08. Mai 2015 · Kommentare deaktiviert für Marine, Bundeswehr: Retten und dann schießen? · Kategorien: Deutschland, Italien, Libyen, Mittelmeerroute · Tags: ,

Das Alarm Phone war heute in ständigem Kontakt mit den Boat-people, die nach SOS schliesslich von einem deutschen Kriegsschiff gerettet wurden. Die beiden Bundeswehr-Schiffe sind vor Tripolis und Zuwara stationiert, entweder zum Retten von Boat-people oder zum mehrfach angekündigten Beschuss von potentiellen Flüchtlingsbooten. Die italienische Regierung wendet sich am Montag mithilfe anderer EU-Staaten an den UN-Sicherheitsrat, um den kriegerischen Beschuss von Schiffen an der libyschen Küste und Kommandoaktionen dort zu erwirken.

Spiegel.Online

Einsatz im Mittelmeer: Deutsche Marine rettet 430 Flüchtlinge

Vor der Küste Libyens haben zwei Schiffe der Bundeswehr mehr als 400 Menschen gerettet. Die Flüchtlinge werden nach Italien gebracht.

Marinesoldaten der Bundeswehr haben bei ihrem ersten Einsatz im Mittelmeer rund 430 schiffbrüchige Flüchtlinge gerettet. Die Fregatte „Hessen“ nahm am Freitag etwa 250 Menschen an Bord, darunter 30 Frauen und fünf Kinder. Die Flüchtlinge waren mit einem Holzboot unterwegs gewesen, das 50 Kilometer von der libyschen Küste entfernt unterzugehen drohte.

Wie das Einsatzführungskommando der Bundeswehr berichtete, erhielt auch das zweite der beiden Bundeswehrschiffe, die diese Woche ins Mittelmeer geschickt worden waren, einen Auftrag vom Rettungszentrum der italienischen Marine in Rom.Der Einsatzgruppenversorger „Berlin“ half in einem Seegebiet rund 70 Kilometer nordöstlich der libyschen Hauptstadt Tripolis 180 Menschen. Sie waren mit zwei motorisierten Schlauchbooten in Seenot geraten.

Die beiden Schiffe bringen die Flüchtlinge in italienische Häfen, so haben es die Regierungen in Berlin und Rom vereinbart.

Die Bundesregierung hatte nach dem EU-Flüchtlingsgipfel im April angeboten, sich mit zwei Schiffen an der Seenotrettung im Mittelmeer zu beteiligen. Die meisten Schleuser bringen Flüchtlinge und illegale Einwanderer derzeit über Libyen nach Europa. In dem Land ist die staatliche Ordnung weitgehend zusammengebrochen.

Die EU-Staaten beschlossen nach den jüngsten Vorfällen, ihre Marinemission im Mittelmeer auszuweiten. So wurden die Mittel für die EU-Grenzschutzmission „Triton“ verdreifacht, ihr Einsatzgebiet blieb jedoch auf die italienischen Küstengewässer beschränkt.

Die beiden deutschen Schiffe sind nicht Teil von „Triton“, sondern helfen Italien bei der Seenotrettung als eine Art „Subunternehmer“, wie es ein Sprecher des Bundesinnenministeriums ausdrückte. Zum exakten Einsatzgebiet für die Rettungseinsätze gibt es bislang keine konkreten Angaben der Bundesregierung.

Italiener entdecken viele Leichen in Unglückswrack

Der US-Botschafter bei der Nato, Douglas E. Lute, sagte, die Europäische Union könnte bei der geplanten Bekämpfung von Schleuserbanden im Mittelmeer Unterstützung von der Nato erhalten – beispielsweise durch den Austausch von Informationen. Die Führungsrolle müsse bei einer Militäroperation aber klar bei der EU liegen.

In dem Wrack des Flüchtlingsbootes, das vor drei Wochen nördlich von Libyen im Mittelmeer gekentert war, entdeckte die italienische Marine am Freitag zahlreiche Leichen. Bei dem Unglück vor drei Wochen waren etwa 800 Menschen ums Leben gekommen. Das Boot war am Vortag rund 157 Kilometer nordöstlich der libyschen Küste in etwa 375 Metern Tiefe lokalisiert worden.“Wir können bestätigen, dass die Zahl der Opfer bei 700 bis 800 liegen könnte“, sagte der Staatsanwalt in Catania auf Sizilien, Giovanni Salvi. Es werde nun überlegt, das Wrack zu bergen. Dabei soll auch geprüft werden, ob Flüchtlinge unter Deck eingesperrt waren. Das Flüchtlingsunglück am 18. April war das wohl schlimmste bisher im Mittelmeer.

Nur 24 Leichen hatten nach dem Unglück geborgen werden können. 28 Menschen überlebten. Augenzeugen hatten damals berichtet, dass viele Migranten unter Deck eingesperrt gewesen seien. Zwei mutmaßliche Schlepper – der Kapitän und ein Besatzungsmitglied – wurden festgenommen.

fab/AFP/dpa

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