auf der „Luventa“. In der Hand er hält eine Farbrolle und streicht das Deck. Sein Anzug ist voll mit grünen und weißen Farbsprenkeln. Der 25-Jährige ist gerade fertig mit seinem Philosophiestudium. Nun will er Flüchtlingen helfen – auf dem Mittelmeer. Den niederländischen Fischkutter haben sie mithilfe von Spenden gekauft. „Wir haben eine Großspende für das Projekt bekommen, außerdem haben wir Geld über eine Schwarmfinanzierung im Internet eingeworben“,  sagt Jakob Schoen. Der 20-jährige Berliner hat den Verein „Jugend rettet“ gegründet. „Als ich gesehen habe, dass im Mittelmeer Hunderte Menschen ertrinken, konnte ich nicht tatenlos zusehen. Ich wollte helfen.“ Monatelang hat er sich vorbereitet, Experten gefragt. Als klar war, dass seine Idee umsetzbar ist, war „Jugend rettet“ geboren.

Retter statt Offizierskarriere

Nun ist seine Idee schon greifbarer geworden mit der „Luventa“. Das Schiff liegt derzeit noch am Kai in Emden. Die letzten Arbeiten stehen an. An diesem Freitag soll der Fischkutter getauft werden. Auf der Brücke zeigt der 29-jährige Arne Dohmis einem Elektriker die Brandmeldeanlage des Schiffes. „Die muss einmal komplett durchgeprüft werden, bevor wir in See stechen“, sagt Dohmes. Er hätte in einer Woche auf einem Frachter als Erster Offizier mitfahren sollen. „Als ich von dem Projekt gehört habe, musste ich absagen. Ich kann nicht Smartphones und Laptops von Shanghai nach Hamburg schiffen, wenn im Mittelmeer Menschen ertrinken“, sagt der junge Schiffsoffizier. Er wird das Schiff ab der kommenden Woche ins Mittelmeer steuern.

Einsatz bis November geplant

Auf Malta wird das Schiff seine Basis haben und von dort zu mehreren Missionen ins Mittelmeer starten. Die Mannschaft soll Flüchtlinge auf See zwischen Libyen und Italien beobachten und im Notfall eingreifen. Dann werden Rettungsinseln ausgebracht und Schwimmwesten verteilt, bis Hilfe von größeren Schiffen kommt. Doch die „Luventa“ kann auch Flüchtlinge an Bord nehmen. Decken und Kleidung sind vorhanden. Sogar Medikamente und Verbandsmaterial sind dank einer großen Spende an Bord. Schoen und seine Vereinskollegen werden vereinzelt an den Rettungsmissionen teilnehmen. „Das Schiff soll bis November im Einsatz sein, wenn wir die Finanzierung hinbekommen“, sagt Schoen, der ständig nach neuen Spendern sucht. Denn Helfen kostet viel Geld. Vor allem auf See. Jeden Monat benötigt „Jugend rettet“ 45.000 Euro für Medizin, Treibstoff, Hafengebühren und Nahrung. Die Helfer arbeiten alle ehrenamtlich. Denn sie sind sich einig: Wenn sie nichts tun, ertrinken Menschen.

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