07. Januar 2016 · Kommentare deaktiviert für „Küste des Todes“ · Kategorien: Türkei · Tags: ,

Quelle: SZ

Mehr als 36 Menschen sind auf der Flucht in der Ägäis ertrunken. Überlebende erheben schwere Vorwürfe gegen Griechenland.

Nach dem jüngsten Flüchtlingsunglück in der Ägäis, bei dem am Dienstag mindestens 36 Menschen umgekommen sind, erheben Überlebende schwere Vorwürfe. Die türkische Zeitung Hürriyet berichtet, zwölf gerettete Flüchtlinge hätten angegeben, von der griechischen Küstenwache trotz unruhiger See zur Umkehr gezwungen worden zu sein. Am Abend teilte die griechische Küstenwache mit, dass die Vorwürfe jeglicher Grundlage entbehrten. In türkischen Gewässern seien sie schließlich gekentert. Dutzende Leichen sind an der westtürkischen Küste in Ayvalık und Dikili ans Ufer gespült worden, darunter viele Kinder und eine Schwangere. Die Behörden gehen davon aus, dass es sich bei den Menschen um irakische, algerische und syrische Staatsangehörige handelt.

Griechenland wirft der Türkei vor, nicht hart genug gegen Schleuser vorzugehen. Die griechischen Inseln sind seit Monaten mit der hohen Zahl an Flüchtlingen überfordert. Die Türkei hatte mit der EU vereinbart, ihre Grenze besser zu schützen. Zwar geht die Zahl der Flüchtlinge, die in Griechenland ankommen, zurück. Doch obwohl schlechteres Wetter die Flucht erschwert, erreichten in den ersten Tagen des Jahres im Schnitt immer noch 2000 Geflüchtete täglich die Inseln. Suat Salgin, Lokaljournalist, sagte der SZ über die Lage an der türkischen Küste: „Am Strand von Ayvalık waren elf Leichen. Auch eine schwangere Frau ist ums Leben gekommen. Darüber zu berichten, sei eine Qual für ihn. Die Zeitung Cumhuriyet schrieb von einer „Küste des Todes“, die Hürriyet empörte sich: „Die Welt schaut zu.“ Die türkische Küstenwache erklärte, dass am Dienstagmorgen gegen acht Uhr die Meldung über angespülte Leichen bei ihr eingegangen sei. Daraufhin wurden drei Küstenwachboote und ein Hubschrauber in die Gegend geschickt, um nach Überlebenden zu suchen. Zwölf Menschen konnten gerettet werden. Offenbar waren zwei Flüchtlingsboote gekentert, die die Insel Lesbos als Ziel hatten.

Die Polizei hat mehr als 1200 nicht funktionsfähige Schwimmwesten beschlagnahmt

Seit Anfang 2015 läuft bei der türkischen Küstenwache die Operation „Aegean Hope“, um Schleusern das Handwerk zu legen und Flüchtlinge vor dem Ertrinken zu retten. Fast die Hälfte ihrer Schiffe und 1200 Männer und Frauen hat sie entlang der Hunderte Kilometer langen Küste im Einsatz. An Land hat die Polizei ihre Patrouillen ebenfalls verstärkt.

Bei einer Razzia in Izmir hat die Polizei am Mittwoch mehr als 1200 Billig-Schwimmwesten beschlagnahmt, die für Flüchtlinge bei ihrer Flucht über das Ägäische Meer nach Griechenland bestimmt waren. Der von der Polizei durchsuchte Betrieb in Izmir hat die Rettungswesten illegal hergestellt. In den Küstenstädten wird reger Handel mit Ausrüstung für die Flucht getrieben. Auch bei dem Unglück am Dienstag haben viele Flüchtlinge offenbar nicht funktionsfähige Rettungswesten getragen.

:::::

Quelle: The Guardian

Turkish police find factory making fake lifejackets in Izmir

Officers seize 1,200 lifejackets filled with non-buoyant materials from workshop in city often used by refugees to reach Greece

Turkish police have uncovered a factory producing fake lifejackets, shining a light on a booming cottage industry that has emerged as a byproduct of the refugee crisis and heightened the risks for those hoping to reach Europe by sea.

Police allegedly seized 1,263 lifejackets filled with non-buoyant materials from an illegal workshop in Izmir that employed two Syrian children, according to Agence France-Presse and Dogan news agencies.

The raid came in the same week that the bodies of more than 30 people washed up on Turkish beaches, having drowned in their attempt to reach Greece. Some of the dead were pictured wearing lifejackets, leading to suspicions that they may have been fake.

In two visits last year to Izmir, a major smuggling hub on the Turkish coast, the Guardian was repeatedly offered counterfeit lifejackets by salespeople openly touting their wares on a prominent shopping street close to two police stations.

In an attempt to convince buyers, shops sell jackets branded with the word “Yamaxa”, a misspelling of the Yamaha brand, whose products cost about twice as much as a fake. Trade is so high that some shoe and clothes shops sell lifejackets as their primary products.

“We only sell two or three pairs of shoes a day,” one shop assistant told the Guardian in November. “But we’re still selling between 100 and 300 lifejackets. In the summer sometimes it was a thousand – the factories couldn’t keep up.”

After the agreement of a multibillion-euro deal between the EU and Turkey, Turkish police have slightly increased their operations against people involved in the wider smuggling business. But the flow of refugees between Turkish and Greek shores remains at record levels, with about 2,000 braving the journey every day this month, roughly an elevenfold increase on last January’s levels.

Kommentare geschlossen.