23. Januar 2016 · Kommentare deaktiviert für Freiwilligen auf Lesbos droht Gefängnis · Kategorien: Griechenland · Tags: ,

Quelle: bento

„Wenn wir nicht mehr helfen, wird es jeden Tag Tote geben“

An der Nordküste der griechischen Insel Lesbos erreichen jede Woche Tausende Flüchtlinge Europa. Während griechische Behörden sich weitgehend aus der Versorgung zurückgezogen haben, kümmern sich Dutzende Freiwillige um sie. Einer von ihnen ist der 32-jährige Salam Aldeen, der als freiwilliger Rettungsschwimmer arbeitet. Bis zum vergangenen Donnerstag. Da wurden Salam und vier weitere Helfer wegen Menschenschmuggels verhaftet.

Salam, die Polizei hat dich gefangen genommen. Was ist passiert?

Am vergangenen Mittwoch haben wir einen Anruf bekommen, dass sich ein Flüchtlingsboot in Seenot befindet. Wir fuhren wie immer auf das Meer raus und sahen, dass das Boot schon halb mit Wasser vollgelaufen war. 51 Menschen kauerten auf dem Boden. Immer mehr Wasser lief rein. Wir haben die Küstenwache alarmiert. Sie sagten uns, wir sollen die Leute retten. Ich habe erst Frauen und Kinder in unser Boot geholt. Danach einen Mann ohne Bein und vier weitere kranke Männer. Dann haben wir versucht, das Boot mit den restlichen Männern Richtung Insel zu ziehen.

Wie hat die Küstenwache reagiert?

Es dauerte ungefähr eine Stunde, bis sie ein kleines Schiff schickten. Sie befahlen uns, unser Seil zu kappen. Sie wollten, dass wir alle Flüchtlinge auf ihr Boot bringen. Es war gefährlich, aber schließlich schafften wir es. Sie wollten es so darstellen, als hätten sie die Menschen gerettet. An Land sollten wir mit zur Hafenbehörde kommen. Sie kontrollierten unsere Papiere und ließen uns wieder gehen.

Zwölf Stunden später hörten wir wieder von zwei Booten in Seenot. Es war 2 Uhr Nachts. Wir waren schon auf See und hatten gerade mit der Küstenwache telefoniert, als ein großes Marineschiff direkt auf uns zu fuhr. Wir konnten gerade noch ausweichen, die Wellen hätten unser Boot fast versenkt. Zehn Minuten später hatten uns drei Schiffe der Küstenwache eingekeilt. Sie befahlen uns, mit ihnen zu kommen. Wir seien verhaftet.

Mit welcher Begründung?

Sie beschuldigten uns, dem sinkenden Boot am Mittag geholfen zu haben, nach Griechenland zu gelangen. Dabei waren wir die ganze Zeit in griechischen Gewässern. Und sie haben uns beschuldigt, bewaffnet gewesen zu sein. Sie meinten ein kleines Fischmesser, um Seile durchzuschneiden. Du brauchst so etwas, wenn du auf dem Wasser unterwegs bist. Sie nannten es eine Waffe. […]

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