14. Juli 2015 · Kommentare deaktiviert für Einsatzbilanz der Sea-Watch und Aufforderung zur Seenotrettung an die EU · Kategorien: Mittelmeer · Tags: ,

Quelle: Sea-Watch [DE] [EN]

Einsatzbilanz der MS Sea-Watch nach der 2. Einsatzfahrt: Rettung von 587 Menschen aus Seenot & Aufforderung an die Europäische Union, ihre Verantwortung bei der Seenotrettung wahrzunehmen.

Sehr geehrte Damen und Herren,

unser Schiff, die MS Sea-Watch, befindet sich nach der Rettung von 587 Menschen in insgesamt 6 separaten Rettungseinsätzen, auf dem Rückweg von ihrer zweiten Einsatzfahrt und wird für heute Abend in Lampedusa erwartet. „Dass unsere Crew seit sechs Tagen im Dauerrettungseinsatz ist zeigt, dass wir hier genau richtig sind. Es zeigt aber auch, dass die Europäische Union ihre Verantwortung bei der Seenotrettung nicht wirklich ernst zunehmen scheint.“, sagt Sea-Watch Initiator Harald Höppner.

„Es verging hier draußen kein Tag ohne Einsatz, wir haben mittlerweile alle unsere Rettungsinseln verbraucht und müssen zurück nach Lampedusa, um neue Rettungsmittel aufzunehmen“ sagt Sea-Watch Skipper Ingo Werth. „Wir bedanken uns sehr herzlich bei den Organisationen MSF (Ärzte ohne Grenzen) und MOAS, die hier vor Ort ebenfalls hervorragende Arbeit leisten, für die großartige Zusammenarbeit. Wir bedanken uns auch bei der italienischen Küstenwache für die gute Zusammenarbeit – fragen uns jedoch, was die Schiffe der EU Missionen Triton und EUNAVFORMED eigentlich treiben. Wir sehen sie hier nicht!“

Während der Einsatzfahrt der MS Sea-Watch, die bereits seit dem 05.07.2015 andauert, war die MS Sea-Watch zeitweise das einzige Schiff, welches vor der Libyschen Küste für die Seenotrettung zur Verfügung stand, da auch die Schiffe von MSF und MOAS immer wieder in den Hafen müssen, um die Geretteten anzulanden. „Wir können dabei aber nicht überall sein“, erläutert Skipper Ingo Werth. „Im Falle eines sinkenden Schlauchbootes kamen wir buchstäblich in letzter Sekunde und konnten 116 Menschen auf zwei unserer Rettungsinseln retten. Ein Schwerverletzter wurde von unseren Ärzten an Bord der MS Sea-Watch erstversorgt. Hätten wir das Boot nicht gerade noch rechtzeitig gefunden, wäre vermutlich ein Großteil der Menschen ertrunken.“

„Wir fühlen uns von der Europäischen Union und von der Bundesregierung im Stich gelassen“, sagt Sea-Watch Initiator Harald Höppner. „Wo sind die „Schleswig Holstein“ und die „Werra“? Die Europäische Union ist für die desolate Situation auf dem Mittelmeer verantwortlich, sie zwingt die Menschen auf völlig seeuntaugliche Boote, weil sie ihnen alle legalen Wege in die EU versperrt. Da kann es nicht Aufgabe der Zivilgesellschaft sein, die Seenotrettung zu übernehmen“, so Höppner weiter. „Wir fragen uns: Was passiert mit den nach den Bootskatastrophen im April erhöhten Mitteln für die Frontex Mission Triton, die ja für die Seenotrettung gedacht waren, wo sind deren Schiffe?“

„Die Situation, die wir vor Ort erlebt haben, erweckt den Eindruck, dass der Rettungseinsatz der Bundeswehr nicht viel mehr war, als eine medienwirksame PR-Maßnahme. Wenn es denen wirklich um die Rettung ginge, würden die nach wie vor hier vor der libyschen 24 Meilen Zone kreuzen. Ein Großteil der Boote die wir gefunden haben hatte kein Satellitentelefon dabei und konnten somit keinen Notruf absetzten. Diese Menschen können nur gerettet werden wenn aktiv gesucht wird“ sagt Skipper Ingo Werth. „Alleine die Bourbon Argos von MSF hat zweimal von uns Gerettete Flüchtlinge übernommen und diese in der Zwischenzeit an Land gebracht. Wir bedanken uns bei MSF für die Unterstützung und die großartige Zusammenarbeit, sehen aber gleichzeitig die EU in der Pflicht“ sagt Höppner.

„Wir sind froh, dass wir während unseres zweiten Einsatzes knapp 600 Menschenleben retten konnten. Der Einsatz der MS Sea-Watch verdeutlicht jedoch ein weiteres Mal die desolate Situation auf dem Mittelmeer. Für diese Menschen müssen endlich legale Wege in die EU geschaffen werden, alles andere wird die Situation hier vor Ort nicht dauerhaft lösen können. Solange diese Menschen weiter auf die Boote gezwungen werden, wird es immer wieder zu Tragödien kommen. Als Sofortmaßnahme fordern wir die Europäische Union jedoch auf, ihre Verantwortung bei der Seenotrettung wahrzunehmen und endlich mehr Schiffe in das Seegebiet vor Libyen zu schicken, die auch tatsächlich selbst Rettungseinsätze durchführen. Alles andere wäre unterlassene Hilfeleistung!“

Bildmaterial stellen wir Ihnen gerne unter folgendem Link zur Verfügung: dropbox.com

Bewegtbildmaterial finden Sie auf unserem YouTube-Kanal: You Tube

Für Rückfragen stehen wir ihnen gerne zur Verfügung unter 0049 1766 1406978 oder per E-Mail unter presse@sea-watch.org

Kommentare geschlossen.