14. Juni 2016 · Kommentare deaktiviert für Schweiz: Zahl der Migranten an der Südgrenze steigt · Kategorien: Nicht zugeordnet · Tags:

Quelle: NZZ

Flüchtlinge kommen über das Puschlav

Im der Südschweiz überqueren immer mehr Flüchtlinge die Grenze, um weiter nach Deutschland oder Österreich zu gelangen. Doch nicht mehr nur die Route über Chiasso ist ein viel begangener Weg.

föd. Im Süden der Schweiz steige die Zahl der Migranten dieser Tage erheblich, sagt Bundesrat Ueli Maurer am Montag. In Chiasso und auf der Route über die italienische Stadt Domodossola nach Brig sei man nahe an Rekordzahlen. Anfang Juni zählte die Zollverwaltung allein in Chiasso 719 Flüchtlinge.

24-Stunden-Einsätze der Grenzwache

Das Grenzwachtkorps im Tessin sei deshalb mit zusätzlichem Personal verstärkt worden. «Wir müssen dort zunehmend im 24-Stunden-Betrieb arbeiten», sagt Maurer, der oberste Chef des Grenzwachtkorps, am Montag. «Migranten kommen jetzt eher gegen Mitternacht und nicht mehr während des Tages.»

Doch nicht mehr nur die Route über das Tessin ist ein viel begangener Weg. Die Flüchtlinge kommen neuerdings auch über die Bündner Südtäler in die Schweiz, um weiter nach Deutschland oder Österreich zu gelangen.

Routen über Graubünden

Damit scheint sich eine lang gehegte Befürchtung zu bewahrheiten; dass die Schlepper neue Wege ausserhalb des Tessins suchen und finden werden. «Die Schlepper tasten jetzt wohl ab, ob das besser geht als über Chiasso», sagt Finanzminister Maurer.

Er befürchte, dass in den nächsten Tagen zunehmend Flüchtlinge über das Puschlav und das Münstertal in die Schweiz kommen würden, sagt Maurer. Dennoch beschwichtigt der Chef des Grenzwachtkorps: Noch sei die Situation für das Grenzwachtkorps problemlos zu bewältigen.

Kein Armeeeinsatz

Und trotz der erhöhten Zahl an ankommenden Flüchtlingen dementiert Maurer Medienberichte, wonach er und sein SVP-Bundesratskollege Guy Parmelin einen Antrag für einen Armeeeinsatz an der Südgrenze vorbereiten würden. Der Grossteil der Migranten, nämlich 80 bis 90 Prozent, kämen auf normalem Weg mit Zügen an, so dass sie gezählt und registriert werden könnten. «So lange die Situation so bleibt – und man an Schengen festhält – sehe ich im Moment keinen Bedarf für einen Einsatz für die Armee.»

Statt einen Armee-Einsatz hält Maurer mehr vom Mittel der Abschreckung: «Wir könnten etwa bei Asylsuchenden aus afrikanischen Ländern eine Behandlungsfrist von 48 Stunden einführen, wie wir das beim Balkan bereits getan haben.» Dafür suche man aber vergebens nach einer politischen Mehrheit, sagt der SVP-Bundesrat. Er stellt sich deshalb darauf ein, sein Grenzwachtkorps im Süden weiter zu verstärken.

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