iz3w 348
In der Zeit von 2009 bis 2013 starben auf der ägyptischen Halbinsel Sinai schätzungsweise 4.000 Menschen in den Händen von Lösegelderpressern (siehe iz3w 323 und 330). Die meisten der Geflüchteten kamen aus Eritrea, ein kleiner Teil aus Äthiopien oder dem Sudan. Nachdem der Weg über Libyen nach Europa weitgehend versperrt war, wählten sie die Route durch Sudan und Ägypten, um von hier über den Sinai nach Israel einzureisen (siehe iz3w 332 und 341). Im März 2014 überreichten 24 Länder einen Bericht an den UN-Menschenrechtsrat, in dem sie das Ende der Folter fordern und dazu aufrufen, die Folterer zu verhaften und die Überlebenden und Opfer medizinisch zu versorgen sowie ihre Asylanträge ohne Verzögerung zu bearbeiten.
Interview mit der israelischen Flüchtlings-Aktivistin Merav Bat-Gil
Die Aktivistin Merav Bat-Gil arbeitet für die Organisation ASSAF, die in Israel Flüchtlingshilfe leistet. Wir befragten sie zum Stand der Dinge.
iz3w: Was erzählen Überlebende der Folter auf dem Sinai, die bei Ihrer Organisation Unterstützung suchen?
Merav Bat-Gil: Die Flüchtlinge erzählen uns entsetzliche Geschichten darüber, wie sie entführt oder einfach zu den Foltercamps abtransportiert wurden, wie sie dort über Tage oder Monate ohne Unterlass gefoltert wurden, um von ihren Familien Geld zu erpressen. Diejenigen, die der Folter entkommen konnten, berichten von Vergewaltigungen, Elektroschocks. Sie wurden verbrannt oder an den Füßen aufgehängt, andere an den Armen. Sie wurden gezwungen, ununterbrochen zu arbeiten, im Bau, in der Reinigung. Frauen und Mädchen haben Fürchterliches erlebt. Die meisten Überlebenden von Folter kamen allerdings vor 2012 nach Israel, denn seit die Grenze zu Ägypten verriegelt ist, schafft es kaum noch jemand hinüber. Inzwischen nehmen die Flüchtlinge wieder den Weg über Libyen, wo sie nicht selten ein ähnliches Schicksal ereilt.
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