19. September 2015 · Kommentare deaktiviert für Kurzbericht von der griechisch-mazedonischen Grenze · Kategorien: Balkanroute, Griechenland, Mazedonien, Serbien · Tags: , , ,

Quelle: bordermonitoring.eu

Von Marc Speer

Vor einigen Wochen wurde Gevgelija schlagartig zum Symbol für das komplette Scheitern der europäischen Flüchtlingspolitik. Die Bilder aus der mazedonischen Kleinstadt direkt an der Grenze zu Griechenland gingen um die Welt. Zu sehen waren tausende Flüchtlinge, die verzweifelt versuchten, von einem total überfüllten Bahnsteig aus einen der raren Plätze in einem der regulären Züge Richtung Serbien zu ergattern. Mittlerweile ist die Situation deutlich entspannter. Dies nicht etwa, weil hier nun weniger Flüchtlinge die Grenze passieren – ganz im Gegenteil, es sind nach wie vor Tausende jeden Tag – sondern weil dies nun staatlich organisiert vonstatten geht. D.h. weder die griechische Polizei noch die mazedonische Polizei behindert den irregulären Grenzübertritt, sondern toleriert bzw. unterstützt diesen sogar aktiv.

Imbissbude für Flüchtlinge und Helfer

Imbissbude für Flüchtlinge und Helfer

Zwischen Grenze und UNHCR-Camp

Zwischen Grenze und UNHCR-Camp

„Humanitarian point“

„Humanitarian point“ an der Grenze

Taxis und Busse warten auf Kundschaft

Taxis und Busse warten auf Kundschaft

Gegenwärtig ist es so, dass Flüchtlinge von den griechischen Inseln aus in der Regel innerhalb weniger Tage mit Fähren auf das Festland gebracht werden und dann sofort mit Bussen nach Idomeni, das in direkter Nachbarschaft von Gevgelija auf der griechischen Seite der Grenze liegt. Dort stauen sich vor allem am Abend und in der Nacht die Reisebusse an einem „drop-off-point“ in der Nähe der Bahngleise, an welchem griechische Polizisten die Menschen dazu anhalten, die Busse schnellstmöglich zu verlassen und den Weg Richtung Mazedonien weisen. Wenige hundert Meter weiter werden die Flüchtlinge dann durch die Polizei in Gruppen von jeweils ca. 50 Personen eingeteilt, die im Abstand von fünf bis zehn Minuten eigenständig die Grenze nach Mazedonien passieren. Präsent ist hier nicht nur die Polizei, sondern auch der UNHCR, das griechische Rote Kreuz, die Ärzte ohne Grenzen und die bulgarische NGO „Orient“. Diese verteilen nicht nur Wasser, Lebensmittel und Kleidung, sondern bieten auch medizinische Hilfe an. Dies alles ist allerdings erst seit einigen Tagen bzw. Wochen der Fall. Zuvor kümmerten sich über Monate hinweg ausschließlich Bewohner der Region um die Flüchtlinge in Idomeni, „professionelle“ Akteure waren nicht präsent. Als einen wahren „Orgasm of NGOs“ beschrieb einer der von Beginn an engagierten Helfer diese Entwicklung. Neben den NGOs und dem UNHCR haben sich direkt an der Grenze mittlerweile auch zwei Imbissbuden und ein fliegender Händler für Sonnenschutz aller Art sowie Campingzubehör etabliert.

Auf der mazedonischen Seite laufen die Flüchtlingsgruppen zunächst an einigen mazedonischen Polizisten vorbei auf einem steinigen Feldweg, an dem sich fliegende Händler positioniert haben, die umgehend Zigaretten und SIM-Karten anbieten. Nach einigen hundert Metern erreichen sie dann ein für mehre tauschend Menschen ausgelegtes Zeltcamp des UNHCR. Auch die IOM ist vor Ort.

Nach einigen Stunden werden die (nun registrierten) Flüchtlinge – wiederum in Gruppen – in der Regel entlassen und treten die Weiterreise Richtung serbische Grenze an: Entweder mit einem der neu eingeführten speziellen Flüchtlingszüge (drei bis vier pro Tag zum deutlich „erhöhten“ Fahrpreis von 25 Euro) direkt an die mazedonisch-serbische Grenze bzw. mit Bussen oder mit einem der Dutzenden Taxis, die auf Fahrgäste warten.

Die beschrieben Entwicklungen sind vor allem deswegen interessant, weil die mazedonische Polizei erst letzte Woche versuchte, die Grenze zu schließen und Flüchtlinge mit Schlagstöcken an der Einreise hinderte. Offensichtlich ist die Regierung in Skopje mittlerweile zu der Einsicht gelangt, dass diese Strategie weder erfolgversprechend ist, denn die Migrierenden werden sowieso Mittel und Wege finden, noch im Interesse Mazedoniens, das für nahezu alle Flüchtlinge nur ein Transitstaat ist, den sie schnellstmöglich wieder verlassen möchten. Ähnliches gilt bekanntermaßen auch für Serbien, das in gleicher Art und Weise schon seit längerem eine „open border policy“ betreibt. Hierzu ausführlicher in den kommenden Tagen. Wir sind bereits vor Ort in Preshevo, das an der mazedonisch-serbischen Grenze liegt und wo sich – dies sei schon mal verraten – ähnliches abspielt.

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siehe auch: RP Online

Mazedonien – ein Nadelöhr aus Staub und Schmutz

Gevgelija. Tausende Flüchtlinge vor allem aus Syrien nutzen Mazedonien jeden Tag als Transitland nach Westeuropa. Das arme Balkanland hat die Grenzen geöffnet, zeigt sich aber völlig überfordert mit dem Ansturm. Im Herbst droht eine humanitäre Katastrophe und dem Land neue Spannungen.

Von Cedric Rehman

Die Flüchtlinge rennen die letzten Meter über den Schotter und die Gleise. Der Zug zur mazedonisch-serbischen Grenze rollt durch den Bahnhof von Gevgelija. Eigentlich sollte er an der Station nicht mehr anhalten, denn die Reise beginnt im Flüchtlingslager einen Kilometer hinter dem Bahnhof. Eigentlich sollten auch alle Flüchtlinge im Lager längst zugestiegen sein. Die mazedonische Polizei zählt sie durch, damit das Gedränge im Zug erträglich bleibt. Doch das Wort „eigentlich“ hat in Gevgelija seine Bedeutung verloren. In dem Durcheinander gibt es keine Regeln. Die Bremsen des Zugs quietschen, die Flüchtlinge auf den Gleisen werfen den andern im Zug ihre Taschen zu. Dann klettern sie auf. Durchatmen, ein Schluck Wasser, weitergereicht von irgendjemandem, der Proviant dabei hat. Alhamdulilah, gelobt sei Gott, geschafft!

Der altersschwache Zug hält nur zwei Stunden durch. Dann bremst er ohne Erklärung mitten in einem Dorf. Junge Kerle klettern aus dem Zug, rennen zu den Häusern. Sie halten den Einheimischen ihre Euroscheine hin und bekommen dafür mit Leitungswasser gefüllte Bierflaschen in die Hand gedrückt. Die Sonne brennt auf die Waggons. Die Luft auf den überfüllten Gängen und in den Abteilen hat sich in ein klebriges Gas verwandelt, in dem Sauerstoff rar wird.

Eine Afghanin bläst ihrer Tochter ihren Atem ins Gesicht. Sie hält ihr Kind hoch, so nah an das einen Spalt geöffnete Fenster wie eben möglich. Draußen haben die Männer das Geschäft abgeschlossen. Sie laufen in Richtung Gleise, da rumpeln auch schon wieder die Räder des Zugs los. Die ersten klettern auf, ergreifen die Hände der anderen. Ein Mann stolpert, lässt die Bierflasche fallen. Er schafft es nicht. Dann packt er doch einen Arm, wird hochgezogen von den vielen. Die Füße suchen Halt, treten fast in die scharfen Räder. Sein Fuß berührt schließlich den Einstieg. Der Mann wird von den anderen in das Abteil gezogen. Alhamdulilah, Alhamdulilah!

Die Lieder verstummen schnell

Die Hitze und die schlechte Luft im Zug wirken mit der Zeit wie ein Betäubungsmittel. In der ersten Stunde der Fahrt nach Tabanovtse herrscht noch Ausgelassenheit. Manche singen, Essen und Wasser werden geteilt. Doch bald sind alle nur noch beschäftigt, von einer unbequemen Haltung in die andere zu wechseln und ab und zu Wasser zu trinken. Nach drei Stunden sind die Menschen zu erschöpft zum Reden. Der Schweiß rinnt, die Räder rattern, die Augen fallen zu.

In den Köpfen der Flüchtlinge wetteifern wohl die Erinnerungen an die Qual der vergangenen Tage mit den Sorgen vor der Zukunft. Jetzt, wo niemand genau weiß, ob und wie das Ziel der Reise zu erreichen ist. Vielleicht erscheint in ihren Träumen der Zaun an der ungarisch-serbischen Grenze, an dem sich alle Entbehrungen als vergeblich herausstellen könnten. Oder es ist das Loch, das im Stacheldraht zwischen Mazedonien und Griechenland klafft. Auf dem Boden verstreut liegen Kleidungsstücke, Rucksäcke, Schuhe. Es sieht aus, als sei ein Sturm über das staubige Gelände gefegt und hätte die Menschen mit fortgewirbelt und nur ihre Habseligkeiten zurückgelassen. Den Sturm hat es tatsächlich gegeben. Aber es waren keine Luftmassen, die sich bewegt haben, sondern Menschen, die ineinander verhakt und in Panik gegen den Zaun angerannt sind. Die Bilder gingen um die Welt.

Als Folge der Krawalle kommen die Flüchtlinge nun dem Loch im Zaun nicht mehr nah. Griechische Beamte bilden einen Kordon und halten sie auf Abstand. In einigen Hundert Metern Entfernung auf der griechischen Seite warten Tausende darauf, in Gruppen von 25 Personen die Öffnung zu passieren. Immer zwei Personen müssen sich an den Händen halten wie Erstklässler auf dem Schulausflug. Sind sie auf der anderen Seite in Mazedonien, geht es weiter über einen Pfad in das Lager Gevgelija. Plastikplanen am Boden, darüber wieder eine aufgespannte Plane als Sonnenschutz, ein paar Dixi-Klos, willkommen in Mazedonien!

Eingestellt nur auf zahlende Gäste

Im Lager, welches das UN-Flüchtlingswerk aus dem Boden gestampft hat, bekommen die Flüchtlinge ein Papier, das sie berechtigt, sich 72 Stunden in dem Balkanland aufzuhalten. Sie dürfen in dieser Zeit das Lager in Gevgelija nicht verlassen. Egal, wie viel Geld sie dabei haben, es bleibt ihnen aufgrund des mazedonischen Gesetzes nur das Ausharren auf der Plastikplane. Sie warten, bis einer der Züge kommt, die Mazedonien bereitgestellt hat für die Fahrt an die Grenze zu Serbien. Die Tickets kosten umgerechnet zehn Euro. Mazedonien hat sich nur auf zahlende Gäste eingestellt, und weil sich im Moment vor allem die reichen Syrer auf den Weg machen aus ihrem zerstörten Land, geht die Rechnung auf.

Ein Mann drängt sich nach vorne durch die Menge im Gänsemarsch. Mahmoud Abuzaia trägt Fatima, die Frau seines Cousins Mohammed, in den Armen. Die spindeldürre Frau ist zusammengebrochen. Er fragt die Mazedonier auf Englisch nach Hilfe. Auch ohne Worte wäre dem Mazedonier in Uniform klar, dass die Syrerin Hilfe braucht. Mahmoud und Fatima dürfen die Kolonne verlassen. Ein Jeep nähert sich. Die Flüchtlinge dürfen einsteigen, sie werden zu einer Krankenstation gefahren, in der Fatima an den Tropf gehängt wird. Zumindest die Notversorgung kostet nichts in Gevgellja.

Wenig später liegt Fatima auf dem Boden des Lagers. Sie hat den Kopf auf der Brust ihres Mannes Mohammed abgelegt. Sie trägt eine Baseballkappe als Schutz gegen die brutale Sonne. Eine Zigarette wandert zwischen ihren und Mohammeds Lippen hin- und her, ab und zu auch ein Kuss. Wären da nicht Fatimas eingefallene Wangen, ihre dünnen Arme, ihre müden Augen, die beiden würden aussehen, wie ein Paar ohne Sorgen.

Keine Spur von Wut, Verzweiflung oder Panik

Mahmoud, sein Bruder Almoumen, Mohammed und Fatima haben studiert, ihre Familien waren vor dem Krieg nicht arm. In ihrer Heimatstadt Daraa sind sie 2011 auf die Straße gegangen, um gegen Bashar al-Assad zu demonstrieren. Die Eiferer des Islamischen Staates würden die lockeren jungen Leute wohl mit Peitschenhieben traktieren.

Was andere von ihnen denken könnten, ist Menschen, die dem Tod von der Schippe gesprungen sind, vielleicht schlichtweg egal. „In Syrien haben uns die Fassbomben fast erledigt“, sagt Mahmouds 22-jähriger Bruder Almoumen. „Auf dem Weg nach Griechenland ist unser Schlauchboot gesunken“, sagt der 23-jährige Mahmoud. Und nun soll es weitergehen durch Serbien und Ungarn – und wie es von dort weitergeht, wer weiß das schon im Moment.

Einzelne Flüchtlinge sind schon wieder auf dem Weg nach Griechenland. Sie wollen in dem EU-Land warten, bis sich wieder ein Schlupfloch öffnet in Richtung Nord- und Westeuropa. Andere hoffen, dass es eine Möglichkeit gibt, von Ungarn über Kroatien weiterzureisen. Die meisten Flüchtlinge setzen auf den Faktor Zeit. Irgendwann müssen die Ungarn die Grenze wieder aufmachen, heißt es. Von Wut, Verzweiflung oder Panik ist unter den Flüchtlingen nichts zu spüren. Nur eine gewisse Unruhe gibt es, die von Erschöpfung betäubt wird. Zurück, wohin sollte das führen? Also marschieren sie müde weiter.

Und etwas Geld haben sie ja auch noch dabei. Es sind die Wohlhabenden aus Syrien, die jetzt ihr letztes Vermögen ausgeben, um es irgendwie noch nach Deutschland oder Schweden zu schaffen. Ingenieure, Journalisten, Unternehmer, Literaturwissenschaftler, sogar Bühnendekorateure sitzen im Staub von Gevgelija. Helfer erzählen sich Geschichten, wie etwa die von zwei syrischen Balletttänzerinnen. Im Frieden hätten sie vor der Kulisse der antiken Stätten von Palmyra ihre Stücke aufgeführt. In Gevgelija seien sie in Tränen ausgebrochen, als sie erfahren haben, dass der Islamische Staat Ende August den Baaltempel in die Luft gesprengt hat.

Die Flüchtlinge lassen sich ihre Gefühle nicht anmerken

Die studierten Syrer versuchen, zwischen dem Dreck Würde zu bewahren. Sie schöpfen Wasser aus einem Brunnen, spülen sich mit Eimern ab oder waschen notdürftig ihre Kleidung. Sie sprechen die Journalisten und Helfer auf Englisch oder Französisch an. Sie sind froh über deren freundliche Worte. Offenbar macht das die Scham etwas wett, so abgerissen zu sein. Wenn sie von den Mazedoniern oder den Griechen dazu aufgefordert werden, Kolonnen zu bilden, sich hinzuknien und wieder aufzustehen und weiterzulaufen, folgen sie still. Sie lassen sich ihre Gefühle nicht anmerken, auch wenn die Nerven bei all der Ungewissheit bis zum Zerreißen gespannt sein müssten.

Der Schlummer im Zug nach Tabanovtse endet abrupt, als der Zug wieder zum Stehen kommt. Ein mazedonischer Zugbeamter ruft: „Serbia, Serbia“, und die Menschen, die ineinander verkeilt auf dem Boden des Gangs oder etwas bequemer auf den Sitzen in den Abteilen vor sich hin gedöst haben, sind elektrisiert. Die Menschen drängen aus dem Zug, frische Luft füllt die Lungen. Doch die Euphorie über die Ankunft, verliert sich in Hektik. Alle wollen wissen, wo es jetzt nach Serbien geht. Wieder müssen die Flüchtlinge einen Pfad entlang. An dessen Rand stehen schon die Kameramteams spanischer, französischer und türkischer Sender. Es ist ein surreales Aufeinandertreffen erschöpfter Flüchtlinge, die bloß weiter wollen und Reportern, die das Bild vom Elend suchen. Ist es der Vater, der mit gebeugtem Rücken, seinen behinderten Sohn trägt, wer weiß schon für wie lange? Oder der Sohn, der seinen alten Vater stützt? Der Mann vielleicht, der seine Frau im Rollstuhl vor sich herschiebt?

Die Flüchtlinge müssen auch an den Händlern aus Tabanovtse vorbei, die Wasser für einen Euro anbieten, das in Mazedonien nur ein Bruchteil kostet. Die Einheimischen machen das Geschäft ihres Lebens. Doch entlang des Weges drücken ihnen Mazedonier auch kostenlos Getränke und Essen in die Hand. Die Menschenrechtsorganisation Legis hat ein Zelt aufgeschlagen, in dem es kostenlose Versorgung gibt. Mersiha Smailovic und ihr Mann Yasmin Recepi haben 2009 Legis gegründet. Jetzt machen sie sich Sorgen, was passiert, wenn der Flüchtlingsstrom nicht abebbt.

Die vergangenen Tage waren hart für die Aktivisten. Denn während sich die Lage an der ungarisch-serbischen Grenze zuspitzte, verschärfte die mazedonische Regierung Regeln für Flüchtlingshelfer. Von einem Tag auf den anderen mussten sie sich die Verteilung von Wasser und Lebensmitteln an der Grenze in Skopje genehmigen lassen, während die Händler ohne Scheu ihre überteuertes Wasser weiter schwarz verkaufen. Die staatliche Erlaubnis bekam Legis letztlich. Mersiha Smailovic empfindet die Kontrollen als Warnung. „Unser Ministerpräsident tickt wie Viktor Orban“, sagt sie.

„Good luck, guys. Have a safe trip“

Die Regierung und die Staatsmedien würden Schreckensszenarien an die Wand malen, was passiere, wenn die Syrer auf dem Balkan blieben, jetzt andere Staaten ihre Schlagbäume hochziehen. „Syrer sind Muslime, Albaner sind es auch“, sagt Smailovic. Im Mai gab es Kämpfe mit Dutzenden Toten in den Albanervierteln der mazedonischen Stadt Kumanovo. Der Protest der Opposition gegen den autoritären Kurs des Ministerpräsidenten Nikola Gruevski ist zwar verebbt, doch der Streit bleibt bestehen. Smailovic fürchtet den Herbst.

„Wenn jetzt auch noch Serbien die Grenzen dicht macht, gehen die Flüchtlinge durch Albanien und dann mit dem Boot nach Italien. Sie bleiben auf keinen Fall hier“, sagt sie. Doch die Zeit des Transits in Mazedonien könnte länger werden und genau das sei das Problem. „Gruevski wird nichts tun, um die Flüchtlinge menschenwürdig unterbringen. Deshalb lässt er im Moment die Weltpresse nach Gevgelija. Damit die Europäer aus Mitleid für die Flüchtlinge bezahlen“, sagt Mersiha Smailovic.

Serbien beginnt hinter zwei Pfosten, die rechts und links vom Trampelpfad im Boden stecken. Jean-Marie Schlömer steht daneben und überbringt den Flüchtlingen die Botschaft, dass sie eine Etappe geschafft haben auf einer Reise, deren Ziel ins Ungewisse rückt. Der Deutsche war mit dem Rucksack auf dem Balkan unterwegs, als er von der Krise in Mazedonien erfahren hat. Über Facebook hat er Legis ausfindig gemacht und unterstützt nun die Arbeit der Freiwilligen. Pro Tag, schätzt er, habe er 5000 bis 6000 Flüchtlinge vorbeiziehen sehen. Es würden eher mehr als weniger, sagt er, trotz der Neuigkeiten aus Ungarn. Eine Gruppe zieht an ihm vorbei und ein Flüchtling ruft auf Englisch: „Sie sind ein wahrer Gentleman!“ Schlömer antwortet so wie Tausende Mal zuvor: „Good luck, guys. Have a safe trip.“ Viel Glück, Leute. Kommt gut an.

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