20. April 2016 · Kommentare deaktiviert für Sea-Watch 2 startet Einsatz im zentralen Mittelmeer · Kategorien: Alarm Phone, Italien, Libyen · Tags:

Pressemitteilung // Press Releas (german / english)

Sea-Watch 2 startet Einsatz im zentralen Mittelmeer

Unser neues Schiff, die Sea-Watch 2, startet heute ihren Rettungseinsatz vor der libyschen Küste – auf den Tag genau ein Jahr nachdem wir mit der Sea-Watch 1 von Hamburg aus zu unserer ersten Rettungsmission in See stachen. Es ist ein trauriger Jahrestag, denn es jährt sich damit auch die bisher größte Katastrophe auf dem zentralen Mittelmeer, bei der in der Nacht vom 18. auf den 19. April 2015 mehr als 700 Menschen ums Leben kamen. Auch in diesem Jahr hat es am Tag vor dem Auslaufen der Sea-Watch 2 bei Bootsunglücken auf dem Mittelmeer Tote gegeben. Möglicherweise mehrere Hundert, die durch legale und sichere Einreisewege hätten verhindert werden können.

Die 33 Meter lange Sea-Watch 2 ist mit zwei Schnellbooten sowie einer mobilen Behandlungsstation für Verletzte und modernen Rettungsmitteln für mehr als 500 Menschen ausgestattet. Das Schiff wird mit Crews, bestehend aus Freiwilligen Nautikern, Seenotrettern und Medizinern, die nächsten Monate vor der libyschen Küste im Einsatz sein, um Flüchtende in Seenot zu finden und zu retten.

“Nach intensiven Vorbereitungen und dank der Unterstützung vieler Freiwilliger beim Umbau der Sea-Watch 2 sind wir froh, heute mit einem so gut geeigneten Schiff endlich unseren Einsatz starten zu können.”, sagt Einsatzleiter Ingo Werth, an Bord der Sea-Watch, die sich im Seegebiet zwischen Malta und der Libyschen Küste aufhält. “Die IOM geht von deutlich gesteigerten Zahlen auf der zentralen Mittelmeerroute aus. Gerade die letzte Woche hat gezeigt, dass wir vor Ort dringender denn jeh gebraucht werden. Allein in der letzten Woche wurden mehrere tausend Menschen aus Seenot gerettet, möglicherweise haben es jedoch auch mehrere Hundert nicht geschafft.” so Werth. “Wir wissen aus dem letzten Jahr, dass die Einsätze die vor uns liegen sehr heftig sein können, aber wir werden unser Bestes geben um möglichst viele Menschenleben zu retten.”

“Wir sind traurig und wütend darüber, dass wir nach wie vor in dem Maße gebraucht werden. Dass die Sea-Watch 2 heute in den Einsatz starten muss, ist ein Symbol für das Versagen europäischer Politik, die durch ihre Abschottungsmaßnahmen für viele tausend Tote auf dem Mittelmeer verantwortlich ist.”, sagt Sea-Watch-Gründungsmitglied und Medizinischer Leiter an Bord der Sea-Watch 2 Frank Dörner. “Leider ist eine politische Lösung in Form legaler Einreisewege nicht in Sicht, so dass unser Einsatz auf nicht absehbare Zeit weiterhin dringend nötig sein wird. Deshalb sind wir froh, dass wir mit der Sea-Watch 2 dieses Jahr ein deutlich größeres und flexibleres Schiff in unserer Flotte haben.” so Frank Dörner, der selbst mit der Sea-Watch 1 im Einsatz war. “Auf der Sea-Watch 1 hatten wir zur Behandlung von Schwerverletzten lediglich den Messetisch zur Verfügung, auf der Sea-Watch 2 gibt es eine gut ausgerüstete Krankenstation.”, sagt Dörner.

Bereits 2015, im Jahr der Gründung, konnte Sea-Watch mit einem alten, umgebauten Fischkutter vor der Küste Libyens mehr als 2000 Menschen aus Seenot retten. “Heute, ein Jahr später, sind wir mit einer Flotte von zwei Schiffen und mehreren Schnellbooten im Einsatz. Mit der Sea-Watch 2 können wir erstmalig auch die Rand-Jahreszeiten, in denen wie jetzt, besonders viele Unfälle passieren, abgedecken,” sagt Sea-Watch Gründer Harald Höppner.

“Vor genau einem Jahr, habe ich in der Sendung von Günther Jauch eine Schweigeminute abgehalten, ich war schockiert darüber, dass die Europäische Union es zulässt, dass an unserer Außengrenze so viele Menschen sterben. Damals im Angesicht der Katastrophe, bei der über 700 Menschen dem Europäischen Grenzregime zum Opfer vielen, dachte ich, dass sich wirklich etwas ändern könnte, leider ist es seither eher schlimmer geworden,” so Höppner. “Die Sea-Watch 2 ist daher unsere Antwort auf das Versagen der europäischen Politik, die das Sterben auf dem Mittelmeer nach wie vor zumindest duldet.”

“Die Abschottungsmaßnahmen der Europäischen Union sind letztendlich nichts anderes, als ein Konjunkturpaket für die Schlepperei auf Kosten Notleidender. Die Gründe warum Menschen unter Lebensgefahr das Mittelmeer Überqueren bestehen schliesslich fort. Während die EU sich immer absurdere Maßnahmen ausdenkt, Flüchtende fernzuhalten, welche flüchtende Familien und Kinder auf immer gefährlichere Routen und in die Hand krimineller Schlepperbanden treibt, werden wir alles tun um möglichst viele Leben zu retten. Im letzten Jahr haben wir unter Beweis gestellt, dass es auch mit verhältnismäßig geringen Mitteln möglich ist, auf dem Mittelmeer Leben zu retten. Auch in diesem Jahr werden zehntausende Menschen über das Mittelmeer fliehen. Wir alle können dazu beitragen, dass weniger von ihnen sterben, und dazu bitten wir auch weiterhin um Ihre Unterstützung.” sagt Höppner.

Für Fragen steht Ihnen Projektsprecher&Crewmitglied Ruben Neugebauer gerne zur Verfügung.

Weitere Infos finden Sie unter:

www.sea-watch.org

Sie erreichen uns unter

Video&Fotomaterial aus unseren Einsätzen sowie zur Sea-Watch 2 finden Sie hier

 

[EN]

Press Release

Sea-Watch 2 mission launched in the Central Mediterranean

Today our new vessel, the Sea-Watch 2 starts its rescue mission in the Central Mediterranean Sea close to the Libyan coast, exactly one year after our trip from Hamburg with our first ship, the Sea-Watch 1. However this day also marks a sad anniversary, as one year ago 700 refugees died in a shipwreck just before we set sails. A horrible déjà vu, as this year again hundreds are feared to have died at sea due to a of lack of legal and safe passages right before our mission started.

Our new 33 metres long Sea-Watch 2 is equipped with 2 speedboats, mobile surgery facilities and modern rescue equipment to be able to deal with more than 500 people in distress. Skippers, sea rescuers and physicians are part of our volunteer crew and will be on duty for the next months in order to carry out Search and Rescue missions off the Libyan coast. “We have put a lot of effort into the preparation of this mission and thanks to the help of many volunteers, we are happy to finally start our operation with a perfectly suitable ship,” says head of mission, Ingo Werth. “IOM expects high numbers of refugee boats on the Central Mediterranean route. Especially last week has shown that we are needed now more than ever. Last week some thousands of people have been rescued but some hundreds are feared to have drowned. We know from last year that our operation can be very hard but we will do our utmost to save as many lives as we can.”

“To be honest, we are very sad and angry that our mission is still needed in 2016. The Sea-Watch 2 is an example for real action while European politics have failed to provide protection. On the contrary, they are the reason for the deaths of thousands of refugees on the Mediterranean”, says Frank Dörner, founding member and head of medical care on board.

“Unfortunately no political solution like legal escape routes is in sight, and therefore an end of our mission is unforeseeable. That is why we are happy to count on a bigger and more flexible ship like Sea-Watch 2 this year”, says Frank Dörner who was part of last year’s mission on Sea-Watch 1. “With Sea-Watch 1 we had only an ordinary table to provide medical care to critically injured people. Sea-Watch 2 has a well-equipped medical operating theatre”, according to Dörner.

Already in 2015, our foundation year, Sea-Watch was able to save more than 2000 people in distress off the Libyan coast using an old, converted fishing boat. “Today, one year later, we are operating two ships and a couple of speedboats and are finally able to continue our work during “off-season times” when a large number of accidents are happening”, says Sea-Watch founder Harald Höppner.

“Exactly one year ago, I used my appearance at German television talk show “Günther Jauch” to hold a one-minute silence on screen. I was shocked that the European Union was turning a blind eye to the hundreds of people losing their lives at her frontiers. In the wake of the terrible catastrophe that killed 700 people in a single accident, many of us had hoped that things would turn for the better, whereas in fact the opposite was to be the case.” according to Höppner. “Sea-Watch 2 is, therefore, our response to the ongoing failure of European politics, which continues to at the very least, condone the deaths on the Mediterranean.”

Harald Höppner continues: “The European Union’s process of sealing herself off will only result in further stimulating human traffickers and their deadly business, at the expense of human lives. Meanwhile, reasons for people to embark on the hazardous crossing of the Mediterranean continue to exist. While the EU manages to come up with ever more absurd measures to deter refugees and send families with their children on ever more perilous routes into the hands of criminals, we will do everything we can to save their lives. Last year we have proven that it is possible to operate a rescue mission on the Mediterranean with relatively little financial means. This year won’t bring an end to migration across the sea, and we can all contribute to ensure that as few people as possible will lose their lives. Therefore we gratefully ask for your continued contribution!”

Please direct your questions to our spokesperson and crew member Ruben Neugebauer:

via

Videos and images of our missions and our new Sea-Watch 2 can be found here

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